Landinger Sommer 2015 - Smart Cities Tag

12. - 19. Juli 2015
Hösshalle
4573 Hinterstoder, AT

Auch heuer gab es ihn wieder - den Landinger Sommer, einen sommerlichen Mix aus kreativen Köpfen, aktuellen Themen, inspirierenden Projekten und erholsamen Tagen.

Rückblick & Vortragsunterlagen

Die romantische Kulisse von Hinterstoder, mit dem unweit entsprungenen klaren Gebirgsbach Steyr und den Kalkgipfeln des Toten Gebirges, wählten Christof Isopp und seine „Landinger“ auch 2015 wieder, um die Distanz dazu zu finden, worüber sie hier einen Tag lang diskutierten und zusammen sinnierten: Smart Cities.

An die 50 Teilnehmende, darunter ExpertInnen, ForscherInnen, EntscheidungsträgerInnen, Mitglieder von Stadtverwaltungen, StudentInnen, WebdesignerInnen und HinterstodererInnen, fanden sich am 16. Juli 2015 in der Hösshalle ein, um in lockerem, informellen Rahmen ihre Gedanken auszutauschen. Für die beiden Sessions am Vormittag und Nachmittag waren die Vortragenden aufgefordert, ihren Input in 7 Minuten auf 7 Folien darzubringen.

Den Anfang machte Johannes Bockstefl von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der anhand einer Karte der ÖROK zeigte, dass sich die Bevölkerung vom Land in die städtischen Ballungsräume Österreichs verlagert. Er zeigte auch Ergebnisse aus Smart Cities Projekten, z.B. die Aufwertung von Wohntürmen aus 1960er Jahren in Leoben mit der Andockung von Loggien und gab Ausblick auf die kommenden Jahre, in denen Smart Urban Labs ein zukünftiges Förderinstrument sein könnten.

Doris Österreicher vom AIT konzentrierte sich in ihren 7 Minuten auf die Sanierung in der Smart City. Da 80 % der Gebäude in Wien vor 1980 gebaut wurden, ist ein großer Teil des Baubestands in Wien sanierungsbedürftig. Technisch sind viele Formen der Nachverdichtung, Vorfertigung und der Integration von erneuerbaren Energien möglich, in der Praxis ist oft die Eigentümerstruktur von Gebäuden hinderlich. Ein wichtiger Schritt hin zu einer Smart City sind deshalb neue Geschäftsmodelle für die Sanierung.

Robert Hinterberger von New Energy Capital Invest erörterte den Kundennutzen von „smarten“ IKT-Lösungen, die helfen, den Wärmebedarf zu identifizieren. Projekte aus Finnland, die bis dato kaum in Österreich rezipiert wurden, zeigen, dass die Kosten beim Wärmebedarf durch IKT-Lösungen und ohne Sanierung reduziert werden konnten.

Hans Schnitzer vom StadtLABOR Graz verbildlichte, wie und weshalb Industriebetriebe wieder in die Städte zurückkehren könnten. Anhand des Entwicklungsgebiets Reininghaus in Graz zeigte er, dass Arbeiten und Wohnen im gleichen Gebiet möglich ist. In einem weiteren Projekt wird eine Kläranlage zu einem Energieschwamm umfunktioniert. Energie soll in Zukunft aus der Anlage in die Gas-, Strom-, und Wassernetze exportiert und miteinander verbunden werden.

Dietmar Kanatschnig vom öin plädierte für ein präventives Rebound-Management in Smart City Projekten. Mögliche Effizienzsteigerungen werden durch eine Verhaltensänderungen der NutzerInnen torpediert, da diese z.B. nach einer Sanierung aufgrund des gesteigerten Komforts manchmal mehr verbrauchen als davor und geplante Einsparungen so aufgehoben werden. Auch der Frage der Suffizienz solle man sich stellen und kritisch betrachten, ob so manches Smart City Projekt die Grenzen des technisch Sinnvollen nicht überschreite.

Gerfried Koch, Energiebeauftragter der Stadt Baden, stellte dar, was Baden unter einer Smart City versteht und fügte hinzu, dass der Kontakt zu den BürgerInnen Smartness ausmachen und dass unkonventionelle Ansätze zum Erfolg führen.

Andrea Kessler von nonconform Architekten präsentierte ihr Projekt, in dem sie mit KollegInnen eine Plattform entwickelt, in die „Scouts“ Abfall-Materialien (z.B. Industrieverschnitt, Fehlproduktionen, Abbruchgebäude) eintragen. Diese Materialien können wieder verwendet werden, wie z.B. ausrangierte Rotorblätter aus der Windkraft als Sitzgelegenheit oder Bauschutt zum Wiederaufbau.

Barbara Hammerl vom StadtLABOR Graz plädierte für die Öffnung von Innovations-prozessen, um auch AkteurInnen einzubinden, die üblicherweise nicht dabei sein würden (z.B. auch Kreative). Auch sie setzte sich für den Kontakt zu den BürgerInnen ein, unter dem Slogan: „Wir brauchen nicht nur Big Data, sondern auch Big Conversation.“

Hans-Günther Schwarz vom BMVIT stellte - auf der Suche nach Input für eine Info-Grafik zum Thema Smart City - die Frage in den Raum was denn unter einer „Smart City“ zu verstehen sei und welche Aspekte außerhalb der Technologieperspektive dabei berücksichtigt werden müssen.

Nach den Inputs vom Vormittag folgte eine Gondelfahrt auf die Hössalm. Die Fahrt in der Gondel wurde dazu genutzt, um gemeinsam mit den InputgeberInnen zu diskutieren.

Am Nachmittag folgten weitere Inputs von Ernst Rainer von der TU Graz, der die Wichtigkeit kurzer Wege in der Stadt und des öffentlichen Raums unterstrich.

Christina Steiniger von nonconform Architekten präsentierte Beispiele zur Nachverdichtung und Partizipation in Architekturprojekten.

Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, lud mit ihrem Input zu einer Mindmapping-Session zum Thema „Smart City – aber für wen?“

Ina Homeier von der Stadt Wien brachte mit Karikaturen neue Ansichten zur Smart City in die Runde. Sie zeigte u.a. Bilder, die im Rahmen des EU-Projekts TRANSFORM entstanden sind, in dem die Städte Amsterdam, Genua, Hamburg, Kopenhagen, Lyon und Wien an einer „Transformation Agenda For Low Carbon Cities“ zusammen gearbeitet haben.

Michael Cerveny vom Energy Center Wien, angesiedelt in der TINA Vienna, stellte sich der Frage, ob die erneuerbare Energierevolution das Stadt-Land-Verhältnis verändert. Die potenzielle Energiegewinnung am Einfamilienhaus, z.B. mit Photovoltaik, lässt diese Lebensform, die im Zeitalter von teurer und knapper werdendem Erdöl für die BewohnerInnen nicht mehr leistbar zu werden drohte, in neuem Glanz erscheinen. Volkswirtschaftlich muss das Einfamilienhaus aufgrund des hohen Flächenverbrauchs und hoher Kosten für Versorgung und Infrastruktur aber auch weiterhin kritisch gesehen werden.

Anschließend wurden in kleinen Gruppen drei Workshops zu den Themen „Partizipation“ (Christoph Chorherr, Die Grünen), „Smart City – aber für wen?“ (Theresia Vogel, Klima- und Energiefonds) und „Stadt-Land-Verhältnis“ (Herbert Greisberger, eNu, basierend auf dem Input von Michael Cerveny) abgehalten.

Nach all diesen Inputs, Diskussionen und Brainstormings ließen etliche TeilnehmerInnen den Tag in der Kneipp-Anlage an der Steyr ausklingen. Alles in allem war der Smart City Thementag auch 2015 wieder ein voller Erfolg, weswegen man sich auf eine Fortsetzung 2016 freuen darf.

Bildergalerie

Inhaltsbeschreibung

Beim Landinger Sommer wurde wieder über Themen wie Honigproduktion, Kunstfestivals oder Smart Cities diskutiert, zu Schulen geworkshoppt, die beeindruckende Bergwelt erwandert, mit den Hinterstoderern "Bänkle gehockt" und die lokale Küche durchprobiert. Das eigentliche Programm entstand, wie jedes Jahr, zum größten Teil vor Ort. Im oben stehenden Rückblick ist der Smart Cities Tag dokumentiert, der mit Unterstützung des BMVIT am 16.07.2015 stattfand.

Wer den Landinger Sommer noch nicht kennt, kann sich auf der Veranstaltungswebsite einen Überblick über die Aktivitäten verschaffen.

Kontaktadresse

Die Verknüpfer / Projekt Landing OG
Christof Isopp & Roland Gruber
Messerschmidtgasse 30
A-1180 Wien
E-Mail: sommer@landinger.at