Passivhaus der Architekten Proyer & Proyer (Steyr, Oberösterreich)
Status
Fertigstellung: August 2000
Kurzbeschreibung
Trotz der genauen Vorgaben eines Passivhauses ist es den Architekten gelungen, einen Baukörper zu entwickeln, der auf die ihn umgebende Landschaft reagiert. Vor - und Rücksprünge, raumhohe Glasflächen öffnen das Haus in den Garten, verschiedenste Terrassen bieten Möglichkeiten des geschützten Sitzens und weiten Blicks, der nie verstellt werden kann.
Dreiseitig in die Erde eingebettet im Untergeschoß ist das Hauptgeschoß südseitig offen und weitgehend verglast und gibt den Blick frei für die Landschaft des Ennstales. Der Fußboden, Terrasse und Schwimmbad bilden eine durchgehende, nicht von Schwellen unterbrochene Ebene. Einige wenige Stützen tragen das Obergeschoß, das als liegender Quader über die Terrasse auskragt und im Sommer Schutz vor der Sonne bietet. Ein dazu im rechten Winkel ins Gelände auskragender eingeschoßiger Baukörper verbindet den straßenseitigen Eingang und die Garage mit dem südlichen Garten.
Die Temperatur wird - durch das Zusammenspiel von Wohnraumlüftung, solarer Einstrahlung, thermischer und photovoltaischer Produktion von Warmwasser und Strom über Kollektoren, den Pufferspeicher und die auf wenige Flächen beschränkten Wand- oder Fußbodenzusatzheizung - im Winter konstant auf 23 °C gehalten. Durch die Raumlüftung mit der Zuluft aus dem Erdkollektor, nächtliche Kaltluftspülung und die vorhandenen Speichermassen ist das Raumklima am Tag auch an heißen Sommertagen bei 26 - 28 °C konstant.
Allgemeine Beschreibung:
- Grundstücksfläche: 1.740 m²
- Bebaute Fläche: 121 m²
- Beheizte Wohnnutzfläche: 228 m²
- Nutzfläche außerhalb der thermischen Hülle: 35 m² Kellerräume, 15 m² Abstellraum, 38 m² Garage
- Geographische Ausrichtung: Süd-Süd-Ost
- Anzahl der Bewohner: 5 bis 7
Konstruktion:
Konstruktionsweise:
Das Kellergeschoß wurde aus statischen Gründen in Betondoppelschalenkonstruktion ausgeführt. Wo keine statische Notwendigkeit gegeben war, wurden Ziegel verwendet. Stahlbetondecken und Ziegelwände im Obergeschoß und Teilen des Erdgeschoßes.
Bodenplatte:
Dämmstärke 27 cm, U=0,18 W/m²K
Außenwand 1:
Längsriegel, von innen nach außen: Innenputz, Spachtelung innen, Hochlochziegel, Polystyrol-Hartschaum, Armierungsputz + Stolit, U=0,116 W/m²K
Außenwand 2:
Holzquerriegel, von innen nach außen: GKF, Schafwolle Dämmfilz, tyvap luftdicht, OSB Platte, thermo fill Dämmschüttung, DWD Weichfaserplatte, Lattung/Luftschichte, 3S-Platte Lärche geölt, gestülpt; U=0,123 W/m²K
Decken und Dach: Der Querriegel ist aus vorgefertigten Holzpaneelen errichtet. Diese wurden im Werk mit natürlichem Lavagranulat gefüllt. Die Decken über dem Querriegel sind ebenfalls vorgefertigt in Holzkonstruktion (TJI-Träger) mit gleichem Dämmmaterial wie die Wände. Für die Abtragung der hohen Punktlasten des Obergeschosses wurden betonvergossene Stahlsäulen gewählt, die die Lasten direkt in die Bodenplatte ableiten. Der Dachstuhl wurde als vorgefertigte Konstruktion, gefüllt mit 40 cm Lavagranulat mit Deckschichten in OSB-Platten ausgeführt.
U=0,130 W/m²K
Fenster:
Die Fenster sind in Lärche und als Mehrschichtkonstruktion ausgeführt. Zwischenlage 4,0 cm Korkeinlage. Glas Unitop Dreifach mit Argonfüllung.
- Uf=0,96 W/m²K
- Uv=0,79 W/m²K
- g = 50 -
Energiekennwerte:
- Luftdichtigkeit der Hülle in h-1: 0,45
- Spezifischer Heizwärmebedarf: 18,8 kWh
- Jahresheizwärmebedarf: 15,0 kWh/m²a
- Primärenergiewert: 45 kWh/m²a
Haustechnik:
Kontrollierte Wohnraumlüftung:
kann ca. 2/3 des Heizbedarfes abdecken. Restmengen an Wärme werden über die Wärmepumpe der Anlage bzw. über die mit Warmwasser aus dem Pufferspeicher gespeisten Fußboden- und Wandheizungen in den Bädern und an ausgewählten Wohnbereichen zugeführt. Es werden zwei Lüftungsgeräte von Maico-Aerex jeweils für das Erd- und Untergeschoß, sowie für das Obergeschoß verwendet.
Erdreichwärmetauscher: Länge 3*19 m, DN 150
Warmwasser:
27 m² thermische Solarkollektoren - Solarfocus Tinox - erwärmen den 2.000 Liter Pufferspeicher Ökozon-Schichtspeicher (Nachheizpatrone 6,0 kW). Im Sommer thermische Beheizung des Schwimmbades.
Photovoltaik:
am Dach ist eine 2,64 kWp ²-Anlage installiert. Sie besteht aus 22 KC120 Hochleistungsmodulen polykristallin mit Sunrise Maxi Wechselrichter. Die Anlage ist für Netzrückführung ausgelegt.
Regenwassernutzung:
Sämtliche Dachwässer werden in die 10 m³ große Zisterne eingeleitet und für die Toilettenspülung, Gartennutzung oder für sonstige minderwertige Verwendung im Wirtschaftsbereich (z.B. Anschluss der Waschmaschine optional) verwendet.
Projektbeteiligte
Architekten: |
PROYER & PROYER Architekten |