Szenarien für die biobasierte Industrie in Österreich (BBI-Szenarien)

Um die Umsetzung der österreichischen Bioökonomiestrategie Österreichs (BMNT, BMBWF & BMVIT, 2019) zu unterstützen, wurden drei Szenarien für die biobasierte Industrie in Österreich entwickelt. Die vorliegende Studie soll als solide Übersicht und als Startpunkt für weitere Detailstudien auch von weiteren Forscher:innen dienen.

Kurzbeschreibung

Diese drei Szenarien decken unterschiedliche realistische Transformationspfade für die biobasierte Industrie ab und sollen damit sowohl die Diskussion zur Strategiefindung innerhalb der
biobasierten Industrie und in weiterer Folge der Bioökonomie maßgeblich vorantreiben.

Diese drei Szenarien fokussieren sich auf die ...

  • Forcierung von bereits möglichst ausgereiften biobasierten Technologiepfaden (TMR),
  • Erweiterung der bestehenden und möglichen biobasierten Nutzungskaskaden (UCI) und
  • Fokussierung auf eine so weit als möglich biobasierte Kreislaufwirtschaft (CEF).

Ein wesentliches Ergebnis aus den Szenarien ist, wie sich der biobasierte Anteil innerhalb der betrachteten Fertigproduktgruppen in den drei Szenarien entwickelt (siehe Abbildung 1).

Im TMR-Szenario (Technology & Market Readiness) zeigen sich die geringsten biobasierten Anteile, wenngleich diese im Vergleich zum BAU-Szenario deutliche Sprünge nach oben darstellen. Das UCI-Szenario (Utilisation Cascades Increase) stellt eine weitere Steigerung in puncto biobasierte Anteile dar. Im CEF-Szenario (Circular Economy Focus) sinkt dieser Anteil bei manchen Fertigproduktgruppen und steigert sich weiter bei anderen Gruppen. Dies liegt darin begründet, dass im UCI-Szenario durch die Erweiterung der Nutzungskaskaden mehr Druck darauf liegt, biobasierte Rohstoffe einzusetzen. Das zeigt sich vor allem bei den Fertigproduktgruppen Farben und Lacke, Klebstoffe, Maschinenöle und Schmiermittel, die trotz allgemein höheren biobasierten Anteiles im CEF-Szenario im UCI-Szenario den höheren spezifischen biobasierten Anteil aufweisen.

Aus den erarbeiteten Stoffmengengerüsten, den biobasierten Anteilen und den gewählten Technologiepfaden wurde der jeweilige zusätzliche biobasierte Rohstoffbedarf berechnet. Zusätzlich heißt in diesem Kontext, dass in allen drei Szenarien die Differenz zum BAU-Szenario (Business As Usual) gebildet wurde. Somit sind bereits weitestgehend vollständig biobasierte Industriesparten wie zum Beispiel die Papierindustrie gänzlich ausgeklammert worden. Ebenso bereits aktuell biobasierte Anteile.

Abbildung 2 zeigt, dass ein hoher zusätzlicher biobasierter Rohstoffbedarf für Pharmazeutika sowie für Haushaltswaren, Verpackungen, Industrieprodukte und Baubedarf aus Kunststoffen zu erwarten ist. Hier zeigten sich Technologiepfade auf Basis von Lignocellulose als deutlich rohstoffeffizienter. Selbstverständlich senken auch geschlossene Rohstoffkreisläufe den benötigten Rohstoffverbrauch deutlich.

Zu betonen ist, dass zum Beispiel bei Pharmazeutika mit dem berechneten und abgebildeten Rohstoffbedarf nicht nur die rund 14.000 Tonnen Inlandsverbrauch abgedeckt sind, sondern auch die knapp 102.000 Tonnen Exporte.

Weitere große Bedarfsmengen treten bei den Fertigproduktgruppen Haushaltswaren, Verpackungen, Industrieprodukte und Baubedarf aus Kunststoffen auf.

Für die drei Szenarien wurde für die neu hinzukommende biobasierte Industrie eine Spanne von 17.292 Beschäftigte im TMR-Szenario über 21.062 Beschäftigte im UCI-Szenario bis 26.656 Beschäftigte im CEF-Szenario berechnet. Diese Anzahl stellt die Beschäftigten in der biobasierten Industrie im Vergleich zum BAU-Szenario dar. Ob und wie viele „konventionelle" Beschäftigte in der jeweiligen Industriebranche wegfallen, konnte mit dem generischen Ansatz nicht ermittelt werden und bräuchte einen branchenspezifischen Ansatz, um eine belastbare Aussagekraft zu haben.

Darüber hinaus wurde abgeschätzt, dass eine Spanne an Emissionseinsparungen von 1,78 Mio. CO2-Äquivalenten im TMR-Szenario über 2,16 Mio. CO2-Äquivalente im UCI-Szenario bis hin zu 2,74 Mio. CO2-Äquivalente im CEF-Szenario möglich sind. Das entspricht 11 bis 16 % der gesamten aktuellen Treibhausgase in der Industrie (Anderl, et al., 2022), die durch die zusätzlich hinzukommende biobasierte Industrie eingespart werden könnte.

Abbildungen

Publikationen

Szenarien für die biobasierte Industrie in Österreich (BBI-Szenarien)

Um die Umsetzung der österreichischen Bioökonomiestrategie Österreichs (BMNT, BMBWF & BMVIT, 2019) zu unterstützen, wurden drei Szenarien für die biobasierte Industrie in Österreich entwickelt. Die vorliegende Studie soll als solide Übersicht und als Startpunkt für weitere Detailstudien auch von weiteren Forscher:innen dienen. Schriftenreihe 17/2022
T. Steffl, V. Reinberg
Herausgeber: BMK
Deutsch, 52 Seiten

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Projektbeteiligte

Ing. Thomas Steffl, MSc.
scenario editor e.U.

DIin (FH), Mag.a Veronika Reinberg
alchemia-nova GmbH