Atelierhaus - Büroloft Jägerberg (Steyr, Oberösterreich)

Aufgestelztes Passivhaus für Büronutzung, großteils aus Holz, mit Photovoltaik und kontrollierter Raumlüftung

Status

  • Planungsbeginn: Jänner 2003
  • Baubeginn: August 2003
  • Fertigstellung: Dezember 2003

Kurzbeschreibung

Das Gebäude in Passivhausqualität wurde unter Verwendung des Hauptbaustoffes Holz errichtet. Da ein nebenstehendes Gebäude auf dem Baugrund Sicht und Sonne beeinträchtigte, wurde das Gebäude aufgestelzt. Über dem Erdboden schwebend vermittelt der durchgehende Raumeindruck mit fließenden Lichtübergängen die großzügige Arbeitsweise, die in einem Loft möglich ist. Nur Technik- und Lagerräume verblieben im Betonkern des Erdgeschoßes. Die Fläche unter dem Gebäude wird auch als Autoabstellfläche genutzt.

Das Gebäude wendet sich nach Süden und zeigt sich - mit einem die gesamte Gebäudebreite durchlaufenden Erker - in diese Richtung offen. Nach Norden ist es geschlossen, mit einer Rundung des Baukörpers, der Dach und Bodenplatte verschmelzen lässt. In diesem geschlossenen gerundeten Teil des Hauses befindet sich die Bibliothek. Im Osten kippt sich eine ganze Fensterfront nach vorne und orientiert das Büro mit dem dominierenden Lichteinfall in diese Richtung.

Allgemeine Beschreibung:

  • Grundstücksfläche: 424 m²
  • Bebaute Fläche: 165 m²
  • Nutzfläche: EG: 27 m², OG: 152 m²
  • Umbauter Raum: 930 m³
  • Jahresheizwärmebedarf: 18 kWh/m²a

Konstruktion:

Das Erdgeschoß ist als Kaltraum ausgebildet und beherbergt die technische Versorgung sowie Abstell- und Lagerflächen. Die Sichtbetonwände haben eine innenliegende Dämmung und nur notwendige Belichtungsöffnungen. Mittig führt die Betontreppe durch das Gebäude zum Balkon und Büroeingang. Ab hier ist das Gebäude aus Holz und Glas.

Das gesamte Obergeschoss ist als "warmer Baukörper" ausgebildet. Die Holzwände stehen auf der Stahlbetonplatte, die gerundete Nordwand ist niveaugleich als Holzkonstruktion angebunden.

Der Fußboden aus gegossenem Steinharz auf Estrich dient gemeinsam mit den über Türhöhe ragenden Trennwänden aus verputztem Mauerziegel als Massenspeicher gegen sommerliche Überhitzung.

Glastüren, Glaswände und Möbel sind raumtrennende oder verbindende Bauteile, farblich in grau oder schwarz gehalten.

Decke:

Als Sichtbetondecke ausgeführt, konnte die Dämmung des Fußbodens im Obergeschoß innen liegen und so gestalterisch eine einheitliche Oberfläche des Erdgeschoßes erreicht werden. In die innenliegende Dämmung wurden die Kabel, Wasser- und Lüftungsleitungen verlegt

Wände: Innen- und Außenverkleidungen wurden nachträglich aufgebracht. Somit konnten innen und außen die erforderlichen Leitungen in die Zwischenräume zwischen konstruktivem Teil und Haut verlegt werden. Kabelkanäle wurden ebenfalls in diese Zwischenräume verlegt. Die Verkleidung der Außenwände erfolgte mit Schichtplatten.

Dach: Das Dach hat eine Neigung von 3 Grad und ist als Kaltdach mit Foliendeckung ausgebildet.

Haustechnik:

Kontrollierte Raumlüftung:

Kontrollierte Raumlüftung mit Wärmerückgewinnung, Wärmetauscher und integrierter elektrischer Zusatzheizung. Über einen Erdkollektor wird die vorgewärmte Luftmenge vom Aerex WP225 Lüftungsgerät angesaugt. Durch die rückgewonnene Wärme der Abluft, der Wärmepumpe und wenn erforderlich durch Zusatzheizung, wird die warme Luft in die zu beheizenden Räume über die im Fußboden verlegten Zuluftleitungen geräuschlos eingeblasen. Bei der Dimensionierung der Lüftungsanlage wurde die Abwärme des Bürobetriebes berücksichtigt.

Für die sommerlichen heißen Tage gibt es die Möglichkeit der Kühlung durch Luftzuführung über den Erdkollektor. Entsprechende Abschattungen des Sonnenlichtes gegen Übererwärmung und geschlossene Fenster vorausgesetzt, ist in der Hitzeperiode - ohne Zusatzkühlung - eine Raumtemperatur von 26°- 28°C zu erwarten.

Photovoltaik:

Elektrische Energie für den Büroverbrauch und die elektrische Zusatzheizung wird durch eine ressourcenschonende 5,2 kWp leistende Photovoltaik-Anlage auf der Dachfläche gewonnen. Die Anlage besteht aus 120 m² großen Streifen mit amorphen silliciumhzellen, die in die Dachfolie eingeschweißt sind. Eine Aufständerung ist nicht erforderlich. Diese Folie dient gleichzeitig als Dachhaut.

Durch den Einsatz dieser Technologie wird die sonst vorhandene Ausfallsgefahr bei Serienschaltung der einzelnen Module aus monokristallinen PV-Zellen ausgeschaltet. Der geringere Wirkungsgrad bei Spitzenleistung wird durch einer bessere Leistung bei diffusem Licht wettgemacht.

Warmwasser:

Für die Warmwassererwärmung wird - wegen des aufgrund der Nutzung als Bürogebäude geringen Wasserverbrauchs - keine thermische solare Erwärmung verwendet. Die elektrische Erwärmung ist jedoch so zeitverzögert (8 h oder max 1,35 kW), dass bei vorhandener solarer Photovoltaikenergie diese dafür verwendet wird.

Regenwasser und Ableitung:

Wegen des geringen Wasserverbrauches rechnete sich ein Regenwasseraufbereitungsanlage nicht. Das Wasser rinnt über die Rundung des Dachkörpers über eine Tropfleiste kontrolliert ab.

Projektbeteiligte

Planung:

PROYER & PROYER Architekten
Schwarzmayrstraße 10
4400 Steyr
Tel.: 072 52/ 77 0 83
Fax: 072 52/ 78 1 23
E-mail: office@proyer.com