Zukunftstaugliche Komfort-Lüftungssysteme in großvolumigen Wohngebäuden im Spannungsfeld von Hygiene und Kosten

Ziel des Projektes war es, Richtlinien für hygienische und kosteneffi­ziente Komfortlüftungsanlagen im großvolumigen Wohnbau zu erarbeiten, die klare Wartungs- und Reinigungserfordernisse beschreiben. Diese Richtlinien bauen auf vorhandener Literatur sowie auf Praxiserfahrungen der ProjektpartnerInnen auf, wurden aber letztlich aus Messergebnissen bestehender Komfortlüftungssysteme abgeleitet.

Kurzbeschreibung

Status

Abgeschlossen

Kurzfassung

Ausgangssituation/Motivation

In den letzten Jahren wurde auf Bundes- und Landesebene der Nied­rigst­energie- sowie Passiv­haus­standard im groß­volumigen Wohnbau stark vorangetrieben. Dementsprechend stark gewachsen ist auch die Anzahl der eingesetzten zentralen Komfort­lüftungs­anlagen. Sie sind fixer Be­stand­teil energieeffizienter Gebäude, übernehmen wichtige Funktionen im Gebäudebetrieb und gewährleisten eine hohe Raumluftqualität.

Unzureichende bauliche Maßnahmen sowie nicht definierte oder unklare Wartungsabläufe bzw. -intensitäten haben jedoch in der Vergangenheit zu mehr oder weniger (un)befriedigenden Lösungen bzw. zu unnötig hohen Kosten in der Wartung bzw. Schadensbehebung geführt.

Darüber hinaus konnte aufgrund fehlender Untersuchungen die Frage der begründ­baren Notwendigkeit einer regelmäßigen Reinigung von luft­führenden Bauteilen in der Wohnungslüftung nicht ausreichend beant­wortet werden.

Sowohl Bauträger als auch ProjektentwicklerInnen müssen jedoch einen Betrieb von Komfortlüftungsanlagen ohne Komplikationen gewährleisten können und verlangen zu Themen wie Langzeithygiene, Kostenintensität etc. eindeutige Aussagen und Richtlinien.

Inhalte und Zielsetzungen

Ziel des Projekts war es daher, aufbauend auf hygienische und technische Unter­suchungen bestehender Lüftungs­anlagen und luftführ­ender Bauteile, auf vorhandene Literatur sowie die Praxiserfahrungen der ProjektpartnerInnen, des Expertenbeirats, der Bauträger und Industrie­partner konkrete Richt­linien und Empfehlungen für hygienisch einwand­freie und kosteneffiziente Komfort­lüftungs­anlagen im groß­volumigen Wohnbau zu erarbeiten.

Diese sollen zur Unterstützung insbesondere der Bauträger, Planer, Industriepartner sowie der Normung und Gesetzgebung Wartungs- sowie Reinigungserfordernisse und -möglichkeiten beschreiben sowie Antworten auf die damit verbundene (Lebenszyklus-) Kostenthematik geben.

Methodische Vorgehensweise

Das Projekt gliedert sich neben der Projektkoordination in vier Arbeitspakete:

  1. Entwicklung des detaillierten Untersuchungsdesigns
  2. Untersuchung der ausgewählten bestehenden Komfortlüftungsanlagen
  3. Analyse und Auswertung der Messergebnisse
  4. Erarbeitung der Schlussfolgerungen und Richtlinien inklusive der Verbreitung

Unter Einbindung eines Expertenbeirates sowie namhafter Bauträger wurde ein für das Vorhaben strukturiertes Unter­suchungsdesign entwickelt. Dieses diente als Grundlage für die Bearbeitung der ausge­wählten Komfort­lüftungs­anlagen. Die Schwerpunkte lagen auf der Erhebung der realen Betriebsweise, der Anlagenbeschaffenheit, der Anlagenhygiene (Probeentnahmen an Oberflächen von luftführenden Bauteilen und Messungen der Raumluftqualität) sowie der Reinigbarkeit.

Die Unter­suchungsergebnisse wurden detailliert dokumentiert, ausge­wertet und analysiert. Im Anschluss erarbeitete das Team, unter Einbe­ziehung des Expertenbeirats und der Zielgruppen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Die Projektergebnisse liegen in Form des öffentlichen Ergebnisberichts mit den Empfehlungen für die Praxis, die Normung und Gesetzgebung sowie der ergänzenden zielgruppengerecht aufbereiteten Arbeitsbehelfe (Merkblatt für Bauträger, Checkliste für Lüftungsplaner und Aus­führende, Infoblätter für Lüftungsreinigung) vor.

Untersucht wurden 18 repräsentative Lüftungsanlagen in ganz Österreich. Die Untersuchungsergebnisse zeigen einerseits die Robustheit des Komfortlüftungskonzeptes, andererseits Optimierungsmöglichkeiten, die jedenfalls genutzt werden sollten.

Aus Sicht der Hygiene zeigte sich bei allen untersuchten Anlagen eine deutliche Reduktion an Gesamtfeinstaub und Pilzsporen in der Zuluft verglichen mit der Außenluft - somit eine Verbesserung der Luftqualität durch die raumlufttechnischen Anlagen im Gegensatz zur Fensterlüftung. Das dadurch reduzierte allergene bzw. irritative Potenzial, im Vergleich zur Außenluft, ist humanmedizinisch betrachtet besonders zu erwähnen. Die Zuluftleitungen befanden sich überwiegend in einem hygienisch sauberen Zustand. Bei ordnungsgemäßer Ausführung der Lüftungsanlage, richtiger Filterung und regelmäßiger Wartung kommt es im Regelfall zu keiner bedenklichen Vermehrung von Keimen wie Bakterien oder Schim­melpilzen an Oberflächen von luftführenden Bauteilen im Zuluftbereich.

Der Staubansammlungsgrad in den Zuluftleitungen stieg tendenziell in Abhängigkeit von der Betriebsdauer und bei niedriger Filterqualität. Der Richtwert für die mittlere Sauberkeitsqualitätsklasse nach ÖNORM EN 15780 wurde bei älteren Anlagen und niedriger Filterklasse (Größenord­nung von etwa 10 Jahren Betriebszeit) tendenziell überschritten.

Die Grenzwerte des Staubansammlungsgrads für Abluftleitungen wurden bei allen untersuchten und vor 2006 errichteten Anlagen um ein Vielfaches überschritten. Die Querschnittsverengungen infolge dieser Ablagerungen können den Stromverbrauch des Ventilators deutlich erhöhen.

Dementsprechend besteht durch die Reinigung der Anlage ein Potenzial zur Energieeinsparung. Darüber hinaus verursachen Staubansammlungen, neben der Brandlast, eine Verringerung der Volumenströme in den kontaminierten Strängen und können dadurch eine unerwünschte Einschränkung der Lüftungsfunktion bewirken.

Die Grundanforderung der Austauschbarkeit und Reinigbarkeit aller Komponenten und Anlagenteile war bei den betrachteten Anlagen nicht gegeben. Häufige Querschnittsänderungen z.B. von rechteckigen auf runde Leitungen, fehlende Revisionsöffnungen und allgemein einge­schränkte Zugänglichkeit zu Reinigungsabschnitten erschweren die Reinigbarkeit. Darüber hinaus gibt es noch wenige Firmen mit Erfahrung im Bereich der Reinigungen von Wohnungslüftungssystemen.

Die Untersuchungen zeigten praktisch bei allen 18 repräsentativen An­lagen einfach vermeidbare Material-, Planungs- bzw. Ausführungsmängel auf, die sich mittel- oder längerfristig signifikant auf die Instandhaltungs­kosten der Anlage auswirken. Bei einer Gesamtkostenbetracht­ung über die Lebensdauer der Anlage nehmen die periodischen Reinigungs- und Wartungskosten einen bedeutenden Anteil ein.

Somit ist es auch aus dieser Sicht unabdingbar das Thema der Reinigbar­keit von Lüftungsanlagen für hochqualitative, hygienisch einwandfreie und kostenoptimale Anlagen bereits in der Planung sowie der Ausführung vertieft zu betrachten und zu berücksichtigen.

Ausblick

An der Erfordernis kontrollierte Wohnraumlüftungen auszuführen führt bereits heute, insbesondere aus Hygiene- und Komfortgründen, kein Weg vorbei. Die während des Projekts gewonnenen Erkenntnisse zeigen die Notwendigkeit sich auch zukünftig dem Thema Komfortlüftung verstärkt zu widmen. Dies betrifft einerseits planerische und bauliche Maßnahmen für die Lüftungssysteme und Luft­leitungen, andererseits deren Wartungserfordernisse.

Diese sind wesentliche Vor­aus­setzungen, um die angestrebte Markt­durchdringung von energieeffizienten, lebens­zyklusoptimierten Gebäude­konzepten weiter zu forcieren.

Publikationen

Zukunftstaugliche Komfort-Lüftungssysteme in großvolumigen Wohngebäuden im Spannungsfeld von Hygiene und Kosten

Schriftenreihe 04/2014 B. Unterberger, E. Mairinger, et al., Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 149 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleitung

DI Beatrice Unterberger - bauXund Forschung und Beratung GmbH

Projekt- und Kooperationspartner

  • e7 Energie Markt Analyse GmbH
  • IBO Innenraumanalytik OG
  • leit-wolf Luftkomfort e.U.

Kontaktadresse

DI Beatrice Unterberger
bauXund Forschung und Beratung GmbH
Ungargasse 64-66 / Stiege 4 / 2.Stock
A - 1030 Wien
Tel.: +43 (1) 360 70 - 831
Fax: +43 (1) 360 70 – 808
E-Mail: unterberger@bauXund.at
Web: www.bauXund.at