CIT City in Transition - Ein Modell für umfassende Sanierungsprozesse zur Quartiersaufwertung
Inhaltsbeschreibung
Status
abgeschlossen
Kurzfassung
Motivation
CIT steht für »City in Transition« und soll deutlich auf die Notwendigkeit eines neuen Zugangs zur Weiterentwicklung und Modernisierung unserer Städte und Gemeinden hinweisen. Wir wählten diesen englischen Titel ganz bewusst: Im englischen Sprachgebrauch steht »City in Transition« für »Stadt im Übergang, in Bewegung, im Wechsel und Wandel«. Genau diese Bewegung brauchen unsere Städte.
Tagtäglich werden in Österreich 20 Hektar an Freiflächen verbaut, die Belastungen des Verkehrs erreichen in manchen Gebieten des Landes die Grenzen des Erträglichen und in Sachen Energieverbrauch gelingt uns nicht die Trendumkehr in Richtung Kyoto-Ziele. Stichwort Klimaschutz: Es kann davon ausgegangen werden, dass Österreich seine Klimaschutzziele auch langfristig nicht erreichen wird, wenn nicht verstärkt in die Modernisierung der bereits vorhandenen Siedlungen und Agglomerationen investiert wird. Nur die Aufwertung der städtischen Gebiete bei gleichzeitig umfassender Modernisierung des Gebäudebestands wird dazu beitragen, dass die Treibhausgasemissionen aus Verkehr und privaten Haushalten unter das Niveau von 1990 fallen. Setzen wir weiter auf Siedlungserweiterung, dann werden wir dieses Ziel nicht erreichen. Die Ergebnisse von CIT sollen den notwendigen Veränderungsprozess durch effiziente Werkzeuge für die nachhaltige Modernisierung von bestehenden Stadtteilen unterstützen.
Arbeitsweise
Im Rahmen von CIT wurden gezielt jene internationalen und nationalen Projekte analysiert und dokumentiert, die für die oft als komplex erachtete Entwicklungsplanung in heterogenen Projektteams als sinnvoll erachtet werden. Im Zentrum stehen dabei multikriterielle Entscheidungsverfahren. Vor diesem Hintergrund wurden drei Methodenbausteine entwickelt, die im Rahmen von Entscheidungsverfahren zur inhaltlichen Qualitätssicherung und organisatorischen Abwicklung derartiger Prozesse beitragen können. Parallel dazu wurden im Rahmen einer Pilotanwendung im 7. Wiener Gemeindebezirk diese Planungswerkzeuge erprobt und laufend weiter entwickelt. Somit flossen in die Entstehung dieses Praxisleitfadens die Erfahrungen von knapp 30 externen ExpertInnen und EntscheidungsträgerInnen aus Planung, Wirtschaft, Verwaltung, Politik und lokalen Initiativen ein. Für das von diesen Personen gezeigte Engagement in insgesamt fünf gemeinsamen Arbeitstreffen und mehreren dazwischen liegenden Kleingruppenarbeiten gebührt größter Respekt und Dank.
Beabsichtigte Ziele
CIT setzte sich folgende Teilleistungen zum Ziel:
- Definition von Indikatoren und exemplarischen Leitzielsetzungen für eine nachhaltige Stadtmodernisierung(CIT-Indikatorenset)
- Entwicklung eines einfachen und damit extrem praxistauglichen Bewertungsverfahrens für die nachhaltige Stadtmodernisierung (CIT-Bewertungsmodell)
- Dokumentation eines Vorschlags für das Prozessdesign für nachhaltige Stadtmodernisierung (CIT-Prozessmodell)
- Erprobung und Weiterentwicklung dieser Tools in Wien Neubau
- Publikation aller Ergebnisse im Rahmen eines Praxisleitfadens
Ergebnisse
Argumentarium: Anhand von Hochrechnungen potentieller Energieeinsparungen durch die Bestandssanierung konnte nachgewiesen werden, das Österreich seine Klimaschutzziele nur erreichen wird, wenn im Unterschied zu Vergangen und Gegenwart verstärkt in die Sanierung von Objekten investiert wird. Die umfassende Bestandsaufwertung von Gebäuden und Wohnumfeld führt zu Energieeinsparungen sowohl im Bereich der privaten Haushalte, als auch im Mobilitätssektor. Nahezu zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung lebt in Stadtregionen mit zum Teil stark verdichteten Agglomerationszentren. Somit kommt der Strategie "Modernisierung urbaner Stadtteile und Siedlungen" höchste Priorität zu.
CIT - Werkzeuge
- CIT-Indikatorenset: Im Rahmen von CIT wurde ein Indikatorenset für die nachhaltige Stadtmodernisierung entwickelt. Dieses besteht aus Leitzielen und zugehörigen Indikatoren und Kenngrößen zu folgenden sechs Themengebieten: Bauen & Wohnen, Mobilität, Freiraum & Grünraum, Wirtschaft & Nahversorgung, Umwelt und Soziales, Vielfalt & Kultur. Zusätzlich dazu wurden Empfehlungen abgegeben, wie der Themenbereich Demografie im Rahmen der entwickelten Methodik behandelt werden soll. Bei der Auswahl beschreibender Indikatoren wurde extrem darauf acht gegeben, dass die dafür notwendigen Daten allgemein über die Amtsstatistik zugänglich sind. Da nur wenige der vorgeschlagenen Kenngrößen gesondert erhoben werden müssen, reduziert sich der Bearbeitungsaufwand in der praktischen Anwendung erheblich.
- CIT-Bewertungsmodell: Ähnlich strenge Anforderungen stellte CIT an die Entwicklung eines CIT-Bewertungsmodells. Aufgrund des heterogenen Wissensniveau der an partizipativen Entscheidungsverfahren mitwirkenden Personen werden extrem niederschwellige und leicht nachvollziehbare Bewertungsverfahren empfohlen. Im Rahmen von CIT werden zwei methodische Ansätze vorgeschlagen, die einerseits zu schnellen Ergebnissen führen und andererseits für die AnwenderInnen extrem leicht nachvollziehbar sind. Parallel dazu werden internationale Bewertungsmethoden der Nachhaltigkeitsforschung dokumentiert. Im Kern orientiert sich CIT an der Methodik multikriterieller Entscheidungsverfahren.
- CIT-Prozessmodell: Das CIT-Prozessmodell definiert in 8 Schritten jene organisatorischtechnischen Rahmenbedingungen, die auf Basis der umfassenden Erfahrungen des Projektteams für eine erfolgreiche Organisation und Abwicklung partizipativer Entscheidungsprozesse für eine nachhaltige Stadtmodernisierung zu empfehlen sind.
- CIT-Praxisleitfaden: Alle Erkenntnisse wurden in einen gemeinsamen Praxisleitfaden übergeführt, der nun den vielfältigen Zielgruppen aus Stadtentwicklung, Politik, Wirtschaft und Verwaltung zur Verfügung gestellt wird.
Pilotprojekt "Wien Neubau West"
Alle genannten Tools wurden im Rahmen eines Pilotprojektes für einen Teil des 7. Wiener Gemeindebezirks "Wien Neubau West" erprobt und weiterentwickelt. Im Rahmen dieser Pilotanwendung wurde gemeinsam mit einem umfassenden Projektteam ein Entwurf für ein Leitbild mit Maßnahmenvorschlägen zur nachhaltigen Stadtteilentwicklung erarbeitet. Die Ergebnisse daraus fließen in mehrere Umsetzungsprojekte der Stadtteilentwicklung im Bezirk ein und werden fortgeschrieben.
Schlussfolgerungen
- Die umfassende und nachhaltige Stadtteilmodernisierung ist dann möglich, wenn auf Ebene der Politik ein Umdenkprozess einsetzt. Ein wesentlicher Aspekt dabei besteht in der Umwidmung von Wohnbaufördermitteln aus dem Neubaubereich für Sanierungsvorhaben. Ergänzend dazu sollte die Zweckbindung der Wohnbaumittel wieder eingeführt werden. Eine Ausnahme davon soll in Zukunft nur mehr für die Aufwertung des Wohnumfeldes bereits bestehender Stadtteile gewährt werden. Gelingt es, in den nächsten zehn Jahren 50 % der Wohnbauten mit einem Alter von mehr als 25 Jahren thermisch-energetisch auf Niedrigenergiestandard zu bringen, dann ist damit laut Berechnungen von CIT ein Einsparpotenzial von knapp 3,8 Millionen Tonnen CO2 verbunden. Dies setzt aber eine Sanierungsquote von rund 4% pro Jahr voraus.
- Wenn zusätzlich zu den Gebäuden auch in eine hochwertige Wohnumfeldausstattung (Öffentlicher Verkehr, Freiraumqualität, Nahversorgung, Soziale Infrastruktur) investiert wird, erhöhen sich diese Einsparpotenzial: Es ist davon auszugehen, dass Einsparungen im Verkehrssektor lukriert werden. Die im Rahmen von CIT genannten Kriterien für die Wohnumfeldausstattung tragen wesentlich zu einer Erhöhung der Wohnqualität bei.
- Vom WIFO wurde für das Jahr 2002 errechnet, dass bei Realisierung der im Klimaaktionsprogramm der Bundesregierung enthaltene Sanierungsquote von 2 Prozent aller Wohneinheiten ein zusätzlicher Beschäftigungseffekt von 11.000 Arbeitsplätzen entstehen würde. Die von CIT angesprochene Sanierungsrate würde diesen Effekt etwa verdoppeln. Alleine durch die Umlenkung von bereits vorhandenen Wohnbaumittel würden somit um rund 25.000 Arbeitsplätze mehr entstehen als bei Beibehaltung der bestehenden Aufteilung.
- In Summe überwiegen somit die positiven Effekte einer verstärkten Sanierungstätigkeit in wirtschaftlicher, sozialer und umweltpolitischer Hinsicht. Nicht zuletzt aufgrund der Erfüllung der Anforderungen der "Triple Bottom Line" stellen umfassende Modernisierungsprozesse in Stadtquartieren eine nachhaltige Form der Raumentwicklung Österreichs dar.
Projektbeteiligte
Projektleiter:
Robert Lechner
Österreichisches Ökologie-Institut
Partner:
- SNP architects
Kontakt
Robert Lechner
Österreichisches Ökologie-Institut
Seidengasse 13, 1070 Wien
Tel.: 01/5236105-0
E-Mail: Lechner@ecology.at