Lehm - Passiv Bürohaus Tattendorf

Lehm-Passivhaus, nach allen Grundsätzen der Nachhaltigkeit und der Baubiologie aus industriell vorgefertigten, großflächigen Bauteilen errichtet.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Die Motivation zur Entwicklung des Projekts "Lehm Passiv Bürohaus Tattendorf" war die Unzufriedenheit mit der Situation eines stark unterschiedlichen Standes der Technik in drei projektrelevanten Bereichen:

  1. nachhaltige Energieerzeugung,
  2. nachhaltige Energieeinsparungstechniken und
  3. Einsatz nachhaltiger Baumaterialien.

Aus historischen Gründen hinkt die Entwicklung energiesparender Bauweisen hinter der enormen Entwicklung auf dem Sektor der Erzeugung erneuerbarer Energien her. Passivhaus-Bauweisen, die ja erst durch gezielte Auswahl der Baumaterialien konsequent nachhaltig werden, gibt es überhaupt erst in Ansätzen. Der Sektor Bauwirtschaft nimmt aber beim notwendigen Strukturwandel unserer industriellen Zivilisation zur Nachhaltigkeit wegen seines hohen Energie- und Rohstoffeinsatzes eine Schlüsselstellung ein. Daher erschien ein Bauprojekt sinnvoll, das versucht die Bereiche 2 und 3 so zu optimieren, dass bereits mit dem heutigen Stand der Technik der Erzeugung erneuerbarer Energie komfortabel das Auslangen gefunden werden kann und darüber hinaus das "Naturkapital" (Anm.1) bewahrt wird.

Inhalt

Der Inhalt des Projektberichts ist in seinem ersten Abschnitt nach dem Ablauf der Herstellung des Gebäudes gegliedert. Der zweite Abschnitt erläutert, vom Fundament ausgehend bis zum Grasdach die angewandten Planungskonzepte für die Ausführung der Bauteile und ihre Funktion im Gesamtkonzept eines nachhaltigen Passivhauses.

Ziele des Projekts

  • Die Entwicklung eines kommerziell umsetzbaren, wirklich nachhaltigen Passivhaus-Baukonzepts. Dazu notwendige, neuen Lehmbaustoffe, -produkte und -techniken sollten von unserer Firma marktreif entwickelt und angeboten werden.
  • Unsere Lehm-Fachverarbeitungsbetriebe lernen die neuesten Verarbeitungstechniken im Zusammenhang mit dem PH-Bau kennen.
  • Optimierung des Raumklimas. Planer und Konsumenten sollen den unvergleichlichen raumklimatischen Komfort in diesem auch als Schau-Objekt konzipierten Bürogebäude unmittelbar erleben können.
  • Zeigen, dass dieser Komfort am besten mit echten, chemisch nicht stabilisierten Lehmbaustoffen möglich ist.
  • Zeigen, dass nachhaltige, moderne Architektur Holz, Lehm und Glas bedeutet, statt Beton, Stahl und Glas und dass die funktionelle Verwendung von Holz und Lehm nicht ein Griff in die architektonische Mottenkiste sondern ein Neubeginn ist.

Methode der Bearbeitung

Für das anspruchsvolle Konzept eines nachhaltigen Passivhauses war es erforderlich die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Fachleuten aus den verschiedenen Projektrelevanten Fachgebieten aufwändig in die Planung zu integrieren. Dabei wurde natürlich versucht jeweils den neuesten Stand der Technik zu erreichen.

Daten

Besonders Gebäudesimulationsverfahren (s. Anhang "Südfassade") für die Optimierung von Entwurfs-Varianten wurde vom Team aus Architekt, Software-Entwickler, Haustechniker und Projektkoordinator große Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Anwendung eines Simulationsprogramms für Feuchte in Bauteilen erschien in diesem Projekt nicht zielführend, da zu wenig gesicherte technische Messdaten für Stroh und Lehm existieren. Die gesamte Gebäudehülle wurde mit Sonden zur Feuchtemessung bestückt um das Langzeit-Feuchteverhalten der Bauteile in der Praxis beobachten zu können. Daten zum Raumklima werden auch von der AAE im Rahmen eines HdZ - Projekts gesammelt und ausgewertet.

Ergebnisse

Es ist gelungen ein kommerziell genutztes Gebäude als "begehbare Studie" zu schaffen, das die Aspekte der Nachhaltigkeit, der Baubiologie und des Energiesparens anschaulich integriert. Das Grundkonzept der Vorfertigung von großflächigen Modulen hat sich für die Lehm/Holz/Stroh - Passivhaus-Bauweise als optimal erwiesen. Für die künftige Fertigung ergaben sich wertvolle Erkenntnisse über die Detailausführungen zur Erhöhung des Vorfertigungsgrades und zur Kostensenkung. Alle Abläufe der Transportlogistik mit Straße und Bahn, sowie die Montage der Module funktionierten planmäßig, schnell und ließen auch flexibel auf Schlechtwetter reagieren. Die Gebäude-Außenhülle aus n&l Biofaserlehm konnte bereits ihre erwartete Haltbarkeit bei einem 122 km/h Regensturm beweisen. Ein versuchsweise eingebautes Fassadenfeld, mit einem transluziden Schilfplatten-Wärmedämmelement erwies sich in jeder Hinsicht als günstig und wird ebenfalls in seinem Langzeitverhalten studiert. Es gelang, viele weitere wesentliche neuartige Bau-Details wie z.B. die Lehm-Vliestechnik zufrieden stellend in die Praxis einer wirklich nachhaltigen Holz-Lehm Passivhausbauweise umzusetzen. Bereits im Rohbaustadium wurde von Besuchern das Klima im Gebäude als sehr angenehm empfunden, was unter anderem auf die systematische Vermeidung aller wesentlichen Quellen für synthetische VOCs, wie z.B. synthetische organische Kleber zurückzuführen sein dürfte.

Bei einer quantitativen ökologischen Bewertung der Herstellung durch das IBO Wien erhielt das Gebäude mit null von 100 OI3 Punkten die beste mögliche Bewertung.

Projekt-Bilder

Nutzungshinweis: Die unter Projekt-Bilder aufgelisteten Bilder stammen aus den Projekten, die im Rahmen der Programme Stadt der Zukunft, Haus der Zukunft und IEA Forschungskooperation entstanden sind. Sie dürfen unter der Creative Commons Lizenz zur nicht-kommerziellen Nutzung unter Namensnennung (CC BY-NC) verwendet werden.

Publikationen

Energietechnische und baubiologische Begleituntersuchung Lehm-Bürogebäude Tattendorf

Schriftenreihe 65/2009 W. Wagner, D. Jähnig. A. Prein, F. MauthnerHerausgeber: BMVIT 
Deutsch, 63 Seiten

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Lehm - Passiv Bürohaus Tattendorf

Schriftenreihe 29/2005 R. Meingast 
Deutsch, 85 Seiten, vergriffen

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Projektbeteiligte

Projektleiter

Roland Meingast
Fa. natur&lehm Lehmbaustoffe GmbH

Projekt- und Kooperationspartner

  • Arch. Prof. Dipl.Ing.Wolfgang Reinberg, Architekturbüro Reinberg
  • Dr. Karlheinz Hollinsky & Partner Ziviltechnikerges.m.b.H.
  • Ing. Erich Longin; Fa. Longin Holzbau GmbH
  • Franz u. Andreas Zöchbauer, Fa. Zöchbauer
  • Akad. Malerin Irena Racek
  • Arch. Bernhard Oberrauch
  • Ing. Franz Waxmann
  • DI Jürgen Obermaier Techn. Büro Käferhaus
  • DI Dr.Walter Felber
  • Mag. Michael Ölinger
  • Anton Vorauer WWF
  • Ing. Gerald Wittmann
  • Prof Dipl..Ing . Peter Pauli, Universität der Bundeswehr München
  • DI Walter Leiler, TBL Techn. Büro DI Leiler
  • Ing. Werner Vogel; Managementbüro für Forschung und Entwicklung

Kontaktadresse

Roland Meingast
Fa. natur&lehm Lehmbaustoffe GmbH
Oberwaltersdorferstraße 2c
A-2523 Tattendorf / Nö (Österreich)
Tel.: +43 (2253) 81030
Fax: +43 (2253) 81030-18
E-Mail: info@lehm.at