Weltweit erste Grüne Bioraffinerie für Grassilage eröffnet
Die Grüne Bioraffinerie in Utzenaich ist ab sofort in Betrieb. In dieser Demonstrationsanlage wird das in Fabrik der Zukunft entwickelte Technologiekonzept zur vollständigen Verwertung von grüner Biomasse erstmals Realität:
Aus Gras-Silage werden mit modernsten Trenntechnologien hochwertige Aminosäuren und Milchsäure gewonnen. Die festen Rückstände werden in derangeschlossenen Biogasanlage in CO2-neutrale Energie umgewandelt. Dadurch wird aus Gras eine hohe stoffliche sowie energetische Wertschöpfung erzielt. Der Einsatz von lagerfähiger Gras-Silage ermöglicht den Ganzjahresbetrieb der Anlage.
Am 27. Mai 2009 fand die feierliche Eröffnung und Inbetriebnahme der Bioraffinerie Utzenaich in Oberösterreich statt. Diese europaweit richtungweisende Anlage wurde auf Basis von zahlreichen Forschungsarbeiten aus dem Programm Fabrik der Zukunft entwickelt und von einer internationalen Jury als Leuchtturmprojekt der Innovation mit großer Breitenwirkung ausgezeichnet.
Konzept Grüne Bioraffinerie
Die Grüne Bioraffinerie will – analog zu einer Erdölraffinerie – den Rohstoff "Gras" möglichst vollständig verarbeiten und dabei eine Vielzahl verkaufbarer Produkte herstellen. Frisches Gras hat allerdings den wesentlichen Nachteil nur wenige Monate im Jahr verfügbar zu sein. Deshalb setzt das österreichische Forscherteam auf Gras-Silage, denn im Silo gelagertes Gras ist ganzjährig verfügbar.
Im ersten Verarbeitungsschritt wird die Gras-Silage gepresst. Anschließend werden aus dem Press-Saft Milchsäure und Aminosäure als wichtige Grundstoffe für die Industrie gewonnen. Die dabei eingesetzten Trenntechnologien müssen einerseits effektiv und effizient zur gewünschten Produktreinheit führen und dürfen andererseits die Inhaltsstoffe nicht zerstören. Die festen Rückstände des Pressvorgangs werden in der bereits bestehenden Biogasanlage zur Energiegewinnung genutzt.
Demonstrationsanlage Utzenaich
In der Demonstrationsanlage am Standort der Biogasanlage Utzenaich wird bis zu vier Tonnen Gras-Silage pro Stunde gepresst. Die anschließende Aufarbeitung zu Milchsäure und Aminosäuren ist für 100 Liter Gras-Saft pro Stunde ausgelegt. Daraus können 6 bis 12 kg Aminosäure und 12 bis 16 kg Milchsäure pro Stunde gewonnen werden.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren soll im Technikumsmaßstab aufgezeigt werden, welche Verfahrensverschneidung notwendig ist, um im industriellen Maßstab marktfähige Produkte zu gewinnen.
Technische Daten
- Rohstoff: 3,3 Tonnen Silage pro Tonne Trockensubstanz
- Pressung: bis zu 4 Tonne Silage pro Stunde
- Aufbereitung: 100 Liter Gras-Saft pro Stunde
- Produktion: 6 - 12 kg Aminosäure pro Stunde
12 - 16 kg Milchsäure pro Stunde
Die Errichtung der Demonstrationsanlage wurde finanziert von:
BMVIT mit Fabrik der Zukunft, Land Oberösterreich, Kommunalkredit Private Consulting, Energie AG, Linz AG, OÖ. Ferngas, RAG
Weitere Informationen
- Ausgangssituation
- Konzept der Grünen Bioraffinerie
- Hauptprodukte der Grünen Bioraffinerie
- Verwertung der Grasfaserfraktion
- Gewinnung von Proteinen aus Grassäften
- Gewinnung von Milchsäure aus Grassilagesaft
Artikel zum Thema
- Rohstoffquelle Gras - Erste Grüne Bioraffinerie in Österreich verwertet überschüssige Grünlandbiomasse (5/2009)
- Weltneuheit: Gras statt Erdöl (12/2006)
Die Projekte im Rahmen von Fabrik der Zukunft
Im Rahmen des Programms "Fabrik der Zukunft" wurden in mehreren Teilprojekten die Grundlagen für ein wirtschaftlich rentables Modell einer Grünen Bioraffinerie in Österreich erarbeitet. Ausgangspunkt war ein Projektbündel "Grüne Bioraffinerie", welches sich aus drei Teilprojekten mit jeweils eigenen Zielen zusammensetzt:
GrüneBioraffinerie - Verwertung der Grasfaserfraktion
Projektleitung
DI Dr. Bruno Wachter, DI Michael Mandl, Dr. Herbert Böchzelt, Ao. Univ.-Prof. DI Dr. Hans Schnitzer
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH
Institut für NachhaltigeTechniken und Systeme (JOINTS),
A-8010 Graz, Elisabethstrasse 16-18 und A-8230 Hartberg, Am Ökopark 7 (Außenstelle Hartberg), www.joanneum.at
GrüneBioraffinerie - Gewinnung von Proteinen aus Grassäften
Projektleitung
Dipl.-Ing. Dr. Christian Krotscheck und Dipl.-Ing. Dr. Stefan Kromus
Kornberg Institut für nachhaltige Regionalentwicklung und angewandteForschung,
Steirisches Vulkanland Regionalentwicklung GmbH
Haus der Region, Dörfl 2, A-8330 Feldbach
Tel.: +43 (3152) 8575-330 (Fax: 8575-335)
E-Mail: ckrotscheck@imzentrum.at
GrüneBioraffinerie - Gewinnung von Milchsäure aus Grassilagesaft
Projektleitung
Dipl.-Ing. Dr. Christian Krotscheck und Dipl.-Ing. Dr. Stefan Kromus
Kornberg Institut für nachhaltige Regionalentwicklung und angewandteForschung,
Steirisches Vulkanland Regionalentwicklung GmbH
Haus der Region, Dörfl 2, A-8330 Feldbach
Tel.: +43 (3152) 8575-330 (Fax: 8575-335)
E-Mail: ckrotscheck@imzentrum.at
Alle drei Teilprojekte wurden 2003 abgeschlossen. Im Rahmen diesesProjektbündels konnte ein Know-How Vorsprung gegenüber anderen europäischenForschungsprojekten zu diesem Thema erreicht werden. Durch die Fortsetzungdieser Arbeiten und die Errichtung einer Pilotanlage kann dieseTechnologieführerschaft weiter ausgebaut werden.
Als Fortsetzung wurden zwei weitere Teilprojekte umgesetzt, die beide 2005abgeschlossen wurden. Diese Fortsetzungsprojekte dienten der Vertiefung undWeiterentwicklung der bestehenden Ergebnisse bzw. der Bearbeitung speziellerFragestellungen, die sich aus den vorhergehenden Arbeiten ergeben haben:
F1 Grüne Bioraffinerie - Aufbereitung und Verwertung der Grasfaserfraktion
Projektleitung
DI Michael Mandl, DI Niv Graf, Ing. Angela Thaller, Dr. Herbert Böchzelt, Prof. Hans Schnitzer
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH
Institut für NachhaltigeTechniken und Systeme (JOINTS),
A-8010 Graz, Elisabethstrasse 16-18, www.joanneum.at
F2 Grüne Bioraffinerie - Aufbereitung und Verwertung der Grasfaserfraktion
Projektleitung
Dr. Senad Novalin
Universität für Bodenkultur Wien
Department für Lebensmittelwissenschaften und -technologie
Muthgasse 18, 1190 Wien
Tel.: +43 (1) 36006-6288
Fax: +43 (1) 36006-6251
E-Mail: senad.novalin@boku.ac.at