Schaffung der Voraussetzungen zur Bildung eines Wiederverwendungskreislaufes für Elektro(nik)-Altgeräte

Selektierung von Elektro(nik)-Altgeräten aus dem Abfallstrom und Rückführung in den Nutzungskreislauf durch Bildung eines operativen Netzwerkes sozialwirtschaftlicher Betriebe, Verkettung der dafür notwendigen Arbeitsabläufe und Schaffung eines Second-Hand-Shops.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Im gegenständlichen Projekt wurde die Wiederverwendbarkeit von Elektro(nik)-Altgeräten (kurz EAG) untersucht, welche im Rahmen der kommunalen EAG-Sammlung getrennt erfasst werden. Das Projekt wurde vom sozialökonomischen Betrieb Demontage- und Recycling-Zentrum (kurz D.R.Z) in Kooperation mit dem Institut für Abfallwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien (kurz ABF-BOKU) durchgeführt.

Ziel des Projektes war es, anhand bereits bestehender Erfahrungen in diesem Bereich Optimierungspotentiale und allgemeine Rahmenbedingungen herauszuarbeiten, um den Anteil an Geräten, welche nach Ende der Nutzung durch den Erstnutzer entsorgt wurden, jedoch über Ausselektierung aus dem EAG-Strom, Instandsetzung und Vermarktung als Second-Hand-Gerät wieder in den Nutzungskreislauf zurückgeführt werden, zu erhöhen.

In Zusammenarbeit mit der MA 481 bezieht das D.R.Z. die gesammelten EAG von drei Wiener Mistplätzen, welche entweder über diverse Instandsetzungs- und Vermarktungswege zur Wiederverwendung kommen oder in die Demontage gehen. Im gegenständlichen Projekt wurden die im D.R.Z behandelten Geräte der Sammelkategorien 2 "Großgeräte" und "Elektrokleingeräte" untersucht. Nicht untersucht wurden Geräte anderer Sammelkategorien.

Eine der zentralen Problemstellungen des Projektes bildete die Fragestellung nach der Sinnhaftigkeit, im Rahmen der kommunalen EAG-Sammlung erfasste Elektro(nik)-Altgeräte für die Wiederverwendung auszuselektieren. Diese Frage kann anhand der Projektergebnisse der Kapitel 4-6 eindeutig positiv beantwortet werden,

  • wenn es ein auf die Wiederverwendung abgestimmtes Sammelsystem gibt, bei dem die gesammelten Geräte schonend behandelt werden, was in der, im gegenständlichen Projekt behandelten, Pilotinitiative der Fall ist.
  • wenn die Geräteselektion, vor allem bei Elektrokleingeräten, entsprechend personell besetzt und infrastrukturell - insbesondere mit genügend Platz und von den Instandsetzungs- und Demontage-Abteilungen räumlich abgegrenzt - ausgestattet ist.

Insgesamt konnte die Geräteselektion als einer der Schlüsselprozesse zur Erhöhung des Anteils wieder verwendeter Geräte aus dem EAG-Strom identifiziert werden. Im Rahmen des Projektes wurden Selektierungs-Kriterien zu Unterstützung der Auswahl wieder verwendbarer Geräte erarbeitet. Für diesen Prozess braucht es aber vor allem eine sozial-kommunikative Persönlichkeit, welche

  • den Arbeitsvorgang der Selektion als interne Dienstleistung für die Instandsetzungs-Abteilungen versteht,
  • mit kontinuierlich aktualisiertem fachlich technischem Know-How, verbunden mit dem Wissen darüber, welche Gerätestandards im Second-Hand-Bereich noch bzw. wieder nachgefragt werden, und der Kenntnis des Kundenverhaltens die Entscheidungskompetenz zur Selektion potentiell wieder verwendbarer Geräte besitzt,
  • welche über die Beratungskompetenz verfügt, die Instandsetzungs-Abteilungen immer wieder über das im EAG-Strom zu findende Spektrum an Gerätearten und vor allem über Veränderungen in der Gerätezusammensetzung zu informieren.

Ein wichtiger Aspekt für die Wiederverwendung von Elektro(nik)altgeräten ist neben einer tadellosen Funktionsfähigkeit, auch ein akzeptabler optischer Zustand des Gerätes. Im Rahmen des Projektes durchgeführte Erhebungen ergaben, dass bei den am Mistplatz abgegebenen Haushaltsgroßgeräten (z.B. Waschmaschine) nur knapp 20 % optisch in einwandfreiem Zustand sind, bei Haushaltskleingeräten (z.B. Kaffeemaschine), IT- und Telekommunikationsgeräten (z.B. Computer) und Unterhaltungselektronik (z.B. Videorekorder) sind es hingegen über 60 %. Diese Geräte beinhalten auch alle notwendigen Zubehörteile und würden sich für eine erste Selektion eignen, um nach der Überprüfung ihrer Funktionstüchtigkeit als Second-Hand-Gerät verkauft werden zu können.

In diesem Zusammenhang könnten alternative Rücknahmesysteme zu einem höheren Anteil an optisch einwandfreien unbeschädigten Geräten führen. Möglich wäre, wieder verwendbare Geräte bereits auf dem Mistplatz auszuselektieren, wofür aber personelle Ressourcen für jeden bedienten Mistplatz bereit gestellt werden müssten, ein Aufwand, der erst ab einem bestimmten Umsatzvolumen im Bereich der Wiederverwendung gerechtfertigt ist. Weitere Möglichkeiten wären, ein Rücknahmesystem in Kombination mit der Shop-Struktur anzudenken bzw. ein Abholservice insbesondere für wieder verwendbare Großgeräte anzubieten.

In den im Zuge des vorliegenden Projektes auf den Mistplätzen durchgeführten Interviews wurde von den Gesprächspartnern immer wieder erwähnt, dass z.B. das Zusammenziehen zweier Personen in eine gemeinsame Wohnung oft in einer doppelten Ausstattung an Elektro- und Elektronikgeräten resultiert. Während Kleingeräte als Reserve noch aufgehoben oder leichter an Freunde weitergegeben werden können, verursachen Großgeräte zumeist Platzprobleme. Diese Geräte können weniger einfach weitergegeben werden, da viele Haushalte bereits ebenfalls über einen funktionierenden Geschirrspüler, eine Waschmaschine oder einen Kühlschrank verfügen und diese zu dem konkreten Zeitpunkt nicht austauschen wollen. Eine Weitergabe an Personen außerhalb des Bekanntenkreises ist den Betroffenen oft viel zu arbeits- und zeitintensiv. Die überzähligen Großgeräte werden daher entweder gleich entsorgt, obwohl sie einwandfrei funktionieren, oder - wenn die Möglichkeit besteht - zunächst an Orten (z.B. Dachboden, Keller, Geräteschuppen,...) gelagert, wo sie vorerst nicht im Weg sind und erst zu einem späteren Zeitpunkt entsorgt. Der Zustand dieser Geräte kann zu diesem späteren Zeitpunkt durch unsachgemäße Lagerung bereits so schlecht sein, dass eine Wiederverwendung nicht mehr in Frage kommt, z.B. durch Rost, Feuchtigkeitsschäden in der Elektronik oder mechanische Beschädigungen. Außerdem entsprechen die Geräte dann auch nicht mehr aktuellen Ansprüchen bezüglich Technik, Funktion, Sicherheit und Design. Durch Information der Bevölkerung, dass bei einem Second Hand Shop auf unkomplizierte Weise die Möglichkeit besteht, funktionierende Großgeräte für einen guten Zweck abzugeben, könnten möglicherweise Großgeräte lukriert werden, welche die Voraussetzungen für eine Wiederverwendung ohne Einschränkungen erfüllen. Als möglichen zusätzlichen Anreiz für eine Abgabe der funktionstüchtigen Geräte könnte - analog zu den verschiedenen Aktionen bei Mobiltelephonen - auch die Weitergabe eines fixen Spendenbetrags an eine karitative Einrichtung überlegt werden.

In der Vermarktung der Geräte sollte die bereits bestehende Infrastruktur in den beiden Betrieben D.R.Z und R.U.S.Z beibehalten werden, jedoch durch eine Shop-Struktur erweitert werden. Der vom R.U.S.Z praktizierte "Werkstatt-Verkauf", bei welchem die Second-Hand-Geräte in den Räumlichkeiten zum Verkauf angeboten werden, in denen sie auch instand gesetzt und repariert wurden, übt auf eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Personen einen besonderen Reiz aus.

Diese könnten wichtige Multiplikatoren einer zukünftigen Shop-Struktur sein, in denen die Geräte verkauft, aber nicht instand gesetzt werden. Hingegen könnte eine derartige Shop-Struktur gut in Verbindung mit einem Take-Back-System betrieben werden. Indem in einem Verkaufsshop auch defekte, aber noch instandsetzungswürdige Geräte abgegeben werden können, könnte der Anteil an optisch unbeschädigten Geräten erheblich gesteigert werden.

Daneben sollte der Internet-Verkauf ausgebaut werden. Insbesondere gebrauchte EDVGeräte, vor allem aber PC-Komponenten, können über diese Schiene am besten verkauft werden. Insgesamt hat sich gezeigt, dass sich das Angebot an Second Hand Geräten teils an sehr verschiedene Zielgruppen (vom Bastler und Liebhaber bis zum Ebay-Nutzer) wenden, welche über ganz unterschiedliche Verkaufsschienen angesprochen werden. Auch aus diesem Grund dürfte eine Kombination aus Werkstatt-, Internet- und Shop-Verkauf insgesamt die besten Verkaufsergebnisse erzielen.

Die im Rahmen des Projektes durchgeführte Marktanalyse ergab, dass die Nachfrage an Second-Hand-Geräten vorhanden ist, jedoch von Geräteart zu Geräteart sehr unterschiedlich ist. Knapp 47 % der befragten Personen können sich vorstellen, ein Second-Hand-Gerät zu kaufen, bereits ein Drittel der Befragten gab an, schon einmal ein Second Hand Gerät gekauft zu haben. Die Analyse der Mitbewerber zeigte, dass es in Wien eine Reihe von Anbietern von Second-Hand-Geräten gibt, bei den meisten das Angebot an Second-Hand-Elektronik jedoch nur einen Teil des Sortiments ausmacht.

Die Charakteristiken des D.R.Z/R.U.S.Z-Angebots,

  • über die EAG-Sammlung vergleichsweise günstig an eine hohe Anzahl an wieder verwendbaren Geräten zu kommen,
  • über ein Know-How zur Instandsetzung vieler ganz unterschiedlicher Gerätearten zu verfügen, welches über viele Jahre aufgebaut wurde,
  • dem Kunden das Verkaufsgefühl zu geben, mit dem Einkauf auch einen positiven sozialen Beitrag zu leisten,
  • unterschiedliche Verkauf- und Vermarktungsschienen betreuen zu können sowie
  • bereits über hohen Bekanntheitsgrad zu verfügen,

geben Stärken wieder, welche in ihrer Gesamtheit von keinem anderen Anbieter in ähnlicher Form erreicht werden.

Publikationen

Schaffung der Voraussetzungen zur Bildung eines Wiederverwendungskreislaufes für Elektro(nik)altgeräte

Schriftenreihe 24/2007 M. Spitzbart, F. Schneider, G. Obersteiner, Herausgeber: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Deutsch, 141 Seiten

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Projektbeteiligte

Projektleitung

Verband Wiener Volksbildung
Beschäftigungsinitiative Demontage- und Recycling-Zentrum D.R.Z

DI Markus Spitzbart
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Fax: +43 1 982 16 48 - 18
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Internet: www.drz-wien.at, www.trashdesign.at

Anton Stengeli
anton.stengeli@drz-wien.at

Projektpartner