alpin-stützpunkt
Kurzbeschreibung
Status
abgeschlossen
Kurzfassung
Ausgangslage
Alpine Schutzhütten sind das typische Beispiel für Gebäude in "Insellagen" in Österreich und dem Alpenraum. Sie besitzen eine lange Tradition und allein in Österreich gibt es über 500 Schutzhütten im Besitz der verschiedenen alpinen Vereine. Die meisten liegen abseits der Zivilisation und Anbindung an das Wasser-, Strom- und Kanalnetz, woraus sich teilweise große Probleme für die Umwelt ergeben. Der Alpinismus wurde in den letzten Jahren immer populärer, weswegen auch die Hütten von immer mehr Besuchern frequentiert werden. Während der letzten Jahre wurden seitens der Alpinen Vereine viel an einzelnen Maßnahmen unternommen, speziell was die Stromversorgung durch PV oder die Errichtung von Kläranlagen betrifft. Trotzdem werden diese singulären Maßnahmen der Komplexität der Problematik oft nicht gerecht.
Zielsetzung
Die dem Projekt zugrundeliegende Idee war der Einsatz von Solaren Systemen an Standorten mit schwierigen Erreichbarkeit, höheren solaren Exponiertheit und höheren ökologischen Sensibilität.
Im vorliegenden Projekt werden energierelevante Einzelmaßnahmen gezielt zu einem Gesamtkonzept verknüpft, was ihre Wirksamkeit erheblich steigert. Es soll ein Prototyp eines möglichst autark bewirtschafteten Gebäudes entstehen, wobei die Versorgung mit Strom und Warmwasser (Niedertemperaturheizung) auf einem integrierten Paket aus thermischen Kollektoren, Photovoltaik, und entsprechenden Speicherungsmöglichkeiten basiert.Als Demo- und Pilotprojekt soll die ökologische Schutzhütte mitwirken, das Umweltbewußtsein der Besucher zu stärken.
Obwohl es sich um einen sehr speziellen Gebäudetyp handelt, besteht ein Vorbildwirkung für die Anwendung von energieoptimierten Systemen an verschiedenste Arten von Gebäuden in Tallagen.
Forschungsinhalt und Innovation
Baukörper- Konzeption
Abhängig vom Standort und den klimatischen Eckdaten wird das Optimum aus kompaktem Baukörper und gewünschter Südfassadenfläche gesucht, was durch entsprechende Simulationen überprüft wird.
Eine Schutzhütte stellt im Raumprogramm und in der Raumnutzung einen Spezialfall dar. Einerseits gibt es eine größenmäßig beträchtliche Raumgruppe, die nicht oder schwach beheizt wird, andererseits schwankt die tatsächliche Benutzung der Räume, sehr stark, abhängig von Wetter, Jahreszeit und Gästezahl.
Daraus folgt der konzeptionelle Grundsatz, die durchgehend beheizten Räume (Küche, kleiner Gastraum, Personalräume) möglichst kompakt als sogenannte Kernzone anzuordnen.
Das Gebäude wird demnach in 2 Klima-Zonen organisiert: eine ständig beheizbare Kernzone und eine um diese herum angeordnete weitere Zone, die je nach Bedarf "dazugeschaltet" werden kann.
Aufgrund der besonderen klimatischen Bedingungen im alpinen Raum ist es unbedingt erforderlich, die Montagezeit möglichst kurz zu halten. Es stehen normalerweise maximal 3 Sommermonate als Bauzeit zur Verfügung. Da für die Montage mindestens 3 hintereinanderliegende regenfreie Tage benötigt werden, ist ein maximaler Grad an Vorfertigung notwendig.
Ziel der Planung ist ein an die Standortgegebenheiten angepaßtes Fertigteil-System, bestehend aus Boxen oder alternativ aus Einzelelementen, wobei die einzelnen Teile auf der Baustelle montiert und mit Sekundärelementen ergänzt werden.
Die Anlieferung der Bauteile erfolgt- standortabhängig- mit der Materialseilbahn oder dem Hubschrauber, was aufgrund der hohen Kosten maximale Effizienz und Montagelogistik erfordert.
Energieversorgung
Standortbedingt sind für die Konzeption der Energieversorgung vor allem Höhenlage, Globalstrahlung und Benutzerfrequenz entscheidend. Für die Dimensionierung der Kollektorflächen und Speicher werden vorab 2 Komfort-Varianten angenommen, die in Diskussion mit Betreibern und Nutzern genauer spezifiziert werden.
Der angestrebte Standard (z.B. Kategorie 1 - einfache Ausstattung) und die verfügbaren Wasserressourcen stehen in enger Wechselwirkung mit Wasserverbrauch und Temperatur und beeinflussen maßgeblich das Gesamtkonzept.
Elektrische Energie: Analog zum Warmwasserverbrauch werden für den Stromverbrauch Jahres- und Saisonmodelle erstellt, um Jahres-/Saisonbedarf und Spitzenlast zu bestimmen.
Die daraus resultierenden erforderlichen Flächen an Photovoltaik und thermischen Kollektoren stehen in enger Wechselwirkung mit dem architektonischen Konzept, wo die Kollektoren in die Fassade integriert werden sollen.
Entsorgung
Ebenfalls in die Planung integriert werden Entsorgungssysteme für Abwasser und Fäkalien. Mechanische und biologische Systeme sind bereits vielerorts im Einsatz und gelten als ökologisch vertretbar.
Die PV-Anlage muß auch für den Betrieb der Abwasseranlage entsprechend ausgelegt und verschaltet werden.
Standort
Das Projekt soll als Ersatzbau eines baufällig gewordenen Hüttenstandorts realisiert werden.
Beabsichtigt ist die Realisierung am Hochschwab anstelle des dort bestehenden "Schiestlhaus", das sich in einem kritischen Zustand befindet.
Dieser Standort bringt als spezielle Anforderung den absoluten Wasserschutz mit sich, da sich in unmittelbarer Nähe die Fassung der Hochquellwasserleitungen für Wien und Graz befinden.
Publikationen
Alpiner Stützpunkt Schiestlhaus am Hochschwab
Schriftenreihe 07/2002
M. Rezac, K. Stieldorf, F. Oettl, M. Treberspurg
Deutsch, 40 Seiten, vergriffen
Downloads zur Publikation
Projektbeteiligte
Marie Rezac
Absolventin TU Wien, Architektur
Aufgabengebiet: Projektdurchführung, PR
Dr. DI Karin Stieldorf
Univ-Ass. am Institut für Hochbau und Entwerfen, Abteilung für bauphysikalische und humanökologische Grundlagen, TU Wien
Aufgabengebiet: Bauphysikalische Entwurfsberatung, Simulation, Evaluierung
Arch. DI Fritz Oettl
Architekt, Univ-Ass. an der TU Wien, Institut für Städtebau
Atelier - Schwerpunkt auf Ökologie und Nachhaltigkeit
Aufgabengebiet: Geschäftsführer, Projektdurchführung
Arch. Dr. Martin Treberspurg
Solar-Architekt, zahlreiche erfolgreich umgesetzte Bauprojekte
Lehrauftrag an der TU Wien für Solares Bauen
Aufgabengebiet: Entwurfsbegleitung, Solares Bauen, Ausführungsdetails, Passivhausstandard
Kontakt
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