Evaluierung der raumweisen Temperaturdifferenzierung in Wohnungen von Passivhäusern
Kurzbeschreibung
Status
abgeschlossen
Kurzfassung
Ausgangssituation/Motivation
Eine Differenzierung der Temperatur in den einzelnen Räumen ist derzeit bei Passivhäusern nicht sinnvoll machbar. Dies ist der häufigste Kritikpunkt von BewohnerInnen, dokumentiert in zahlreichen soziologischen Studien.
Inhalte und Zielsetzungen
Im Forschungsprojekt wurde die im Haus der Zukunft-Projekt "Passivwohnhausanlage 1140 Wien Utendorfgasse" bei 11 Wohnungen eingebaute verwendete Technologie zur raumweisen Temperaturdifferenzierung für Passivhäuser messtechnisch evaluiert.
Methodische Vorgehensweise
- MieterInnen-Befragung hinsichtlich Fensteröffnungsverhalten und Zufriedenheit mit dem Raumklima.
- Messung der Luftströmung zwischen den einzelnen Räumen mit offenen/geschlossenen Zimmertüren bzw. durch geöffnete/gekippte Fenster bei verschiedenen Witterungszuständen.
- Kalibrierung des virtuellen Gebäudemodells zur Abbildung der realen Strömungsverhältnisse.
- Detaillierte Vermessung zweier Wohneinheiten zur Validierung des virtuellen Gebäudemodells (Raumtemperaturen, Raumluftfeuchte, Fensterstellung, Zu-/Abluftparameter etc.)
- Validierung des virtuellen Gebäudemodells durch Vergleich der berechneten und gemessenen Parameter.
- Ermittlung des gewünschten Klimas durch Messung der Raumtemperaturen und der Raumluftfeuchte im Schlafzimmer in Wohneinheiten mit bzw. ohne Einzelraumregelung und Befragung der BewohnerInnen hinsichtlich der Zufriedenheit.
- Ermittlung der Auswirkung der Einzelraumregelung auf den Heizwärmebedarf und das Raumklima durch Simulation verschiedener Szenarien mit dem validierten virtuellen Gebäude.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Die Umfrage ergab, dass 90 % der Befragten mit den Raumtemperaturen außerhalb des Wohnzimmers zufrieden sind, unabhängig davon ob sie eine raumweise Temperaturdifferenzierung hatten oder nicht. 52,2 % der BewohnerInnen ohne raumweiser Temperaturdifferenzierung und 14,3 % der BewohnerInnen mit raumweiser Temperaturdifferenzierung lüften im Schlafzimmer dauerhaft, um die gewünschte Raumtemperatur zu erzielen. An der Befragung haben Bewohner von 30 der insgesamt 39 Wohnungen teilgenommen (77 % Reichweite).
Die Energieeinsparung zufolge der Raumtemperaturabsenkung im Schlafzimmer bei Nutzung des Heizregister-Bypasses mit Mischluftbox ist insgesamt gering. Infolge der Fensterlüftung, wo realistischerweise das Fenster bei Raumtemperaturen unter 20 °C geschlossen wird, kommt es zu einer Erhöhung des Heizwärmebedarfs um 9 % für die belüftete und deren benachbarte Wohnung.
Da 52,2 % der befragten BewohnerInnen ohne raumweiser Temperaturdifferenzierung Dauerlüften des Schlafzimmers angaben, erhöht sich der Heizwärmebedarf für das gesamte Haus um 4,7 % wenn keine der Wohnungen mit raumweiser Temperaturdifferenzierung ausgestattet ist.
Da 14,3 % der befragten BewohnerInnen mit raumweiser Temperaturdifferenzierung Dauerlüften des Schlafzimmers angaben, erhöht sich der Heizwärmebedarf für das gesamte Haus um 1,3 % wenn alle Wohnungen mit raumweiser Temperaturdifferenzierung ausgestattet sind.
Der Unterschied zwischen raumweiser Temperaturdifferenzierung und wohnungsweiser Temperaturregelung für die gesamte Passivwohnhaus-Anlage beträgt für den Heizwärmebedarf somit 3,4 %.
Aus den oben genannten Punkten können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden: Energetisch betrachtet hat eine raumweise Temperaturdifferenzierung ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die raumweise Temperaturdifferenzierung sollte nicht standardmäßig sondern als Sonderausstattung angeboten werden.
Da diese Untersuchung an einem zuluftbeheizten Passivhaus erfolgt ist, wäre es empfehlenswert, eine Untersuchung bei einem über Radiatoren raumweise beheizten Passivhaus durchzuführen, bei der die Häufigkeit des Fensterlüftens und des Abdrehens von Radiatoren erhoben wird.
Publikationen
Evaluierung der raumweisen Temperaturdifferenzierung in Wohnungen von Passivhäusern
Schriftenreihe 13/2015
H. Schöberl, T. Bednar, R. Hanic, H. Konder, A. Keul, Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 43 Seiten
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Projektbeteiligte
Projektleiter
DI Helmut Schöberl
Schöberl & Pöll GmbH
Projekt- und Kooperationspartner
- TU Wien, Forschungsbereich für Bauphysik und Schallschutz
Kontaktadresse
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DI Helmut Schöberl
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