Mechanische Fensterlüftungsanlagen für die Althaussanierung
Kurzbeschreibung
Status
Abgeschlossen
Kurzfassung
Einleitung
Die thermisch-energetische Sanierung bestehender Gebäude ist eine zentrale Maßnahme zur Erreichung der österreichischen Energie- und Klimaschutzziele. Es wird eine Anhebung der thermischen Sanierungsrate bestehender Gebäude von derzeit 1 % auf jährlich 3 % angestrebt.
Wird die Gebäudehülle saniert, steigt auch der Bedarf an einer Wohnungslüftung: Werden die Außenwände gedämmt und werden neue Fenster eingesetzt, entsteht ein abgedichtetes Gebäude, und umso wichtiger wird der notwendige Luftaustausch. Ansonsten herrscht eine unzureichende Luftqualität sowie erhöhte Feuchtigkeit im gedämmten Haus. Dies führt neben Schimmelbildung zu einer hohen CO2-Konzentration und somit zu Faktoren, welche die Gesundheit gefährden, das Wohnklima erheblich beeinträchtigen und die Gebäudesubstanz schädigen.
Betrachtete Technologien
Aus diesem Grund beschäftigt sich dieses Projekt mit der Analyse und Implementierungsmöglichkeit von alternativen Fensterlüftungsanlagen mit Fokus auf thermische Sanierung von Altbauten. Unter Fensterlüftungssystemen versteht man dezentrale Lüftungselemente welche in das Fenster eingegliedert sind bzw. in direkter Beziehung mit dem Fenster stehen. Man unterscheidet hierbei Lüftungssysteme mit und ohne Ventilatorunterstützung.
Folgende am Markt verfügbaren oder in Entwicklung befindlichen Technologien wurden behandelt:
- Aluplast GmbH - Basic Air Plus
- Rehau – AirComfort
- WinProducts „Winflip“
- Schüco „Vento Therm“
- ISY Innovation GmbH – Klimaverbundfenster
- Renson „AK 80“
Methodische Vorgehensweise - Erstellung der SWOT-Analysen
Auf Basis der Recherche und der geführten Technologieinterviews mit den Herstellern und Entwicklern wurden die Fensterlüftungssysteme beschrieben und aufbereitet. Der Fokus lag hierbei sowohl auf technischen als auch auf anwendungsspezifischen Kriterien.
Im Rahmen einer Technologierunde wurden die recherchierten und aufbereiteten Lüftungssysteme einer Gruppe Experten präsentiert. Bei den Experten handelte es sich um wissenschaftliche Mitarbeiter und Angehörige von unabhängigen wissenschaftlichen Institutionen und Universitäten.
Zielsetzung der Technologierunde war es, die Lüftungstechnologien anhand verschiedenster Aspekte zu diskutieren und zu jedem System eine SWOT-Analyse zu erarbeiten. Unter der SWOT-Analyse versteht man die Bewertung der einzelnen Technologien hinsichtlich ihrer Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Risiken (Treaths). Die Analyse erfolgte sowohl unter technischen, ökologischen als auch ökonomischen Gesichtspunkten.
Die erarbeiteten SWOT-Analysen zu den Technologien wurden detailliert aufbereitet und im Rahmen einer 2. Technologierunde präsentiert. Zur 2. Technologierunde wurden neben den Experten auch die Hersteller und Entwickler der Fensterlüftungstechnologien eingeladen. Zielsetzung der 2. Runde war es, den Experten und Herstellern eine moderierte Diskussionsplattform zur Verfügung zu stellen und einen intensiven Gedankenaustausch zu beiderseitigem Nutzen zu initiieren. Die Ergebnisse der 2. Technologierunde fanden in den bereits erarbeiteten SWOT-Analysen Berücksichtigung.
Darüber hinaus wurde eine allgemeine SWOT-Analyse zur zentralen, kontrollierten Wohnraumlüftungsanlage erarbeitet.
Ergebnisse und Fazit
Die Recherche und Analyse der Fensterlüftungsanlagen zeigte, dass die verschiedenen Hersteller und Entwickler sehr unterschiedliche technologische Ansätze verfolgen. Wenn auch alle Systeme zur Belüftung von Innenräumen dienen, ergeben sich dennoch im Rahmen der technologischen Umsetzungen große Unterschiede.
Die Fensterlüftungssysteme unterscheiden sich nicht nur in ihrer technologischen Umsetzung sondern auch in ihren Zielgruppen und vor allem in ihren Zielsetzungen. Aufgrund dieser Aspekte ergeben sich unterschiedliche Einsatzgebiete und Zielsetzungen der Fensterlüftungssysteme im Vergleich zur zentralen, kontrollierten Wohnraumlüftung. In diesem Kontext wurde auf einen Vergleich der SWOT- Analysen verzichtet und die Fensterlüftungstechnologien und die zentrale, kontrollierte Wohnraumlüftungsanlage nach der DIN 1946-6 „Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung“ betrachtet und beschrieben. Fünf der sechs betrachteten Systeme stellen zumindest die Lüftung zum Feuchteschutz nach DIN 1946-6 sicher und sind daher für die Sanierung von Gebäuden sehr gut geeignet. Trotz der erhöhten Luftdichtheit der Gebäudehülle, wird durch die Lüftungssysteme sichergestellt, dass es zu keiner Schädigung der Bausubstanz durch erhöhte Feuchtelasten kommt. Der Bildung von Schimmel wird vorgebeugt und eine gesundheitliche Beeinträchtigung der NutzerInnen wird verhindert.
Bei den Lüftungsanlagen handelt es sich um Low-tech-Systeme die im Rahmen der Gebäudesanierung sehr einfach und kostengünstig installiert bzw. auch nachgerüstet werden können.
Eine zentrale, kontrollierte Wohnraumlüftungsanlage ist hinsichtlich Energieeffizienz, Raumluftqualität und thermischem Komfort die vorteilhafteste Variante. Im Zuge einer thermischen Gebäudesanierung ist jedoch die Installation eines solchen Systems oftmals sehr schwierig bzw. kaum realisierbar. Gründe für diesen Sachverhalt sind zum einen die Investitionskosten für eine solches System und zum anderen die schwierige Implementierbarkeit in die vorgegebene Bausubstanz des Gebäudes.
Laut Greml (2004) ist in diesem Bereich noch beträchtlicher Forschungs- und Entwicklungsbedarf gegeben. Dies gilt einerseits für optimierte Einzelkomponenten und noch mehr für abgestimmte Systemkomponenten und Systeme zur nachträglichen Installation (Althaussanierung).
Dieser Sachverhalt trifft auch für den Bereich der Fensterlüftungstechnologien zu. Auch hier bedarf es noch Forschungs- und Entwicklungsarbeit, um die Systeme zu verbessern. Im Rahmen der SWOT-Analysen der einzelnen Technologien wurden dementsprechend die Potenziale aufgezeigt. Um eine breite Marktdurchdringung der Fensterlüftungssysteme zu schaffen, braucht es eine Offensive im Bereich Informationspolitik zum Thema Lüftung. Die NutzerInnen müssen sich darüber klar werden, dass Luft das mit Abstand wichtigste Lebensmittel ist und darum auch in ausreichender Qualität und Quantität zur Verfügung stehen muss.
Publikationen
Mechanische Fensterlüftungsanlagen für die Althaussanierung
Schriftenreihe 84/2010
A. Gumpinger et al., Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 88 Seiten
Downloads zur Publikation
Projektbeteiligte
Projektleiter
DI (FH) Alexander Gumpinger
Austrian Clean Technology
Projekt- und Kooperationspartner
- Ing. Mag.Christian Wysoudil
ennovatis GmbH - KommR Dietrich Fuchs
ISY Innovation GmbH
Kontaktadresse
Austrian Clean Technology
Ing. Gerhard Fallent, DI (FH) Alexander Gumpinger
Guntramsdorferstraße 103, A-2340 Mödling
Tel.: +43 (2236) 8002 - 6001
Fax: +43 (2236) 8002 - 6000
E-Mail: gerhard.fallent@act-center.at, alexander.gumpinger@act-center.at
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