Sozialwissenschaftliche Evaluationen in österreichischen Niedrigenergie-, Passiv-, Null- und Plusenergiebauten - Arbeitsgruppenbericht 2013
Motivation, Ausgangssituation
Seit 2000 laufen - zum Teil über das Forschungsprogramm "Haus der Zukunft (Plus)", teilweise im Auftrag von Bauträgern und Genossenschaften, teilweise als Hochschul-/NGO-Forschung - sozialwissenschaftliche Zufriedenheitsanalysen (BewohnerInnen-Evaluationen, Post-Occupancy Evaluations) zu österreichischen Niedrigenergie-, Passiv-, Null- und Plusenergiebauten, vor allem im Wohnbausektor. Die Bedeutung der Bewohnerzufriedenheit für die soziale Akzeptanz neuer Technologien im Bauwesen ist unbestritten.
Wegen der vielfältigen Bauformen, -typen und Fragestellungen erscheint eine „Standardisierung“ dieser Evaluationen als nicht praktikabel und auch nicht wünschenswert. Die Sammlung von Unterlagen und Projekten an dieser Stelle ist ein Beitrag, die Evaluationsvorhaben in ihren Erhebungsinstrumenten soweit zu koordinieren, dass ein Resümee möglich ist, also ein Vergleich der Hauptergebnisse der einzelnen Evaluationen.
Einleitung
Bewohner:innen-Evaluation - vom Zankapfel zur Qualitätssicherung
Evaluation kommt aus dem Lateinischen (valere: gesund, geeignet sein, vermögen). Mit diesem Wort verbinden Sie vermutlich die Bewertung kindlicher Lesefähigkeit durch die „PISA-Studien“. Wer im Bauwesen tätig ist, kennt Evaluation eher als technischen Tauglichkeitstest, meist von Baumaterialien. Aber was soll denn nun eine „Bewohner:innen-Evaluation“ sein? - Die demokratische Abstimmung von Laien über ein Gebäude, das sie im Detail gar nicht verstehen? Eine neue staatliche Schikane, um von Firmen mehr Gutachten zu verlangen? Die öffentliche Auswahl von Wohnungswerber:innen?
Lesen Sie mehr in der umfassenden Einführung zum Thema:
Koordination, Kriterien
Auf Initiative von Dr. Alexander Keul fand am 17. November 2011 ein erstes Koordinationsgespräch der sozialwissenschaftlichen Evaluatoren und Evaluatorinnen organisiert durch das Programm-Management von Haus der Zukunft in Wien statt.
Ziele des Gesprächs waren:
- Persönliches Treffen aller /möglichst vieler sozialwissenschaftlicher Evaluatoren und Evaluatorinnen
- Vernetzung mit Auftraggeber:innen, Interessenten und Interessentinnen
- Diskussion fehlender Infrastruktur
- Anstoß zur besseren Dokumentation
- Qualitative Evaluations-Minimalkriterien
- Problematik Veröffentlichung
Auf der Koordinationssitzung vorgelegt wurde eine Liste zentraler Kriterien, die bei jeder Evaluation möglichst vollständig zu erheben sind, um den sinnvollen statistischen Vergleich von Evaluationen (als Metaanalyse) zu sichern. Dabei hat jedes Projekt weiterhin die Freiheit, über Minimalkriterien hinaus je nach Themenstellung und Zielgruppe differenziert Details zu erheben. Die Liste zentraler Kriterien wurde von weiteren teilnehmenden Evaluatoren und Evaluatorinnen 2012 überarbeitet und ergänzt.
Ethik
Evaluation ist kein Selbstzweck, sondern fundiertes Qualitätsmanagement. Daher ist zu überlegen, in welcher Form Evaluationsergebnisse unter Beachtung von Datenschutz und Persönlichkeitsrechten veröffentlicht werden sollen. Ein „internes“ Evaluationsgeschehen der Experten und Expertinnen unter Ausschluss der Öffentlichkeit wäre steril und abgehoben, andererseits eignen sich nicht alle Befunde und geäußerten Meinungen direkt für den öffentlichen Diskurs. Was sollte in welcher Auflösung und Ausführlichkeit rückgemeldet werden?
Dass es eine Rückmeldung an die Wohnenden - als Betroffene - geben muss, steht aus demokratischen Gründen außer Frage. Diese Rückmeldung sollte geeignet sein, konstruktiv zum Gespräch und zu Verbesserungen anzuregen. Es wurde angeregt, nur juristisch bedenkliche und beleidigende Passagen bei einer Veröffentlichung zu anonymisieren.
Ausblick
Geplant sind zweijährliche Arbeitstreffen der sozialwissenschaftlichen Evaluatoren und Evaluatorinnen in Österreich, um die weitere Entwicklung zu moderieren/diskutieren/koordinieren.
Publikationen
Unterlagen zu sozialwissenschaftlichen Evaluationen in österreichischen Niedrigenergie-, Passiv-, Null- und Plusenergiebauten:
Weitere Publikationen
Im Sharehouse von „Haus der Zukunft“ finden Sie weitere Listen, die wir gern auch auf Ihre Anfragen aktualisieren.
- Historischer und aktueller Stand österreichischer sozialwissenschaftlicher Evaluationsprojekte, deren Evaluatoren und Evaluatorinnen und Auftraggeber:innen (Dokumentation)
- Ausgewählte Daten sozialwissenschaftlicher Evaluationen (Dokumentation)
- Eine Kontaktdaten-Liste aller derzeit aktiven sozialwissenschaftlichen Evaluatoren und Evaluatorinnen.
Kontakt
DI Claudia Dankl
Wissenschaftliche Projektmanagerin
Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik - ÖGUT
Hollandstraße 10/46, A-1020 Wien
Tel.: +43 (1) 3156393-24
E-Mail: claudia.dankl@oegut.at
Web: www.oegut.at