Alpiner Stützpunkt - Schiestlhaus am Hochschwab - Phase Errichtung

Prototyp für einen ökologischen alpinen Stützpunkt in Insellage. Die "erste Schutzhütte in Passivhausqualität" basiert auf einem ökologischen Gesamtkonzept: Holzbau in Passivhausstandard, energieautarke Bewirtschaftung auf Basis von Solarenergie, biologische Abwasseraufbereitung sowie Regenwassernutzung

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Alpiner Stützpunkt - Idee und Ziel

Die dem Projekt zugrundeliegende Idee ist der Einsatz von solaren Systemen an Standorten mit schwieriger Erreichbarkeit, hoher solarer Einstrahlung und ökologischer Sensibilität.

Alpine Schutzhütten sind das typische Beispiel für "Insellagen" in Österreich und im Alpenraum. Im konkreten Fall des Schiestlhauses soll eine baufällige Schutzhütte durch einen modernen, möglichst energieautarken und ökologischen Bau ersetzt werden.

Ziel des Projekts- die architektonisch zeitgemäße Interpretation des autarken Gebäudekonzepts unter Integration des energetischen Gesamtkonzepts. Dieses verknüpft energierelevante Komponenten wie Passivhausstandard, thermische und elektrische Versorgung aus erneuerbaren Energieträgern (Sonne und Wind) mit Regenwasseraufbereitung und biologischer Abwasserreinigung.

Dissemination und Multiplikationspotential

Das Projekt versteht sich als Pilot- und Demonstrationsprojekt, in dem nachhaltige, ökologische Technologie und ein intelligentes Raumkonzept unter extremen Bedingungen getestet werden.

Die Lösungen und Erkenntnisse, die unter extremen Bedingungen funktionieren, können mit geringen Modifikationen oder in einfacher Ausführung auf den gesamten Bereich gemäßigter alpiner Lagen bzw. Insellagen im allgemeinen angewendet werden (Schwerpunkt Beherbergungsbetriebe).

Das Schiestlhaus soll zu einem Vorzeigeprojekt für solares und ökologisches Bauen in alpinen Regionen und Insellagen im allgemeinen werden.

Gleichzeitig hat das Projekt Schiestlhaus auch Modellcharakter für die nachhaltige Sanierung zahlreicher wichtiger alpiner Stützpunkte, die, ähnlich wie das Schiestlhaus, vor mehr als 100 Jahren errichtet wurden und auf das Ende ihres Lebenszyklus zugehen.

Standort Schiestlhaus / Hochschwab

Das Schiestlhaus (im Besitz des ÖTK- Österr. Touristenklub) liegt auf 2200m am Gipfelplateau direkt unterhalb des Hauptgipfels des Hochschwab und ist somit der zentrale alpinistische Stützpunkt des Hochschwabmassivs. Das bestehende Haus, ist 120 Jahre alt und in einem äußerst schlechten Zustand, weshalb der Verein sich gegen eine Sanierung entschieden hat. Stattdessen wird ein Ersatzbau errichtet, der hinsichtlich Energieversorgung, Ausstattung, Sanitäranlagen sowie Abwasserentsorgung den heutigen Standards an Ökologie, Hygiene und Sicherheit entspricht.

Das alte Schiestlhaus wurde mit Ende der Saison 2002 geschlossen. Geplante Fertigstellung des Ersatzbaus ist 2004.

Architektur / innovatives Gebäude-Konzept

Eine Schutzhütte stellt im Raumprogramm und in der Raumnutzung einen Spezialfall dar. Einerseits gibt es eine größenmäßig beträchtliche Raumgruppe, die nicht oder schwach beheizt wird, andererseits schwankt die tatsächliche Benutzung der Räume sehr stark, abhängig von Wetter, Jahreszeit und Gästezahl.

Daraus folgt der konzeptionelle Grundsatz, die durchgehend beheizten Räume (Küche, Gaststube, Personalräume) möglichst kompakt als sogenannte Kernzone anzuordnen.

Das Gebäude wird demnach in Klima-Zonen organisiert: eine ständig beheizbare Kernzone, eine um diese herum angeordnete weitere Zone, die je nach Bedarf "dazugeschaltet" werden kann, und eine äußere unbeheizte Zone mit Nebenräumen.

Bauliche Umsetzung

Aufgrund der besonderen klimatischen Bedingungen im alpinen Raum ist es unbedingt erforderlich, die Montagezeit möglichst kurz zu halten. Daher ist ein maximaler Grad an Vorfertigung notwendig. Geplant ist ein Holz-Fertigteil-System, wobei die geschoßhohen Bauteile mittels Hubschrauber angeliefert und montiert werden.

Wasser- und Energieversorgung

Da keine Quellen mit ausreichender Schüttung in sinnvoller Entfernung zur Verfügung stehen, wird Regenwasser über das Dach gesammelt, gespeichert und aufbereitet. Warmwasser und Strom werden über Kollektoren erzeugt, die vollständig in das architektonische Konzept integriert sind.

Heizung / Lüftung

Die Raumheizung erfolgt nach der Passivhaustechnologie, d.h. die Aufenthaltsräume werden ausschließlich über die inneren Wärmequellen und die temperierte Zuluft beheizt. Mit Ausnahme der Wasch- und Trockenräume sind keine zusätzlichen Heizflächen im Haus vorgesehen.

In speziellen Abluftwärmetauschern wird ein Teil der Wärme aus der Abluft wieder der Zuluft zugeführt. Der Restheizwärmebedarf (12,9 kWh/m²a) wird durch Nachheizregister aus dem Warmwasserspeicher zur Verfügung gestellt.

Ökologie und Wasserschutz

Im Hochschwabgebiet befinden sich die Quellfassungen für die zweite Wiener Hochquellwasserleitung. Die nachhaltige Sicherung der Trinkwasserqualität hat daher oberste Priorität. Im Gegensatz zur momentanen Situation beinhaltet das Zukunftsprojekt auch die professionelle Entsorgung der Fäkalbelastungen, die durch die Wanderer, Bergsteiger und Skitouristen entsteht: die modernst konzipierte Abwasseranlage könnte die Belastungen für diesen Standort gegen Null reduzieren.

Projekt-Bilder

Nutzungshinweis: Die unter Projekt-Bilder aufgelisteten Bilder stammen aus den Projekten, die im Rahmen der Programme Stadt der Zukunft, Haus der Zukunft und IEA Forschungskooperation entstanden sind. Sie dürfen unter der Creative Commons Lizenz zur nicht-kommerziellen Nutzung unter Namensnennung (CC BY-NC) verwendet werden.

Publikationen

Schiestlhaus am Hochschwab 2154 m

Das weltweit erste Passivhaus-Schutzhaus
Schriftenreihe 55/2006 C. Wolfert, M. Rezac 
Deutsch, 83 Seiten, vergriffen

Downloads zur Publikation

Projektbeteiligte

Projektleiter:

DI Marie Rezac
pos architekten

Partner:

  • Arch. DI Fritz Oettl, pos architekten, Wien
  • Arch. Dr. Martin Treberspurg. DI Christian Wolfert, treberspurg & partner, Wien
  • Dr. Karin Stieldorf, Inst. f. Hochbau, TU Wien
  • DI Wilhelm Hofbauer, Technisches Büro Hofbauer, Wien
  • DI Elmar Wimmer, Technisches Büro Wimmer, Vöcklabruck
  • DI Robert Salzer, Konstruktiver Holzbau, Hohenberg
  • Ing. Gernot Becker, ATB, TBB, Absam
  • DI Thomas Zelger, IBO, Wien

Kontakt

DI Marie Rezac
Treberspurg & Partner Architekten Ziviltechniker GmbH.
Penzingerstrasse 58, 1140 Wien
Tel.: +43 - 1 - 8943191
E-Mail: marie.rezac@treberspurg.at