Berichte aus Energie- und Umweltforschung 2/1999
Biomassebewirtschaftungskonzepte auf Basis einer Nutzenoptimierung
Inhaltsbeschreibung
Ein wesentlicher Anteil der CO2-Emissionen geht auf die im derzeitigen Energieversorgungssystem zum Einsatz kommenden fossilen Kohlenwasserstoffe zurück. Biomasse als C02-neutraler Energieträger kann durch die Substitution fossiler Energieträger einen wichtigen Beitrag zur Reduktion der C02-Belastung leisten. Die Einsatzmöglichkeiten von Biomasse beschränken sich jedoch nicht auf die Energiebereitstellung, es bestehen auch vielfältige stoffliche Nutzungsmöglichkeiten: Die Herstellung von Produkten auf der Basis nachwachsender Rohstoffe als Alternative zu Produkten aus nicht erneuerbaren Rohstoffen ist im Hinblick auf die Zielsetzung einer nachhaltigen Entwicklung ebenfalls von Bedeutung.
Aktuelle Forschungsergebnisse machen jedoch deutlich, dass Biomasse unter dem Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung als knapper Rohstoff betrachtet werden muss: Die Nutzung von Biomasse ist aus ökologischen Gründen nicht unbeschränkt möglich, da mit der menschlichen Entnahme von Biomasse die im Ökosystem verfügbare Biomasse und damit Energiemenge verringert wird, was vielfältige ökologische Auswirkungen, u.a. auf die Nahrungsketten und -netze, haben kann.
Notwendig ist es daher, regional angepasste, sektorübergreifende Biomassebewirtschaftungskonzepte zu entwickeln, die mit dem geringstmöglichen Einsatz an Biomasse den größtmöglichen energetischen und stofflichen Nutzen gewährleisten. Von zentraler Bedeutung für die Optimierung der Biomassenutzung ist die Auflösung der Grenzen zwischen Energiewirtschaft, Abfall- bzw. Rohstoffwirtschaft sowie Landwirtschaft. Ziel des beschriebenen Projektes ist es, mit der Erarbeitung von Grundlagen einen Beitrag zur Nutzungsoptimierung von Biomasse zu leisten.
Dazu wurde eine Vorgangsweise zur Ermittlung regional optimaler Biomassenutzungswege erarbeitet und eine Abschätzung ungenutzter Biomassepotentiale vorgenommen.
Potentielle Konflikte zwischen energetischer und stofflicher Nutzung von Biomasse können entschärft werden, indem zuerst bisher nicht genutzte Potentiale identifiziert werden und hierfür die optimalen Nutzungsmöglichkeiten ermittelt werden.
Die für Österreich recherchierten Potentiale repräsentieren (einer vorsichtigen Schätzung zufolge) eine ungenutzte Energiemenge von etwa 60 PJ pro Jahr, die genutzt werden kann, ohne die zusätzliche Aneignung von Nettoprimärproduktion (Biomasseentnahme aus der Natur) zu steigern. Diese Menge ist erheblich, wenn man bedenkt, dass der Endenergieeinsatz an Biomasse derzeit 125 PJ pro Jahr beträgt (EVA 1997).
Wegen Datenmängeln sind in der folgenden Aufstellung die Reststoffe aus der Nahrungs- und Genussmittelverarbeitung nicht berücksichtigt.
Berücksichtigt man die Ziele der österreichischen Energiepolitik, des Nationalen Umweltplans und einer nachhaltigen Entwicklung allgemein, wird deutlich, dass die energetische Verwertung biogener Reststoffe ein sinnvoller Weg zur Erreichung dieser Ziele ist: Die kaskadische Biomassenutzung kann erheblich zur Erhöhung des Anteils nachwachsender Energieträger am Energieträgermix beitragen, sie entspricht den Kriterien des im nationalen Umweltplan geforderten Ressourcenmanagements und schont das ökologisch knappe Gut Biomasse.
Diese Potentiale sind jedoch derzeit aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen beschränkt nutzbar. Die Gründe dafür sind:
- Fehlende Datengrundlagen im Bereich des Gewerbes (Nahrungsmittelproduktion, Gastgewerbe)
- Fehlende Schnittstellen zwischen kommunaler Abfallwirtschaft, Energiewirtschaft, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe
- Nicht adäquate Qualität der biogenen Reststoffe
Zusammenfassend lassen sich folgende Empfehlungen zur Steigerung der Effizienz der Biomassenutzung ableiten:
- Erarbeitung von Qualitätskriterien für Eingangsstoffe von Biomasse-Nutzungswegen.
Wird eine mehrstufige Nutzung von Rohstoffen angestrebt, so müssen Kriterien an Eingangsstoffe angelegt werden, die eine entsprechende Qualität des Rückstandes für den nachfolgenden Nutzungsschritt gewährleisten. Ein wichtiger Beitrag wäre beispielsweise die Erstellung von Kriterien für den Holzbau (vgl. nächster Absatz). - Erstellung von ECO-Design-Richtlinien für den Holzbau
Das Altholzaufkommen aus dem Baubereich stellt ein wichtiges Reststoff-Potential dar und wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Aufgrund nicht adäquater Materialbeschaffenheit bleibt das Potential oft ungenutzt. Wird bereits bei der Produktentwicklung grundsätzlich ein materieller und energetischer Produktnutzen definiert, so ergeben sich Anforderungen an die Behandlung von Holz und an die Konstruktion von Bauteilen. - Förderung der Effizienz der Biomasse-Nutzung vor Förderung des Biomasse-Einsatzes
Bei der Formulierung von Förderprogrammen sollten gezielt jene Technologien berücksichtigt werden, die zur Steigerung der Effizienz der Biomassenutzung beitragen. Dazu ist beispielsweise die Biogastechnologie zu zählen. - Förderung der Verbreitung der Biogasnutzung
Sinnvoll sind daher Aktivitäten zur Verbreitung der Biogasnutzung und zur Weiterentwicklung der Technologie. - Schließen der Datenlücken bezüglich verfügbarer Reststoffe aus Gewerbe, Pflanzenbau sowie kommunaler Abfallsammlung und Verfügbarmachen von Informationen für die Beschreibung des regionalen Naturraumpotentials
Optimale Biomassenutzungswege können nur ermittelt werden, wenn die Datengrundlagen zur Verfügung stehen. - Pilotprojekte zu Initiierung von sektorübergreifenden Kommunikationsprozessen
Gemeinden nehmen eine Schlüsselrolle bei Umsetzung von innovativen regionalplanerischen Konzepten ein. Sie sind Ausgangspunkt für die Umsetzung innovativer, sektorenübergreifender regionalplanerischer Ansätze. Kommunikationsschranken, die aufgrund von fachlicher Spezialisierung entstanden sind (vgl. HALLER 1996), lassen sich aufgrund persönlicher Kontakte leichter überwinden. Die Umsetzung von Pilotprojekten kann im Rahmen von Interreg-Programmen, Ziel-5b-Förderungen und Programmen wie ALTENER ll erfolgen. - Erstellung von ECO-Design-Richtlinien für den Holzbau
Das Altholzaufkommen aus dem Baubereich stellt ein wichtiges Reststoff-Potential dar und wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Aufgrund nicht adäquater Materialbeschaffenheit bleibt das Potential oft ungenutzt. Wird bereits bei der Produktentwicklung grundsätzlich ein materieller und energetischer Produktnutzen definiert, so ergeben sich Anforderungen an die Behandlung von Holz und an die Konstruktion von Bauteilen. - Förderung der Effizienz der Biomasse-Nutzung vor Förderung des Biomasse-Einsatzes
Bei der Formulierung von Förderprogrammen sollten gezielt jene Technologien berücksichtigt werden, die zur Steigerung der Effizienz der Biomassenutzung beitragen. Dazu ist beispielsweise die Biogastechnologie zu zählen. - Förderung der Verbreitung der Biogasnutzung
Sinnvoll sind daher Aktivitäten zur Verbreitung der Biogasnutzung und zur Weiterentwicklung der Technologie. - Schließen der Datenlücken bezüglich verfügbarer Reststoffe aus Gewerbe, Pflanzenbau sowie kommunaler Abfallsammlung und Verfügbarmachen von Informationen für die Beschreibung des regionalen Naturraumpotentials
Optimale Biomassenutzungswege können nur ermittelt werden, wenn die Datengrundlagen zur Verfügung stehen. - Pilotprojekte zu Initiierung von sektorübergreifenden Kommunikationsprozessen
Gemeinden nehmen eine Schlüsselrolle bei Umsetzung von innovativen regionalplanerischen Konzepten ein. Sie sind Ausgangspunkt für die Umsetzung innovativer, sektorenübergreifender regionalplanerischer Ansätze. Kommunikationsschranken, die aufgrund von fachlicher Spezialisierung entstanden sind (vgl. HALLER 1996), lassen sich aufgrund persönlicher Kontakte leichter überwinden. Die Umsetzung von Pilotprojekten kann im Rahmen von Interreg-Programmen, Ziel-5b-Förderungen und Programmen wie ALTENER ll erfolgen.
Bibliographische Daten
Biomassebewirtschaftungskonzepte auf Basis einer Nutzenoptimierung
Susanne Geissler, Henriette Gupfinger, Helmut Haberl, Tristan Jorde, Heidi Adensam (alle: Österreichisches Ökologieinstitut)
Berichte aus Energie- und Umweltforschung 2/1999
Im Auftrag des Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr
126 Seiten
Wien, Mai 1998