Abschließender Besuch der „Haus der Zukunft“-Leitprojekte

Monitoring von Gründerzeit mit Zukunft; Präsentation und Diskussion im Büro von e7 Energiemarktanalyse

Nach der Besichtigung der Eberlgasse traf sich das Team im Büro von e7, wo Monitoring-Ergebnisse der Projekte vorgestellt wurden und zahlreiche weitere Projektbeteiligte dazu stießen, z.B. Karin Sammer vom ÖVI und Margarete Havel, die das soziale Monitoring bei den Sanierungsprojekten durchführen bzw. durchgeführt haben; Fritz Oettl von pos architekten hatte einen Prototypen eines Fensters für die Sanierung von Gründerzeitgebäuden im Rahmen von GdZ entwickelt. Auch mehrere VertreterInnen des Demonstrationsprojekts David's Corner, das kurz vor dem Treffen fertig gestellt worden war, nahmen an der Präsentation teil. Bei dem zum Zeitpunkt der Exkursion noch nicht abgeschlossenem Projekt zum Ensemble David's Corner in Favoriten stand insbesondere die Aufwertung der Hofsituation im Fokus. Eine gebäudeübergreifende Lösung für eine kontrollierte Wohnraumlüftungsanlage wurde entwickelt.

Leitprojektmanager Walter Hüttler von e7 betonte, dass nicht nur Berichte als Ergebnis vorliegen, sondern schöne und insbesonders umgesetzte Projekte. Ein Ergebnis des Leitprojekts „Gründerzeit mit Zukunft" (GdZ) sind die technischen Machbarkeitsstudien, die Arbeitsbehelfe zu organisatorischen, rechtlichen und wohnrechtlichen Fragen darstellen und als Leitfaden für die prozesshafte Umsetzung von Sanierungen in bewohntem Zustand dienen. Drei Projekte sind bereits vollständig abgeschlossen, Unterlagen stehen online unter www.gruenderzeitplus.at zur Verfügung. e7 ist in weiterführenden europäischen Projekten beteiligt, z.B im Projekt HISTOOL zu einem Tool zur Entscheidungsunterstützung. Ein weiteres Folgeprojekt ist die Sanierung eines Gebäudes in der Mariahilferstraße 182, bei der ein hochdämmender Aerogelputz zum Einsatz kommt. Das Projekt wird gemeinsam mit akp Architekten und den Bauphysikern von Schöberl & Pöll durchgeführt.

Johannes Rammerstorfer stellte Ergebnisse des Monitorings der Projekte Eberlgasse, Kaiserstraße und Wißgrillgasse vor, bei dem Energiedaten und Komfortparameter ausgewertet wurden. Auch die Bauwerkskosten und Errichtungskosten der Gebäude wurden verglichen. Für das Projekt Kaiserstraße liegt der reale Heizwärmeverbrauch signifikant über dem errechneten Bedarf. Eine Ursache liegt darin, dass bei der Innendämmung die Wärmebrücken in der Berechnung zu wenig berücksichtigt werden. Beim Monitoring des Passivhauses in der Eberlgasse zeigte sich, dass die Verbräuche der unterschiedlichen Wohnungen sehr verschieden sind, das NutzerInnenverhalten also ein entscheidender Parameter ist. Für eine gerechte Aufteilung von Kosten wäre es eine Überlegung wert, Betriebskosten nicht nach Quadratmetern vorzuschrieben, sondern in Abhängigkeit vom realen Verbrauch. Auch der allgemeine Strombedarf ist in der Eberlgasse relativ hoch, wodurch es trotz des insgesamt sehr geringen Energieverbrauchs zu relativ hohen Kosten kommt. Die sanierten Gebäude in der Eberlgasse und Kaiserstraße sind Süd- bzw. Südwest-orientiert, weswegen das Überhitzungspotenzial enorm ist. Folgende Schlussfolgerungen konnten gezogen werden:

  • Die sommerliche Überhitzung muss stärker in der Planung berücksichtigt werden.
  • Die Lüftungsanlage soll bedarfsgerecht betrieben werden, im Winter ist zu niedrige Luftfeuchte zu vermeiden.
  • Die Optimierung des Stromverbrauchs ist ein wesentlicher Faktor für Energieeffizienz und niedrige Energiekosten.
  • Qualitätssicherung und Betriebsoptimierung durch Monitoring sind wichtig.

Zahlreiche Lessons learned gab es auch aus dem Gebäudemonitoring, das Monitoringkonzept soll jedenfalls mit dem Energiekonzept abgestimmt sein, weiters gelten:

  • Der kombinierte Evaluierungsansatz aus technischem und sozialwissenschaftlichen Monitoring hat sich insbesondere bei der Interpretation der gemessenen Komfortparameter als besonders wertvoll erwiesen.
  • Bei der Ablesung von Zählern innerhalb von Wohneinheiten kommt es zu praktischen Schwierigkeiten, die Situierung in allgemein zugänglichen Bereichen bzw. Funkzähler sind vorteilhaft.
  • Datenschutz: Es wird empfohlen, die schriftliche Zustimmung zur Verwendung der Daten vor Beginn der Messung einzuholen.
  • Frühzeitige Erstellung des Monitoringkonzepts sowie Abstimmung mit dem Bauherrn und Fachfirmen.
  • Schnittstelle Elektriker: genaue Kabellisten mit einwandfreier Beschriftung stellen die Grundlage einer gelungenen messtechnischen Auswertung dar.Für die Inbetriebnahme des Monitorings ist ein mehrtägiger Probebetrieb essentiell.
  • Standort Monitoring CPU auf übermäßige Wärmeentwicklung prüfen, eine Anbringung im Heizraum ist nicht empfehlenswert!

Auch die Datenerhebung und Abstimmung mit den Bauherrn für die Gebäudezertifizierung sind aufwändig und sollten nicht unterschätzt werden.

Paul Wegerer von der TU Wien berichtete vom Monitoring der Innendämmung in der Kaiserstraße, bei dem Wärmestrommessungen und in-situ U-Wert-Messungen vorgenommen worden waren. Eine Ziegelwand wurde über den gesamten Querschnitt mit Sensoren in unterschiedlicher Tiefe vermessen. Eine wichtige Conclusio: Ein Monitoring ist nur so gut, wie die Fühler versetzt sind. Im Winter wurden im Bestandsziegelmauerwerk hinter der Dämmung Werte deutlich unter dem Gefrierpunkt erreicht. Im Sommer heizte sich die Wand hingegen stark auf, Temperaturen bis zu 55°C wurden gemessen. Die Temperaturspanne beträgt somit ungefähr 60°, was bei Stahl-Glas-Fassaden zu Problemen führen kann. Auf die Westfassade des Klosters in der Kaiserstraße trifft viel Regen, ein Einfluss auf die Innendämmung war allerdings nicht nachweisbar, was an der schnellen Austrocknung infolge der solaren Einstrahlung liegt. Auch ein hydrophober Anstrich verhindert den Wassereintritt.

Siegfried Trimmel resümierte, dass Innendämmung von 7,5 cm problemlos funktioniert, in Abhängigkeit von der Lage der Fassade; gut ist SO-Lage. Die innen angebrachte Dämmung führt allerdings zu einer Verminderung der Nutzfläche.

Margarte Havel berichtete von der sozialwissenschaftlichen Begleitung der Projekte. Wichtig ist, den BewohnerInnen Information zur Verfügung zu stellen und dafür Sorge zu tragen, dass sie diese auch tatsächlich lesen und verstehen. Beim Projekt erfolgte die Information der Erstmieter durch den Architekten, für nachfolgende Zweitmieter wurde diese Aufgabe der Hausverwaltung übertragen. Abgefragt wurde die Zufriedenheit der BewohnerInnen mit den Technologien mit Schulnoten. Dabei kommen auch Mängel und Unzufriedenheiten wie die schlechte Trittschalldämmung im Bestand zur Sprache. Für die Hausverwaltung können die Informationen von den BewohnerInnen wichtig sein.

Verschattung wird in Zukunft ein wichtiges Thema sein, auch Sonnenschutzglas. Wichtig wäre ein Prozedere zu entwickeln, wem und wie die Daten von Monitoringprojekten kommuniziert werden können und wie sie zur Weiterentwicklung von Sanierungsprojekten allgemein genutzt werden können.

Abschließend erhielten die anwesenden Projektbeteiligten der Demonstrationsprojekte Wißgrillgasse, Kaiserstraße und Eberlgasse die Urkunden zur Auszeichnung als Demonstrationsgebäude von „Haus der Zukunft".

Download Präsentation von Johannes Rammerstorfer