Milchsäure stellt einen gefragten Chemierohstoff dar, der für die Produktion von biologisch abbaubaren Kunststoffen, umweltfreundlichen Lösungsmitteln, speziellen Chemikalien sowie in der Lebensmittelindustrie eingesetzt wird. Für Milchsäure gibt es einen breiten nationalen und internationalen Markt. Derzeit importiert Österreich etwa 770 Tonnen Milchsäure pro Jahr. Das geschätzte Marktpotenzial liegt aber wesentlich höher bei etwa 15.000 Tonnen pro Jahr. Eine der günstigsten Varianten der Milchsäureerzeugung stellt die Feststofffermentation dar. Die Silierung, besonders von Grünmasse, ist eine Milchsäuregärung, wobei Milchsäure üblicherweise als Nebenprodukt anfällt und ihre konservierende Wirkung genutzt wird. Durch Verbesserungen in der Siliertechnik kann Milchsäure aber auch in so hohen Ausbeuten erzeugt werden, dass sie zu einem interessanten nutzbaren Produkt wird. Die Gewinnung von Milchsäure aus Grassilage wurde bisher noch nicht in größerem Umfang erforscht. Im Rahmen des Teilprojekts "Gewinnung von Milchsäure aus Grassilagesaft" wurden die Grundlagen für eine integrierte Abtrennungstechnologie entwickelt, mit der Milchsäure und Aminosäuren aus Grassilagesäften separiert und marktfähige Produkte erzeugt werden können. Die Trockenmasse von Silagepresssäften besteht zu ca. 30% aus Milchsäure, zu 8 bis 22 % aus Zuckern, 24 bis 34 % aus Rohprotein und zu 23 bis 30 % aus Asche. 85 bis 100% des Rohproteins sind freie Aminosäuren.

Nach erfolgreichen ersten Versuchspressungen im Jahr 2001, bei denen die durchschnittliche Ausbeute an Milchsäure ca. 50% betrug, wurden im Jahr 2002 Doppelpressungen von feuchteren Silagen mit Wiederbefeuchtung des ersten Presskuchens vorgenommen. So konnten Milchsäureausbeuten von ca. 85 % erreicht werden. Die Zusammensetzung der Grassilagesäfte (Milchsäure und freie Aminosäuren) zeigt ein hohes wirtschaftliches Potenzial. Die Abtrennung dieser Produkte erfordert aber die Entwicklung neuer komplexer Technologien.

Zur Entwicklung neuer Abtrennverfahren wurde im Rahmen des Projekts eine Partnerschaft mit dem Institut für Lebensmitteltechnologie der Universität für Bodenkultur in Wien eingegangen. Hier wurden in der Folge verschiedene Verfahrensvarianten getestet und bewertet. Die vorgeschlagenen Varianten stellen eine Kombination aus Membranverfahren (Ultra- und Nanofiltration und Elektrodialyse) mit Chromatogaphie dar. Besonders mit Elektrodialyse konnten in einem zweistufigen Prozess Aminosäuren und Asche problemlos von der Milchsäure separiert werden, wobei Milchsäure mit einer Ausbeute von 91 % gewonnen wurde. In Kombination mit Chromatographieverfahren ist es voraussichtlich möglich, verschiedene Wertstofffraktionen zu gewinnen. Weiters wurden Versuche zur Herstellung von Ethyllactat als "grünes" Lösungsmittel durchgeführt. Hier zeigte sich, dass für eine nachhaltige Gestaltung des Prozesses noch weiterer Entwicklungsaufwand besteht.