Solarwärme 2020 - Eine Technologie- und Umsetzungsroadmap für Österreich

Die Roadmap Solarwärme 2020 erörtert mögliche Antworten auf die Fragen, welchen Beitrag thermische Solarenergie in Österreich bzw. in Europa zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten kann bzw. was getan werden muss um das Potenzial der thermischen Solarenergie auch nutzen zu können.

Inhaltsbeschreibung

Klimaerwärmung, Energieabhängigkeit der Europäischen Union sowie die von der Internationalen Energieagentur vorausgesagte bevorstehende Verknappung von Erdöl verlangen nach einer unverzüglichen Steigerung unserer Energieeffizienz und Änderung der Energieversorgung. Erneuerbare Energien spielen für die zukünftige Energieversorgung die zentrale Rolle.

Im Jahr 2005 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch der EU nur 8,5%. Im Dezember 2008 wurde von den Mitgliedsstaaten das Energie- und Klimapaket beschlossen: Der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch der EU soll bis 2020 auf 20% gesteigert werden. Für Österreich wurde der verbindliche Anteil erneuerbarer Energieträger am Endenergiebedarf im Jahr 2020 mit 34% festgelegt.

Vor diesem Hintergrund stellen sich zwei Fragen: Welchen Beitrag kann die thermische Solarenergie in Österreich bzw. in Europa zu den oben genannten Zielen leisten? Und was muss getan werden, um das Potenzial der thermischen Solarenergie auch nutzen zu können?

Auf diese Fragestellungen versucht die vorliegende Roadmap mit Fokus auf Österreich bzw. österreichische Akteure und Akteurinnen Antworten zu geben.

Mit Ende des Jahres 2006 waren weltweit 182,5 Millionen m² Kollektorfläche installiert, was einer Leistung von 127,8 GWth entspricht. Die weltweit absolut größten installierten Leistungen an Flachkollektoren und Vakuumröhrenkollektoren befinden sich mit Ende 2006 in China (65,1 GWth), der Türkei (6,6 GWth) und Deutschland (5,6 GWth). Im Vergleich hierzu erreichte Österreich mit Stand 2006 eine installierte Leistung von rund 1,9 GWth und liegt an 8. Stelle. Bezieht man die installierte Leistung auf die Einwohnerzahl (Leistung pro 1.000 Einwohner:innen), weisen Zypern (680 kWth) und Israel (506 kWth) hier die mit Abstand höchste Solaranlagendichte auf. Aber bereits an 3. Stelle folgt Österreich mit 230 kWth pro 1.000 Einwohner:innen.

Heimische Unternehmen haben die lange Tradition der Solarwärmenutzung ausgezeichnet nutzen können. So zeugt ein österreichischer Produktionsanteil von rund 37% an der insgesamt im Jahr 2006 in Europa installierten Kollektorfläche (knapp 3 Millionen m²) von einer guten Positionierung der österreichischen Solarindustrie. Aber nicht nur die Kollektorproduktion hat sich in Österreich äußerst erfolgreich entwickelt, sondern auch die Produktion bzw. der Handel mit sämtlichen anderen Komponenten (Speicher, Regelungen, Hydraulikstationen, Rohrleitungen, Wärmedämmungen, Glasabdeckungen, Pumpen, etc.) und ganzen Solarsystemen zeigt sich sehr positiv.

Das Potenzial für die Nutzung von Solarwärme ist enorm, wie ein jährlicher Niedertemperaturwärmebedarf (<250°C) von rund 40% am gesamten Endenergiebedarf in der EU bzw. in Österreich zeigt. Teile davon können bereits mit derzeit verfügbarer Technologie erschlossen werden. Für die Erschließung der großen Anteile am Niedertemperaturwärmebedarf bedarf es aber erheblicher technologischer Weiterentwicklungen.

Trotz aller bisherigen Erfolge der Solarthermie in Österreich muss festgehalten werden, dass Solarwärme 2020 bzw. 2030 nur dann große Anteile an der Wärmeversorgung Österreichs decken kann, wenn rasch umfangreiche Aktivitäten auf unterschiedlichen Ebenen gestartet werden. Im Rahmen der gegenständlichen Roadmap wurde hierzu ein "Impulsprogramm Solarwärme 2020" definiert, das die aus Expertenmeinung zu setzenden Maßnahmen in drei zentralen Bereichen beschreibt:

  • Zeitlich befristete Impulsförderungen für Solarwärmeanwendungen, die kurzfristig nicht wettbewerbsfähig mit fossilen Energieträgern sind,
  • Begleitmaßnahmen (Markteinführungsprogramme, Ausbildungsprogramme, Medienarbeit),
  • Forschung und Technologieentwicklung.

Können die vorgeschlagenen Maßnahmen des "Impulsprogramms Solarwärme 2020" umgesetzt werden, ist auch die damit verbundene Zielerreichung, 10% Deckung des Niedertemperaturwärmebedarfs im Jahr 2020, realistisch. Das würde bedeuten, dass die mit Ende 2007 insgesamt installierte Kollektorfläche von 3 Mio. m² Flach- und Vakuumkollektoren (2,1 GWth) im Jahr 2020 mit 26,8 Mio. m² (18,8 GWth) knapp verzehnfacht werden könnte. 2030 könnte der solare Anteil am Niedertemperaturwärmebedarf bereits 25% und im Jahr 2050 über 40% ausmachen.

Die abgeschätzten Kosten für die Umsetzung des empfohlenen "Impulsprogramms Solarwärme 2020" (Impulsförderungen, Begleitprogramme sowie Forschung und Technologieentwicklung) belaufen sich auf 1,47 Mrd. € und sind damit knapp doppelt so hoch wie die Summe der aktuellen Ausgaben der öffentlichen Hand für Solarthermie (Bezugsjahr 2007) bis 2020. Also mit weniger als dem doppelten Finanzvolumen könnte das Marktvolumen nahezu verzehnfacht werden. Auch die Wertschöpfung für die österreichische Wirtschaft wäre enorm:

  • Der aufgrund der 23,8 Mio. m² installierter Kollektorfläche (16,7 GWth) erzielte Umsatz in Österreich beträgt rund 15 Mrd. €.
  • Die auf die 15 Mrd. € zu entrichtende Umsatzsteuer liegt bei 3 Mrd. €, also mehr als dem doppelten der Kosten für ein "Impulsprogramm Solarwärme 2020".
  • 63.000 Vollzeitbeschäftigte, die durch Investitionen in Solarwärmetechnik entstehen (aus primären und sekundären Effekten, aber ohne Exportleistungen)
  • Primärenergieeinsparung von etwa 11.500 GWh im Jahr 2020
  • Eine eingesparte Menge an CO2 von 2,8 Mio. Tonnen/a bzw. 70 Mio. Tonnen über die Lebensdauer der Solarsysteme
  • Die Kosten je Tonne eingespartes CO2 würden bei der vollständigen Umsetzung des Impulsprogramms bei rund 21 € liegen.
  • Absicherung bzw. Ausbau der Technologieführerschaft Österreichs.

Zum Vergleich:

Verfehlt Österreich die Zielsetzungen des Kyoto-Protokolls, so werden Strafzahlungen prognostiziert, die im günstigsten Szenario etwa in der Höhe von 20 € je Tonne (zu wenig eingespartem) CO2 liegen werden. Aber auch Strafzahlungen in der Höhe von 100 € je Tonne CO2 halten Experten und Expertinnen für durchaus möglich; und das ohne jegliche Wertschöpfung für Österreich. Ähnliches muss auch bei der Nichterreichung des 34%- Ziels erwartet werden.

Downloads

Solarwärme 2020

Eine Technologie- und Umsetzungsroadmap für Österreich.
Schriftenreihe 17/2009 Christian Fink, Thomas Müller, Werner Weiss (AEE INTEC), Herausgeber: BMVIT
Deutsch, 87 Seiten

Downloads zur Publikation

Bibliographische Daten

  • Erstellt 2008 von AEE INTEC (Christian Fink, Thomas Müller, Werner Weiss) in Kooperation mit dem Verband Austria Solar und arsenal research
  • im Rahmen des klima:aktiv Programms solarwärme
  • im Auftrag des Bundesministeriums für Land und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, strategische Gesamtkoordination: Abt. V/10, Dr. Martina Schuster, Mag. Bernd Vogl,
  • in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend.