Energieeffiziente Kasernen

Gesamtheitliche Sanierungskonzepte für drei ausgewählte Kasernen des österreichischen Bundesheeres zur Erlangung des Niedrigenergiehausstandards. Energieeffizienzsteigerung, Einsatz erneuerbarer Energieträger und entsprechende Umsetzungsmodelle abgestimmt auf großvolumige Gebäude unter Berücksichtigung der speziellen Rahmenbedingungen des österreichischen Bundesheeres.

Inhaltsbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Das österreichische Bundesheer verwaltet und betreibt im gesamten Bundesgebiet Gebäude an über 80 verschiedenen Standorten. Die Energieversorgung dieser Gebäude bietet hier sowohl hinsichtlich Betriebskostenreduktion als auch hinsichtlich CO2 Emissionsreduktion ein enormes Potenzial.

Gegenstand dieses Projektes war die Entwicklung und Umsetzung von gesamtheitlichen Sanierungskonzepten für Gebäude des österreichischen Bundesheeres, im Speziellen Kasernen. Dabei galt es anhand von drei Modellsanierungen Möglichkeiten auszuarbeiten, die es unter Berücksichtigung der speziellen Rahmenbedingungen beim Bundesheer erlauben, sowohl den spezifischen Wärmebedarf (des gesamten Kasernenareals) auf Niedrigenergiehausstandard (<50 kWh/m²a) zu reduzieren als auch erneuerbare Energieträger bestmöglich in die Wärme- und Energieversorgung zu integrieren.

Bei den drei als Sanierungsvorhaben ausgewählten Kasernen, handelt es sich um die "Radetzkykaserne" in Horn (NÖ), die "Van der Groebenkaserne" in Feldbach (Stmk.) und die "Standschützenkaserne" in Kranebitten (T). Die Basis der zweijährigen Projektarbeiten bildete die umfangreiche Dokumentation des energierelevanten Istzustandes der drei Kasernen, die sich hinsichtlich Alter und Zustand der Bausubstanz bzw. haustechnischer Einrichtungen als sehr unterschiedlich präsentierten.
Die beheizten Bruttogeschoßflächen der Kasernen liegen zwischen 10.910 m² ("Van der Groebenkaserne" in Feldbach) und 23.050 m² ("Standschützenkaserne" in Kranebitten). Der jährliche spezifische Wärmeverbrauch lag für das Jahr 2001 zwischen 199 kWh/m²BGF ("Radetzkykaserne" in Horn) und 125 kWh/m²BGF ("Standschützenkaserne" in Kranebitten), was einem absoluten Ölverbrauch der beiden Kasernen von 295 Tonnen bzw. 253 Tonnen entspricht. Eine Erstellung von Wärmeflussdiagrammen für die drei Kasernen ergab Verlustanteile der haustechnischen Versorgungssysteme am gesamten Öleinsatz zwischen 21% (Kranebitten) und 33% (Horn).

Wurden im ersten bautechnischen Sanierungsansatz konventionelle Maßnahmen (Wärmedämmverbundsysteme) herangezogen, so wurden im zweiten Ansatz innovative Maßnahmen (Strohdämmung, Zellulosefasern) berücksichtigt. Innerhalb des dritten Ansatzes wurden weitere sonstige baulichen Maßnahmen (vorgelagerte Glasfassaden, überdachte Innenhöfe, Windfänge, Kaminsanierungen, etc.) berücksichtigt. Durch eine Kombination der vielversprechendsten Maßnahmen sowie dem Einsatz einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in den Mannschaftsgebäuden, konnte für alle Sanierungsvorhaben ein durchschnittlicher Heizwärmebedarf von <50 kWh/m²a erreicht werden.

Die haustechnischen Sanierungsmaßnahmen reichen vom Tausch des Wärmeerzeugers (Biomasse, Fernwärme, Gas), über den Einbau von Thermostatventilen, der Durchführung von Verteilnetz- und Regelungsoptimierungen, dem Einsatz von Solarsystemen und drehzahlgeregelten Pumpen bis hin zum Einsatz von Blockheizkraftwerken. Zusätzlich wurden entsprechend der Notwendigkeit weitere haustechnische Maßnahmen bezüglich Beleuchtungsmodernisierung, Energieeffizienzsteigerung in den Kasernenküchen sowie Lastmanagement und Blindstromkompensation untersucht.

Eine Abschätzung der Investitionskosten sämtlicher Sanierungsmaßnahmen bildete die Basis für Wirtschaftlichkeitsberechnungen nach VDI 2067, die als ergänzende Bewertungshilfe bei der Definition von ganzheitlichen Umsetzungskonzepten diente.

Das Ergebnis der Untersuchungen an den drei Kasernen war, dass sich trotz des hochgesteckten Sanierungsziels ein Großteil der bautechnischen und haustechnischen Sanierungsmaßnahmen neben den positiven ökologischen Effekten auch nach betriebswirtschaftlichen Kriterien als absolut interessant zeigten.

Vor allem der eher niedrige aktuelle Qualitätsstandard der thermischen Hülle bei den Kasernen in Horn und in Feldbach macht die gesetzten Maßnahmen ökonomisch betrachtet interessant.

Bei den haustechnischen Sanierungsmaßnahmen zeigte sich bei allen drei Kasernen vor allem die Umrüstung auf zentrale Hackgutheizungsanlagen als speziell für das österreichische Bundesheer ökonomisches Versorgungskonzept. Zusätzlich bieten zahlreiche Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung in der Versorgung in allen drei Kasernen auch ökonomisch absolut interessante Ansätze.

Bei der Ausarbeitung der Sanierungsvorschläge für die drei Kasernen wurde besonderes Augenmerk auf die Umsetzbarkeit ganzheitlicher Konzepte für die gesamten Kasernenareale gelegt und Stückwerk bewusst vermieden. Dabei war es erforderlich, die zukünftigen heeresstrategischen Ausrichtungen und Nutzungskonzepte (Standortsicherung, Belegungszahlen, weitere Bauaktivitäten, etc.) genauso mit einzubeziehen wie die Finanzierbarkeit der Sanierungskonzepte.

Neben der Umsetzung nach Eigenregie-Modellen wurden vom Projektteam bewusst die Vorzüge externer Energiedienstleistungen in den Vordergrund gestellt. Ausgehend von einer grundsätzlich zurückhaltenden Haltung der Heeresbauverwaltung zu Modellen der Drittmittelfinanzierung wurden im Zuge des Projektes auf Wunsch selbiger vergleichende Berechnungen zwischen externen Energiedienstleistungen und Eigenregie-Modellen unter Berücksichtigung der speziellen Rahmenbedingungen des Bundesheeres durchgeführt und umfassende Beratungsleistungen erbracht. Auch Intracting-Lösungen wurden entsprechend den Bedürfnissen des Bundesheeres ausgearbeitet.

Ein wesentlicher Projekterfolg konnte bereits verbucht werden:

Das österreichische Bundesheer wird das gesamte für die "Radetzkykaserne" in Horn ausgearbeitete Sanierungskonzept (ganzheitliche bautechnische und haustechnische Sanierung, Umstellung der Wärmeerzeugung auf eine zentrale Hackgutheizanlage) nach einem gemeinsam ausgearbeiteten Stufenplan und unter Verwendung von rund 2 Millionen EURO Eigenmittel in den nächsten vier Jahren (die Ergebnisse der "Bundesheerreformkommission 2010" müssen noch berücksichtigt werden) umsetzen.
Bereit im Jahr 2004 erfolgte hierzu der Startschuss mit der wärmetechnischen Sanierung des etwa 3.150 m² BGF großen Wirtschaftsgebäudes. Für die "Radetzkykaserne" in Horn bedeutet die Umsetzung des gesamten Sanierungskonzeptes eine Reduktion des Wärmeverbrauches (Basis Öl) um mehr als den Faktor drei und eine weitestgehend CO2-neutrale Wärmeversorgung.

Projektbeteiligte

Projektleiter: Ing. Christian Fink
AEE INTEC, Arbeitsgemeinschaft ERNEUERBARE ENERGIE, Institut für Nachhaltige Technologien
Partner:

Brigadier DI Heinz Kurka
Heeres- Bau- und Vermessungsamt

DI Boris Papousek
Grazer Energieagentur GesmbH

Ing. Walter Bierbauer
TB Bierbauer

Kontakt

Ing. Christian Fink
AEE INTEC
Feldgasse 19, 8200 Gleisdorf
Tel.: 03112 / 5886
E-Mail: c.fink@aee.at