Multi-Aktiv-Fassade

Demonstriert wurde eine multifunktionale Fassade mit integrierter Lüft­ungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Passivhausfenster und Photo­voltaik für die smarte Eigenversorgung als vorgefertigter Baustein für die Gebäuderenovierung. Besondere Herausforderung und Chance ist die Demonstration im sozialen Wohnbau.

Kurzbeschreibung

Ausgangssituation/Motivation

Demonstriert wird eine multifunktionale Fassade mit integrierter Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Passivhausfenster und Photovoltaik als vorgefertigter Baustein für die Gebäuderenovierung. Dadurch kann Passivhausstandard in der Sanierung erreicht werden und die Arbeitszeit in den Wohneinheiten auf 1-2 Tage verkürzt werden. Technologische Innovation bildet die smarte Eigenversorgung der Komfortlüftung aus PV-Ertrag und Ausgleichsbatterie samt Energiemanagementsystem. Besondere Herausforderung ist die Demonstration im sozialen Wohnbau und das hohe Multiplikationspotenzial.

Inhalte und Zielsetzungen

Bei der Sanierung der Wohnhausanlage Hütteldorfer Straße 252 der Stadt Wien in Passivhausqualität im 14. Wiener Gemeindebezirk, mit 33 Wohnungen und 2 Büros/Geschäftslokalen, soll an der Südseite des Straßentraktes (Erdgeschoß und drei Obergeschoße) in gut sichtbarer Lage eine innovative Multi-Aktiv-Fassade ausgeführt werden. Es handelt sich dabei um eine teil-vorgefertigte Konstruktion mit integrierter Kartonwabendämmung der Firma Gap Solution GmbH und Haustechnik-Komponenten, die durch Photovoltaik-Module in der Außenverglasung mit Strom versorgt werden.

Methodische Vorgehensweise

Für Sanierungslösungen in Richtung Plusenergiestandard ist eine Komfortlüftung als grundlegendes Element eines Passivhauses unerlässlich. Aus Gründen optimierter Energieeffizienz wurden dezentrale Lüftungsgeräte eingeplant. Die Ventilatoren der Komfortlüftung werden mit Gleichstrom angetrieben, um einen hohen Wirkungsgrad bei niedriger Leistungsaufnahme (ca. 5-10 Watt/Ventilator) sicherzustellen. Der innovative Beitrag des Projektes neben der Multi-Aktiv Fassade ist es, Energie, die für die Verbraucher in der multifunktionalen Fassade gebraucht wird, selbst aus Sonnenenergie zu erzeugen und den solaren Strom unter anderem für die dezentralen Geräte der Komfortlüftung zu verwenden. Für jene Zeitintervalle, in denen durch die Photovoltaik-Anlage kein Strom gewonnen werden kann, ist ein Batteriespeicher vorgesehen.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Die Multi-Aktiv Fassade MAFa ist Teil eines größeren Smart City Projekts EU-GUGLE , welches ambitionierte Nearly-Zero-Energy Sanierungen in Wien-Penzing und Wien Rudolfsheim-Fünfhaus vorsieht. Dies geschieht in enger Kooperation mit der Stadt Wien und beinhaltet Ko-Finanzierungen, welche über die Multi-Aktiv Fassade hinausgehen und die Bezirkssicht verknüpfter innovativer Sanierungen untersucht. Die Multi-Aktiv Fassade MAFa ist das innovativste Projekt unter den EU-GUGLE Gebäuderenovierungen und vereint Anforderungen an kurze Bauzeiten und hohe Effizienz durch ihr spezielles Design. Die wissenschaftliche Auswertung der Projektergebnisse (Designadaptierungen, sozio-ökonomische Analysen und Darstellung der Messwerte einer Musteranlage) wird durch die BOKU in enger Kooperation mit den Projektpartnern koordiniert. Energierelevante Potentiale und Mehrwerte anstehender Sanierungen von Wiener Wohnen wurden im Rahmen einer Masterarbeit an der BOKU untersucht. Von der Demonstration und Umsetzung einer ambitionierten Sanierung im sozialen Wohnbereich Wiener Wohnens wurden auch Multiplikator-Effekte analysiert. Von den analysierten 196 Wohnhausanlagen sind 41 oder 21% als geeignet für MAFa eingestuft, während alle anderen Objekte einer konventionellen Wärmeverbundsanierung zugeordnet werden.

Ausblick

Niedrigenergieobjekte und Schlüsseltechnologien bilden eine energetisch ausbalancierte Symbiose, welche in der nachfolgenden industriell gefertigten Replikation kosteneffizient ausgeführt wird. Zukünftige Plusenergiehäuser mit hocheffizienten Multi-Aktiv Fassaden bilden langfristig CO2-Senken für die österreichische Energieversorgung. Ergebnisse des vorliegenden Forschungsprojekts werden – so sie vom Markt angenommen werden – eine nachhaltige Dynamik für die Erweiterung und Technologieführerschaft für die kooperierenden Betrieben bringen. National und international werden die Systeme und Methoden zur Gebäude- und Liegenschaftsbewertung stetig weiterentwickelt. Steigendes Bewusstsein und Sensibilisierung für eine ganzheitliche, integrale und nachhaltige Bauweise, aber auch ein dadurch entstehender Marketingeffekt, wird den Trend zu nachhaltigen Gebäuden verstärken. Dieser wird sich im Verkehrswert der Liegenschaft niederschlagen. Schon jetzt hat eine niedrige Energiekennzahl einen zwar schwachen, aber positiven Einfluss auf den Immobilienwert und es ist anzunehmen, dass dieser Einfluss zunehmen wird, wenn entsprechend mehr Beobachtungen zur Verfügung stehen.

Publikationen

Multi-Aktiv-Fassade

Demonstriert wurde eine multifunktionale Fassade mit integrierter Lüft­ungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Passivhausfenster und Photo­voltaik für die smarte Eigenversorgung als vorgefertigter Baustein für die Gebäuderenovierung. Besondere Herausforderung und Chance ist die Demonstration im sozialen Wohnbau. Schriftenreihe 45/2019
J. Aschauer, R. Aschauer, G. Becker, B. Glatz, K. Hammer, M. Heidenreich, W. Hofbauer, S. Sattler, M. Treberspurg, C. Wolfert
Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 46 Seiten

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleitung

Universität für Bodenkultur Wien - Department für Bautechnik und Naturgefahren, Institut für konstruktiven Ingenieurbau, Arbeitsgruppe Ressourcenorientiertes Bauen

Projekt- bzw. KooperationspartnerInnen

Kontaktadresse

Univ. Prof. Arch. DI Dr. Martin Treberspurg
Peter Jordan Straße 82
A-1190 Wien
Tel.: +43 (1) 47654-5260
Fax: +43 (1) 47654-5299
E-Mail: martin.treberspurg@boku.ac.at
Web: www.baunat.boku.ac.at/iki.html