Industriell produzierte Wohnbauten

Untersuchung der Entwicklungspotentiale für industriell produzierte Wohnbauten. Recherche internationaler Fertigungsentwicklungen und Untersuchung möglicher Umsetzungsstrategien für die österreichische Wohnbauwirtschaft.

Inhaltsbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Durch globale gesellschaftliche Entwicklungen, insbesondere durch die Veränderung der Wohnungsmärkte eröffnen sich neue Chancen für die industrielle Produktion von Wohnbauten und für internationale Kooperationen in den Bereichen F&E, Planung, Produktion, Marketing und Prozessmanagement. Für die Akteure der österreichischen Wohnungswirtschaft ist daher der Blick über regionale und fachliche Grenzen von zunehmendem Interesse, um die Entwicklungsdynamik der sich verändernden regionalen Märkte besser beurteilen und die Exportchancen von Bau- und Planungsleistungen sowie Möglichkeiten internationaler Kooperationen fundierter einzuschätzen zu können.

Ziel dieses Forschungsprojekts war es, grundlegende Analysen zur industriellen Produktion von Wohnbauten durchzuführen und mögliche Konsequenzen für die österreichische Bauwirtschaft abzuleiten.

Das Forschungsprojekt ging dabei folgenden Fragestellungen nach:

  • Welche innovativen Entwicklungen werden derzeit in kreativen Zentren in den USA, in Japan, Skandinavien, GB, D, gedacht, vorbereitet, getestet, implementiert?
  • Was sind die Entwicklungspotentiale für industriell produzierte Wohnbauten in Österreich?
  • Mit welchen Strategien lassen sich die Entwicklungspotenziale erschließen?
  • Was können potenzielle österreichische Anbieter aus internationalen Erfahrungen lernen?

Die durch ExpertInnengespräche, Workshops, Literaturrecherchen und international orientierte Studienreisen gewonnen Erkenntnisse zu den formulierten Fragen zeichnen folgendes gegenwärtiges Bild der österreichischen Bauwirtschaft:

Trotz einer leicht steigenden Wachstumsrate des Baugewerbes (NACE Kode F), hinkt die Investitionsbereitschaft in den F&E-Bereich in diesem Wirtschaftszweig deutlich hinter anderen Wirtschaftszweigen nach. So liegt der Anteil der bauwirtschaftsrelevanten Forschungsmittel bei 0,02% des BIPs, wenngleich eine hohe Dynamik bei Patentanmeldungen im Baubereich existiert.

Die österreichische Bauwirtschaft ist geprägt durch eine niedrige Eigenkapitalquote (durchschnittlich 12,7 %), eine kleinteilige Wirtschaftsstruktur (KMU-Struktur des Baugewerbes), die extrem regionalisierten baurechtlichen Rahmenbedingungen, die starke Konjunkturabhängigkeit sowie Abhängigkeit von öffentlich-rechtlichen Lenkungsmechanismen wie der Wohnbauförderung im untersuchten Segment.

Die Beschreibung der österreichischen Bauwirtschaft deckt sich weitgehend mit der Situationsanalyse, die für den europäischen Bausektor erstellt wurde. Sie wird mit folgenden Punkten zusammengefasst:

  • Zersplitterung von Verantwortlichkeiten, Prozessen und Ressourcen
  • Fehlen einer Endverbraucherorientierung
  • Fehlen von Leistungsindikatoren
  • Kurzfristiger und preisorientierter Wettbewerb
  • Überreglementierung
  • Hohe Arbeitsintensität, jedoch schlechtes Image
  • Hoher Ressourcenverbrauch
  • Großer lokaler Umwelteffekt
  • Langsame Innovationsgeschwindigkeit
  • Geringer gesellschaftlicher Dialog

Durch die Summe dieser Faktoren werden sowohl internationale Entwicklungen auf europäischer Ebene versäumt, als auch ein laufendes strategisches Innovationsmanagement vernachlässigt. Die Identifikation strategischer Geschäftsfelder, die den gesamten Produktionsprozess des Produktes Wohnen umspannen, generieren Potentiale, die international bereits von mehreren Großunternehmen erschlossen werden. Die Chancen für die postindustrielle Produktion und transnationale Vermarktung von Wohnbauten, die durch die Globalisierung entstehen, werden derzeit vor allem von japanischen Großunternehmen gesehen.

Es zeigte sich, dass diese Konzerne kein bauwirtschaftsspezifisches Know-How benötigen, um Innovationsmanagement als Bestandteil einer modernen Unternehmenskultur erfolgreich in der Entwicklung des Produktes Wohnen zu integrieren. Im Rahmen des Projekts wurde der Kontakt zu international relevanten Akteuren im Bereich der postindustriellen Produktion von Wohnbauten hergestellt. Mittels Besuchen vor Ort konnte belegt werden, dass branchenfremde Konzerne mit einer inhaltlichen Kernkompetenz in anderen Wirtschaftsbereichen mittlerweile in der Lage sind ihre dort entwickelte Methodenkompetenz auf bauwirtschaftsspezifische Gestaltungsfelder auszudehnen. Eine Dokumentation über erfolgreich umgesetzte Strategien im Bereich des Wohnbaus (Beispiele: Chemiekonzern Sekisui, Automotivkonzern Toyota) ist in diesem Bericht enthalten.

Die notwendigen Investitionen für die Systementwicklung erfolgen in diesen Unternehmen nach den Mechanismen des Innovationsmanagements in industriell produzierenden Betrieben und sind nicht dem Prozedere der handwerklich orientierten Einzelstückfertigung des Produktes Wohnen unterworfen.

Ergebnis dieser Untersuchungen war somit, dass die strategische Innovationsfähigkeit der Bauwirtschaft dringend gefördert werden muss, um im Wettbewerb um das Produkt Wohnen bestehen zu können. Die fragmentierten Produktzugänge müssen in eine endverbraucherorientierte Gestaltung des Produktes Wohnen als One-Stop-Shop System übergeleitet werden. Die Etablierung eines virtuellen Produktionsnetzwerkes kann dabei bestehende Kompetenzen aufgreifen, bündeln und den in einzelnen bauwirtschaftlichen Segmenten hohen Kompetenzvorteil nützen. Für die Realisierung dieses Ansatzes in der Praxis bedarf es jedoch der politischen Willensbildung, um eine Strategie im Umgang mit international wirkenden Konzernen mit deutlichen Produktions-, Preis- und Qualitätsvorteilen im Endverbraucherpreis zu entwickeln.

Unter Bezugnahme auf die Recherchen wird gefolgert, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Bausektors durch weitere Forschungsprogramme und Forschungsprojekte unterstützt werden müsste. Zur Fortsetzung der Programmlinie HAUS DER ZUKUNFT wird vorgeschlagen, einige der im Rahmen der Bearbeitungen des Forschungsprojekts entstandenen Anregungen und Überlegungen weiter zu verfolgen.

Downloads

Industriell produzierte Wohnbauten

Untersuchung der Entwicklungspotentiale für industriell produzierte Wohnbauten. Recherche internationaler Fertigungsentwicklungen und Untersuchung möglicher Umsetzungsstrategien für die österreichische Wohnbauwirtschaft
Schriftenreihe 13/2005 S. Geissler, K. Leitner, G. Schuster
Deutsch, 79 Seiten, vergriffen

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Projektbeteiligte

Projektleiter: Mag. Gerhard Schuster
Zentrum für Bauen und Umwelt, Donau-Universität Krems
Partner:

Mag. Susanne Geissler / Österreichisches Ökologie-Institut für Angewandte Umweltforschung
DI.Dr. Kurt Leitner

Kontakt

Mag. Gerhard Schuster
Zentrum für Bauen und Umwelt, Donau-Universität Krems
Dr.-Karl-Dorrek-Str. 30, A-3500 Krems
Tel.: 02732/893-2650
Fax: 02732/893-4650
E-Mail: gerhard.schuster@donau-uni.ac.at