S I P Siedlungsmodelle in Passivhausqualität

Forschung, Entwicklung und Realisierung von ganzheitlichen Baukonzepten in Passivhausqualität!

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Die Passivhaustechnologie hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ist speziell im technischen Bereich schon sehr ausgereift. Dennoch sind bei genauerer Betrachtung der Thematik und auch bei genauer Untersuchung der gebauten Beispiele wesentliche Defizite zu erkennen. Es handelt sich dabei um die zum Teil hohen Herstellungskosten der Passivhäuser und um die verwendeten Materialien die zum Großteil als bedenklich einzustufen sind. Weiter ist zu bemerken, dass Konzepte für die Anwendung der Passivhaustechnologie für den verdichteten Flachbau und mehrgeschossigen Wohnbau fehlen und dass der Gestaltung des Wohnumfeldes bei Wohnanlagen (z.B. Reihenhäuser) viel zu wenig Bedeutung zugemessen wird.

Vor diesem Hintergrund wurde das Projekt SIP erarbeitet bei dem die Aspekte der Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz und Ökologie sowie Ressourcenschonung und Städtebau in einem 4Säulen - Innovationsmodell entwickelt werden.

S I P - 4Säulen-Innovationsmodell

Baukonzepte

Ausgehend von der Passivhaustechnologie als Standard wurden Holzbaumodule und Gebäudetypen entwickelt, die den wachsenden Ansprüchen der Ökologie, Energieeffizienz, Kosteneffizienz und Nutzerfreundlichkeit entsprechen. Diese Holzbaukonzepte sind für den verdichteten Flachbau und mehrgeschossigen Wohnbau in vorwiegend seriell vorfabrizierter Holzbauweise gefertigt. Ziel der Entwicklung war eine kostenneutrale Herstellung gegenüber konventionellen Gebäuden bei gleichzeitiger Steigerung des Wohnkomforts und der Behaglichkeit. Für die Gebäudetypen wurden Energiekonzepte generiert, die speziell für den Einsatz in Siedlungsgruppierungen geeignet sind und mittels dynamischer Gebäudesimulation überprüft wurden.

Ökologisierung

Derzeit werden bei der Herstellung von Gebäuden in Passivhaustechnologie viele ökologisch bedenkliche Materialien verwendet. Bei der Entwicklung von SIP wurden folgende Maßnahmen umgesetzt: die Verwendung von nachwachsenden heimischen Rohstoffen bzw. Recyclingmaterialien, die Vermeidung treibhausrelevanter Materialien bzw. Wohngiften, eine Lebenszyklusbetrachtung von der Rohstoffgewinnung bis zur Gebäudeentsorgung und eine vergleichende Bewertung verschiedenster Materialalternativen hinsichtlich ihrer ökologischen Potentiale und einer Kosten-Nutzen Analyse.

Siedlungsmodelle

Die hohen Ansprüche von Ökologie und Baukonzepte wurden im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung mit der Ausarbeitung von Leitfäden für Siedlungsmodelle mit hohem Innovationscharakter vernetzt. Das Augenmerk lag dabei im ressourcenschonenden Umgang mit Boden und Landschaft als Grundstein einer ökologischen Betrachtung durch verdichtete Bauformen. Wichtig dabei ist, den Ansprüchen der 'Einfamilienhausqualität' mit großen Anteilen an privaten Freiräumen, aber auch den Vorteilen von Siedlungsgemeinschaften mit ihrem hohen Maß an sozialen Qualitäten und der Möglichkeit der Gestaltung öffentlicher Freibereiche und Gemeinschaftsräume gerecht zu werden.

Siedlungsentwicklung

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt lag in der Siedlungsentwicklung. Die Erarbeitung eines Kriterienkataloges für eine strukturelle Neuorientierung im suburbanen bzw. ruralen Raum hat es ermöglicht, Siedlungsmodelle zu generieren, die durch Einbeziehung von Landschaftspotentialen, infrastrukturellen Gegebenheiten, den verschiedenen örtlichen Akteuren bzw. Trägerschaften und anderen standortbezogenen Bedingungen ein hohes Maß an Akzeptanz und somit auch ein großes Marktpotential schon im Vorfeld abzusichern. Die Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit wurden im Rahmen einer Problemerhebung bestehender Siedlungsstrukturen evaluiert und als Zielformulierung für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung in einem Maßnahmenkatalog zusammengefasst.

S I P zeichnet sich vor allem durch seine Multiplizierbarkeit aus und eröffnet dadurch weitreichende Marktchancen. Gemeinsam mit dem Projektpartner GenböckHaus als Fertigteilhaushersteller wird vorerst eine Mustersiedlung in Grieskirchen/OÖ errichtet, der dann weitere Realisierungen folgen sollen. Durch die additive, lernfähige Struktur von SIP wird das Konzept bei jeder Realisierung editiert und erweitert und kann somit zukünftigen Entwicklungen automatisch angepasst werden.

Projektergebnisse

Die Ergebnisse unserer Arbeit zeigen, dass das Projekt SIP mit all seinen Ansprüchen im Bereich der Ökologie, der Energieeffizienz und des Städtebaus bzw. der Siedlungsentwicklung realisierbar ist. Vor allem die Gesamtheit aller Elemente und die Vernetzung zwischen den einzelnen Entwicklungsbereichen ergeben ein Produkt, dass nicht nur die angeführten Ansprüche erfüllt sondern auch wirtschaftlich ein großes Potential bietet.

Die entwickelten Gebäudetypen und Konstruktionen sind für die industrielle Fertigung eines Fertighausherstellers konzipiert und erfüllen neben der Ökologie und der Energieeffizienz, auch die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen (Preis, Größe, Raumprogramm, Garten,..), die gemeinsam mit dem Bauträger der Modellsiedlung (Raiffeisenbank Grieskirchen) abgestimmt und überprüft wurden.

Die Kostenneutralität ist mit den unter SIP definierten Ansprüchen derzeit noch nicht realisierbar. Zum einen sind es die zusätzlichen Kosten die aufgrund der ökologischen Baumaterialien entstehen und andererseits auch die Unsicherheit, die bei der Kalkulation dieses neuen Konzeptes sicher auch eine wesentliche Rolle gespielt hat.

Die Realisierung der Modellsiedlung in Grieskirchen Parz nimmt immer konkretere Formen an. Die Verhandlungen zum Grundstücksankauf sind abgeschlossen und es wurde begonnen eine Vermarktungsstrategie aufzubauen. Dafür wurde von GenböckHaus, Raiffeisenbank Grieskirchen und Poppe*Prehal Architekten in Zusammenarbeit mit einer Werbeagentur der Markennahme `Lebens-Platz` geschaffen mit dem mittlerweile aktiv die Bewerbung für das Projekt SIP betrieben wird. Im Frühjahr 2003 soll mit dem Bau des ersten Abschnittes begonnen werden. Bei einer Veranstaltung in Grieskirchen wurde der Prototyp eines Reihenhauses am Hauptplatz enthüllt und das Siedlungskonzept der Öffentlichkeit präsentiert.

Schlussfolgerungen

Mit dem Endprodukt SIP können Passivhaussiedlungen in unterschiedlichen Größen sehr flexibel gestaltet und errichtet werden. Dabei ist es möglich ein sehr hohes Maß an Bauökologie, Energieeffizienz und Wohnkomfort sowie auch qualitativ hochwertige Siedlungsräume umzusetzen. Damit dieses Konzept auch eine breite Basis erreichen kann muss im Bereich der Herstellungskosten in Zukunft noch nachjustiert werden. Erfahrungen in der Umsetzung und sinkende Preise für Passivhauskomponenten werden dabei behilflich sein. Trotz der noch eher hohen Baukosten sind zwei Modellsiedlungen in Planung bei denen für insgesamt 32 Wohneinheiten über 150 konkrete Interessenten angemeldet sind. Diese hohe Nachfrage zeigt, dass dieses Konzept ein enorm hohes Marktpotential besitzt und daher für die Verbreitung der Passivhaustechnologie einen wesentlichen Beitrag leisten wird.

Publikationen

SIP- Siedlungsmodelle in Passivhausqualität

Schriftenreihe 01/2003 A. Prehal, H. Poppe
Deutsch, 274 Seiten, vergriffen

Downloads zur Publikation

Präsentationsunterlagen: S I P Siedlungsmodelle in Passivhausqualität
(15 Seiten, 354 kByte)

Projektbeteiligte

Projektleitung: Mag.arch. Helmut Poppe / Mag.arch. Andreas Prehal
POPPE*PREHAL ARCHITEKTEN
Projektpartner:

GenböckHaus, Haag/Hausruck

Kooperationspartner:

Prof. DI Wolfgang Winter
ITI - Institut für Tragwerkslehre und Ingenieurholzbau, Technische Universität Wien

Prof. Dr. Klaus Kahlert
EBÖK- Ingenieurbüro für Energieberatung, Haustechnik u. ökologische Konzepte, Tübingen (Deutschland)

DI Mag. Harald Rohracher und Mag. Dr. Michael Ornetzeder
ZSI - Zentrum für soziale Innovation, Wien

DI Daniel Zimmermann
3:0 Büro für Landschaftsarchitektur, Wien

Kontakt

Mag.arch.Dr. Helmut Poppe
Coulinstraße 13/1
A 4020 Linz
Tel.: +43 732 781293
Fax: +43 732 781293-4
E-Mail: office.linz@poppeprehal.at
Mag.arch. Andreas Prehal
Bahnhofstraße 12
A 4400 Steyr
Tel.: +43 7252 70157
Fax: +43 7252 70157-4
E-Mail: office.steyr@poppeprehal.at