Demonstrationsgebäude des eco²building-Systems: erstes Passivhaus-Holzfertigteilbausystem für Gewerbe- und Industriebau
Kurzbeschreibung
Status
abgeschlossen
Kurzfassung
Ausgangssituation/Motivation
Kommerzielle Gebäude emittieren deutlich mehr CO2 aus Heizung und Kühlung als Wohngebäude. Der Großteil der Gewerbebauten wird unter der Prämisse minimaler baulicher Investitionen errichtet. Konstruktiv und technisch ausgedrückt, werden diese mit einer Primärkonstruktion in Stahl oder Beton und anschließend mit 8 cm Sandwich-Elementen als Wandverkleidung ausgestattet. Die Konstruktion des Daches wird als Wellblechkonstruktion mit darauf liegender Wärmedämmung von ca. 6 bis 10 cm ausgeführt. In den meisten Fällen werden Verglasungen mit einem U-Wert von 1,5 bis 2,5 (Isolierverglasung bzw. Oberlichtverglasung) verwendet. Als Energiekennwert ausgedrückt, liegen Gewerbebauten zwischen 200 bis 300 kWh pro m² und Jahr. Der Baustandard hinsichtlich Energieeffizienz heutiger Gewerbebauten kann somit mit dem Standard von Wohnbauten um 1960 verglichen werden. Energiesparendes Bauen befindet sich für kommerzielle Gebäude noch in einer Pionierphase.
Inhalte und Zielsetzungen
Ziel war es, ein Holz-Hallen-Bausystem zu entwickeln und zu demonstrieren, das einen sehr niedrigen Heiz- und Kühlenergiebedarf aufweist (vergleichbar mit dem Passivhausstandard für Wohngebäude) und gleichzeitig wirtschaftlich konkurrenzfähig am Markt angeboten werden kann. Im Rahmen des Projekts HOLIWOOD, das von der Europäischen Kommission aus Mitteln des 6. Forschungsrahmenprogrammes gefördert wurde, haben die ProjektpartnerInnen das eco²building-Bausystem entwickelt und die Erfüllung der vordefinierten Anforderungen (Energieeffizienz, Flexibilität, Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz, bautechnische Qualität etc.) durch technische Prüfung der Hauptkomponenten und Simulation von raumklimatischen und bauphysikalischen Faktoren nachgewiesen. Ziele des Projekts waren:
- Errichtung des ersten eco²building Demonstrationsprojekts in Europa
- Evaluierung des Gebäudes im Rahmen eines technischen, ökonomischen und ökologischen Assessment inkl. Monitoring der raumklimatischen Performance
- Optimierung hinsichtlich Planungs- und Umsetzungsprozesse
- Dissemination der Projektergebnisse und Vorbereitung der Markteinführung
- Etablierung eines marktreifen Produkts für Gewerbe- und Industriebauten mit einer Nutzfläche von 500 bis 20.000 m² im Sektor des Gewerbebaus.
Methodische Vorgehensweise
Mit dem gegenständlichen Projekt wollte das Konsortium nachweisen, dass preiswerte Gebäude sowohl hohe architektonische Qualität aufweisen können als auch ein sehr gutes Raumklima mit der damit verbundenen Qualität der Arbeitsplätze - bei minimalen laufenden Kosten. Dies sollte erreicht werden durch:
- ein flexibles Bausystem mit einem hohem Grad an Vorfertigung und den damit verbundenen günstigen Preisen für Arbeit und Material
- gute Wärmedämmung und luftdichte Konstruktion für niedrige Heiz- und Kühlkosten und zugfreie Arbeitsplätze
- hochwertige Fenster für solare Gewinne und gute Tageslichtnutzung bei geringen Wärmeverlusten
- eine Komfortlüftung für genügend Frischluft und sicheren Abtransport von Schadstoffen
- integrale Planung und Umsetzung
- Überwindung der Ausschreibungspraxis durch Aufbau von langfristigen Kooperationen und Lieferantenbeziehungen
Die einzelnen Aspekte und Komponenten waren im Bereich des energiesparenden Bauens bekannt. Im Bereich Gewerbebau gibt es aber europaweit noch kein vergleichbares Angebot. Das eco²building Bausystem ist das erste Holzfertigteilbausystem in Passivhausqualität für Gewerbebauten in Europa.
(Erwartete) Ergebnisse
Das neue Verwaltungsgebäude der Eine Welt Handel AG wurde in Niklasdorf (Bezirk Leoben, Steiermark) errichtet. Auf dem Bauplatz (Adresse: Depotstr. 2, 8712 Niklasdorf) zwischen Bundesstraße und Bahntrasse wurde das Gebäude in Ost-West Ausrichtung errichtet. Der Kunde betritt das Gebäude durch einen großzügigen Ausstellungsbereich im Erdgeschoss. Von dort führt ihn eine Treppe zum Veranstaltungs- und Bürobereich im Obergeschoß. Für die Warenan- und -auslieferung in den Lager- und Kommissionierungsbereich stehen LKW-Rampen und eine direkte Gleisanbindung zur ÖBB zur Verfügung.
Das Pilotprojekt verfügt über eine nahezu CO2-neutrale Biomasse-Heizung. Ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung in den Büro- und Mehrzweckbereichen garantiert konstante Frischluftversorgung. Das Gebäudedach wurde für eine spätere Aufstellung von ca. 200 m² PV-Modulen gerüstet.
Das 2.850m² große Gebäude weist bei Investitionen in Höhe von ca. 2,75 Mio. Euro folgende wegweisende Eigenschaften auf:
- Heizwärmebedarf: 15 kWh/[m².a]
- Heizlast: 12 W/m²
- Primärenergiebedarf: 64 kWh/[m².a] für WW, Heizung, Kühlung, Hilfsstrom, Büroanwendungen und Beleuchtung
- Luftdichtigkeit, n50-Wert: 0,30 1/h
- U-Wert Außenwand: 0,197 W/[m².K]
- U-Wert Dach: 0,178 W/[m².K]
- U-Wert Fenster (Büro): 0,9 W/[m².K]
- Kosten für WW und Heizung: < 2.000 EUR/a
Die mit PHPP berechneten und mit dynamischer Gebäudesimulation bestätigten Werte werden durch ein zweijähriges Monitoring überprüft.
Mittels Life-Cycle-Assessment, Lebenszykluskostenberechnung, TQB-Zertifikat (pdf) und klima:aktiv Kritierienkatalog wurde die Nachhaltigkeit des Gebäudes in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht von externer Stelle bewertet und mit Bestnoten versehen.
Projektbeteiligte
Projektleiter
Hannes Fachberger
PROFACTOR GmbH
Projekt- und Kooperationspartner
Kontaktadresse
Hannes Fachberger
PROFACTOR GmbH
Im Stadtgut A2, A-4407 Steyr-Gleink
Tel.: +43 (7252) 885-410
E-Mail: hannes.fachberger@profactor.at
Web: www.profactor.at