Weltneuheit: Gras statt Erdöl

Durch die erste Demonstrationsanlage einer Grünen Bioraffiniere wird die Produktion von Biogas und Grundchemikalien aus Gras ermöglicht

Am 20. November 2006 fand in Linz eine Pressekonferenz zum offiziellen Start der Arbeiten zur Errichtung der Demonstrationsanlage Grüne Bioraffinerie statt.

Staatsekretär Eduard Mainoni, ist begeistert, dass im Rahmen des Programms "Fabrik der Zukunft" die grundlegenden Forschungsarbeiten finanziert werden konnten und sieht in der Demonstrationsanlage "einen Schritt in die Unabhängigkeit bei der Energie".

In der geplanten Demonstrationsraffinerie können aus Wiesengras Milch- und Aminosäuren sowie Biogas gewonnen werden. So kann Erdöl als Energielieferant und Rohstoff für die chemische Industrie durch Gras ersetzt werden. Besonders innovativ ist das Konzept deshalb, weil mit Gras auf einen Rohstoff zurückgegriffen wird, der durch den Strukturwandel in der österreichischen Landwirtschaft in zunehmenden Mengen verfügbar ist. "Bisher war der Rindermagen die einzige Möglichkeit, um Wiesengras zu nutzen", so der oberösterreichische Agrar-Landesrat Josef Stockinger. Mit Gras kann ein Rohstoff eingesetzt werden, bei dem es noch keine starke Konkurrenz in der Nutzung wie bei Holz oder Ackerfrüchten gibt. Viel mehr noch: es können durch die neuen Verwertungsmöglichkeiten von Gras Grünland-Flächen genutzt und erhalten werden, die sonst nicht mehr bewirtschaftet würden. "Damit geben wir dem Grünland wieder eine Perspektive", erklärt LR Stockinger. Aktuelle Studien zeigen, dass es sich um bis zu 150.000 Hektar handelt, die sonst nicht mehr genutzt würden. Somit bietet diese innovative Technologieentwicklung nicht nur eine nachhaltige Rohstoffbasis für die Herstellung zukunftsweisender Produkte und Grundchemikalien, sondern bietet auch neue Chancen für die heimischen Bauern.

Um die viel versprechenden bisherigen Forschungsergebnisse zu bestätigen, werden nun in Utzenaich in Oberösterreich (Bezirk Ried) rund 5 Mio. Euro in eine Demonstrationsraffinerie investiert. Finanziert wird das zukunftsweisende Projekt von Wirtschaft (Energie AG, Ferngas AG und Rohöl-Aufsuchungs AG (RAG)), Bund und Land Oberösterreich. Damit können die Ergebnisse, die im Rahmen von Forschungsarbeiten des Programms "Fabrik der Zukunft" des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie erarbeitet wurden, im realen Maßstab demonstriert werden.

Wenn die erfolgreichen Ergebnisse aus den Forschungsprojekten des Programms "Fabrik der Zukunft" in der Demonstrationsraffinerie bestätigt werden, sollen weitere Anlagen zur Produktion von Milch- und Aminosäuren sowie Biogas aus Gras errichtet werden.

Die bisherigen Marktführer in der Gewinnung von Milch- und Aminosäuren sind die USA und Japan. Ihre Ausgangsprodukte sind Pflanzen wie bspw. Soja, aber auch Schlachtabfälle oder Tierfedern. Der Grundstoff Gras für die oberösterreichische Anlage wird von rund 500 oberösterreichischen Bauern geliefert. Somit entstehen Produkte aus regional und gentechnikfrei erzeugtem Gras mit enormen Marktchancen.

Neben den wichtigen Wertstoffen (Milch- und Aminosäuren) wird in der geplanten Grünen Bioraffinerie auch Biogas erzeugt. "Biogas ist als erneuerbarer Energieträger für die Wärme- und Stromerzeuger wichtig, aber auch als Treibstoff", führt Leo Windtner, Generaldirektor der Energie AG Oberösterreich, aus. Auch Staatsekretär Eduard Mainoni, dessen Ressort im Rahmen des Programms "Fabrik der Zukunft" die grundlegenden Forschungsarbeiten finanzierte, ist begeistert und sieht in der Demonstrationsanlage "einen Schritt in die Unabhängigkeit bei der Energie". In die selbe Kerbe schlägt auch Umweltlandesrat Rudi Anschober, "unsere Bioraffinerie ist ein weiterer Schritt in die Energiezukunft", ist er überzeugt.

Für weitere Informationen zur Funktionsweise und den Grundlagen einer Grünen Bioraffinerie sowie zu den Forschungsergebnissen im Rahmen des Programms "Fabrik der Zukunft" besuchen Sie unsere Projektseiten.

Die Personen von links nach rechts:

  • Dr. Grünberger, OÖ Ferngas
  • KommR Viktor Sigl, Wirtschaftslandesrat OÖ
  • Dr. Horst Steinmüller, Energieinstitut Universität Linz
  • Rudi Anschober, Umweltlandesrat OÖ
  • Josef Höckner, Ökoenergie GmbH Utzenaich
  • Dr. Josef Stockinger, Agrarlandesrat OÖ
  • Dr. Gerhard Siegl, OÖ Ferngas
  • Mag. Eduard Mainoni, Forschungsstaatssekretär BMVIT
  • Mag. Gabriele Windisch, Rohöl-Aufsuchungs AG
  • Dr. Leopold Windtner, Energie AG OÖ