Technologie-Roadmap für Photovoltaik in Österreich (Teil 1, 2016)
Inhaltsbeschreibung
Ausgangssituation
Für Österreich wird in der Studie „Visionen 2050" der Austrian Energy Agency davon ausgegangen, dass der Stromverbrauch in Zukunft sowohl in absoluten Zahlen als auch als Anteil am gesamten Endenergieverbrauch steigt – auch wenn der Gesamtenergiebedarf jedenfalls sinken wird, d.h. die Bedeutung von Strom als Energieträger nimmt in jedem Fall zu. Insgesamt wird im Jahr 2050 je nach Szenario um 15–20 % mehr Strom verbraucht werden als 2010.
In Österreich sind derzeit (Stand 2016) etwa 1 GW an PV-Anlagenleistung installiert, damit werden knapp 2 % des österreichischen Strombedarfes (Stromabgabe an Endverbraucher) gedeckt.
Inhalte und Zielsetzungen
Die Roadmap „Photovoltaik für Österreich" hat das Ziel, den möglichen Beitrag der Photovoltaik in einem bis 2050 vollständig erneuerbaren Energieszenario Österreichs aufzuzeigen. Auf übergeordneter Ebene hat die EU Kommission in ihrem „Fahrplan für den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaft bis 2050" Wege skizziert, die zu einem 80-95 %igen CO2-Rückgang gegenüber 1990 führen sollen, wobei der Stromsektor bis 2050 CO2-frei ist. Die zentralen Herausforderungen und Ziele können wie folgt zusammengefasst werden:
- Für eine erfolgreiche Klimastrategie muss Energie reduziert werden: Rückgang des Gesamtenergiebedarfes um etwa 40 % als Basis
- Ausbau der Erneuerbaren nötig: Ohne dem Ausbau von Photovoltaik als auch von anderen erneuerbaren Energien, wird der Anteil an fossiler Stromerzeugung in Österreich bis 2050 deutlich steigen.
- 100% erneuerbare Energien für Österreich: Anteil der Photovoltaik von gegenwärtig etwa 1 TWh auf mindestens 29,9 TWh Jahresproduktion steigern. Um dies zu erreichen, müssen bis 2030 zumindest 9,7 GW und bis 2050 mindestens 26,7 GW Photovoltaik errichtet werden.
- 100% Strom aus erneuerbaren Energien Ziel bis 2030 erfordert beginnend mit 2017 die Installation von 600 MW PV jährlich und ab 2030 von 820 MW jährlich
- Die erforderlichen Investitionen bis 2030 liegen bei etwa 9-10 Milliarden Euro, um auf einen Anteil von 15 % zu kommen
- Bau- und Gebäudeintegrierte Photovoltaik: Die Nutzung vielfältiger, verfügbarer Solarpotentialflächen ist erforderlich: Dächer, Fassaden, Verkehrsflächen, Bauwerke, Doppelnutzung mit landwirtschaftlichen Flächen etc.
Methodische Vorgehensweise
Die möglichen Entwicklungspfade für Österreich wurden anhand zweier Szenarien gegenübergestellt. Das erste Szenario schreibt die mittlere Entwicklung der vergangenen drei Jahre mit etwa 150 MW Neuinstallationen pro Jahr bis 2050 fort. Im zweiten Szenario, das die mögliche bzw. notwendige Rolle der Photovoltaik im österreichischen Energiesystem aufzeigt, wird davon ausgegangen, dass klimapolitische Ankündigungen umfassend umgesetzt werden und das Zwei-Grad-Klimaziel konsequent verfolgt und erreicht wird.
- Szenario 1: „Business as Usual"
- Szenario 2: „Klimaverpflichtung"
Um die Chancen und Herausforderungen für die Photovoltaik am Weg zu einer dominierenden Energiequelle aufzuzeigen, wurden die drei Bereiche Industrie, Photovoltaik in Gebäude- und Stadtentwicklung sowie die Energieinfrastrukturen betrachtet. In den ausgewählten Bereichen wurden Maßnahmen und Lösungswege zu folgenden Themengebieten vorgeschlagen:
- Eigenbedarfsdeckung und Flexibilisierung der Industrie, Forschung und Innovation
- Produktionsentwicklung im Bereich Architektur und bauwerksintegrierter Photovoltaik
- Märkte und Chancen für Solar Cities
- BIPV-Anreizung für den baurechtlichen Rahmen (gebäudeintegrierte Photovoltaik von englisch BIPV Building-integrated Photovoltaic)
- Gebäudesanierung
- Energieinfrastrukturen im F&E Bereich
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Roadmap zeigen, dass die Rolle der Photovoltaik in der österreichischen Energieversorgung einen Anteil von etwa 27 % am Stromaufkommen und etwa 13 % am Gesamtenergieaufkommen bis 2050 erreichen kann. Für das Ziel der 100 %igen Stromversorgung aus erneuerbarer Energie bis 2030 kann die Photovoltaik bei ambitionierter Weichenstellung mindestens 15,3 % beitragen.
Klare energiepolitische Vorgaben, wirksame Abgaben auf CO2, Anreize für Photovoltaikinstallationen bei Privaten, Gewerbe und Industrie, bewusstseinsbildende Maßnahmen ebenso wie ein generell höheres Strompreisniveau aber auch Energieeffizienzmaßnahmen tragen vorrangig dazu bei, dass Potenziale genutzt werden und das Ziel erreicht wird. Für die heimische Industrie im Photovoltaik-Umfeld bedeutet ein sich dynamisch entwickelnder Heimmarkt Chancen auf erfolgreiche Positionierung am Weltmarkt.
H. Fechner, C. Mayr, A. Schneider, M. Rennhofer, G. Peharz
Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 27 Seiten