Berichte aus Energie- und Umweltforschung 5b/1996
15 Jahre Biomasse Nahwärmenetze in Österreich - Kurzfassung

Bisherige Entwicklungen - Neue Herausforderungen

Inhaltsbeschreibung

Österreich ist eines der wenigen Beispiele für die erfolgreiche Einführung von Biomasse-Nahwärmesystemen. Das legt nahe, die dafür maßgebenden Faktoren genauer zu untersuchen um mit der Einführung anderer Alternativenergiesysteme zu vergleichen. Das Forschungsprojekt "Pathways from small scale experiments to sustainable regional development" wurde im Rahmen des EU-Forschungsprogramms "Sozioökonomische Umweltforschung" gemeinsam mit einem griechischen und einem dänischen Forscherteam durchgeführt. Neben Biomasse-Nahwärmesystemen in Österreich wurden die Einführung von Windenergie in Dänemark und von Solarkollektoren in Griechenland untersucht. Im Rahmen eines unabhängigen Projekts wurde auch die Einführung von Solarkollektoren in Österreich untersucht.

Parallel zu dem EU-Forschungsprojekt beauftragte das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst das Institut für Technikfolgen-Abschätzung mit der umsetzungsorientierten Aufarbeitung der Resultate. Der vorliegende Kurzbericht stellt die Ergebnisse dieser Arbeit dar.

Er basiert auf den Arbeiten eines Teams von Technikern (Harnes Schmidl, Christian Rakos), einer Wirtschaftsinformatikerin (Heidi Grundwald), eines Entwicklungsexperten (Gerhard Kurze), zweier Soziologen (Alex Belschan, Andreas Obrecht), eines Beraters (Horst Scheuer) und eines Praktikers (Mathias Pober). Die empirische Grundlage der Arbeit stellen 40 mündlichen Interviews und 40 schriftlichen Befragungen von Betreibern von Biomasse-Nahwärmenetzen sowie eine schriftliche Befragung von insgesamt 593 Wärmekunden in 9 Ortschaften mit Biomasse-Nahwärmeanlagen dar. Außerdem wurden mehr als 60 Experteninterviews mit Wissenschaftlern, Technikern, Vertretern der Industrie sowie Beratern und Beamten der verschiedenen Landesregierungen durchgeführt. Neben dieser Kurzfassung gibt es eine 65-seitige Langfassung sowie 9 Teilberichte, die gegen Kostenersatz vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung bezogen werden können.

Die bisherige Entwicklung
Seit Anfang der achtziger Jahren wurden in ganz Österreich über 220 Biomasse-Nahwärmenetze errichtet. In diesen Anlagen wird mit heimischen erneuerbaren Energieträgem (vorwiegend Rinde, Restholz aus der Sägeindustrie und bäuerliches Hackgut, in einzelnen Fällen auch Stroh) in einer Heizzentrale Warmwasser erzeugt, das über ein meist kleinräumiges Fernwärmenetz (daher "Nahwärme") zur Wärmeversorgung kleinerer Ortschaften oder Ortsteile dient.

Dieses System bietet einen hohem Komfort für die Wärmekunden, eine starke Verringerung der lokalen Emissionen aus dem Hausbrand, eine Verringerung der CO2 Emissionen sowie regionalwirtschaftliche Impulse. Es ist aber auch kostspielig, technisch noch nicht zur Gänze ausgereift und stößt häufig auf Probleme bei der Umsetzung. Daher - so zeigt die vorliegende Studie - war und ist die erfolgreiche Einführung dieser Technologie kein "Selbstläufer", sondern bedarf eines Einführungsmanagements, das sich nicht auf die Vergabe von Fördermitteln beschränken darf. Politische Initiative wird notwendig sein, damit dieser international anerkannten Erfolg nicht an technischen und wirtschaftlichen Problemen scheitert.

Bibliographische Daten

"15 Jahre Biomasse Nahwärmenetze in Österreich"
Christian Rakos (Institut für Technikfolgen-Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften)

Berichte aus Energie- und Umweltforschung 5b/1996

Im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst
68 Seiten
Wien, Februar 1996