SUPROMED - Aufbereitung und Wiederverwendung von Einweg-Medizinprodukten unter Nachhaltigkeitsaspekten - Einführung in Österreich

Zur Zeit findet in Österreich im Gegensatz zu anderen Ländern keine Aufbereitung und Wiederverwendung von als Einweg deklarierten Medizinprodukten statt. Beträchtliche ökologische und ökonomische Einsparungspotenziale bleiben ungenutzt. In einem Stakeholder-Dialog wurden praktikable Umsetzungsstrategien entwickelt, um eine nachhaltige Wertschöpfungskette zu etablieren.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Medizinprodukte - wieder verwenden statt wegschmeißen

Immer mehr Medizinprodukte landen nach einmaligem Gebrauch im Müll. Das kostet viel Geld und belastet die Umwelt. Die vorliegende Studie zeigt, dass in Österreich rasch ein qualitätsvolles System realisiert werden könnte, um vermehrt Medizinprodukte aufzubereiten und wieder zu verwenden. Das Einsparpotential liegt bei 60 bis 100 Millionen Euro pro Jahr.

Rund 730 Millionen Euro werden in Österreich für Medizinprodukte ausgegeben. Tendenz weiterhin steigend. Neben steigenden medizinischen Anforderungen ist auch ein Grund dafür, dass immer mehr Medizinprodukte verkauft werden, die nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden. Diese Einwegprodukte lassen auch den Müllberg ständig wachsen. Rund 100 Millionen Kilogramm Abfälle pro Jahr produzieren die österreichischen Krankenhäuser.

Das muss nicht so sein. Immer schon gab und gibt es Medizinprodukte, die nach Gebrauch gereinigt, desinfiziert, sterilisiert und nach dieser Aufbereitung wieder verwendet werden. Auch viele der als Einweg deklarierten Medizinprodukte können ohne Qualitätsverlust aufbereitet werden, zwischen 2 und 12 Mal.

Die Aufbereitung von als Einweg deklarierten Medizinprodukten ist in Österreich verboten. Anders als beispielsweise in Deutschland und den USA, wo die Aufbereitung von als Einweg deklarierten Produkten sowohl in Gesundheitseinrichtungen als auch durch externe Aufbereiter erlaubt und geregelt ist.

Ob ein Produkt als Einweg deklariert wird, entscheidet derzeit allein der Hersteller. Damit bestimmt er in Österreich auch, ob es aufbereitet werden darf oder nicht. Er muss seine Entscheidung nicht begründen. Und aus Herstellersicht spricht fast alles für die Einweg-Deklaration: Höhere Stückzahlen, höhere Umsätze, keine Verantwortung für den Aufbereitungsprozess.

Aufbereitung ist sicher. Damit dieser ökonomische Nutzen nicht so offensichtlich ist, wird das Wohl des Patienten vorgeschoben: Einweg sei sicher, Aufbereitung nicht. Natürlich gab und gibt es immer wieder Fälle, wo aufbereitete Produkte nicht den Qualitätsanforderungen entsprachen. Das gilt aber auch für Neu- und Mehrwegprodukte. Ein erhöhtes Risiko für den Patienten durch eine professionelle Aufbereitung von als Einweg deklarierten Medizinprodukten nach validierten Verfahren ist aus den verfügbaren Studien nicht ableitbar.

Aufbereitung schont die Umwelt. Durch das Verbot der Aufbereitung von als Einweg deklarierten Medizinprodukten in Österreich bleiben - entgegen den politischen Zielsetzungen zur Nachhaltigkeit - bedeutende ökologische Potenziale zur Einsparung von Ressourcen, Abfällen und Emissionen ungenutzt. Durch die Aufbereitung können pro Wiederverwendung durchschnittlich 80% der Abfälle eingespart werden , die Einsparung an Ressourcen gesamthaft ist deutlich höher.

Aufbereitung spart Geld. Durch die Aufbereitung von als Einweg deklarierten Produkten könnten in Österreich jährlich etwa 60 bis 100 Millionen Euro gespart werden. Bis dato reicht dieses ökonomische Potenzial aber nicht aus, um die Aufbereitung in Österreich zu etablieren.

Aufbereitung funktioniert. Wie die Beispiele aus Ländern wie Deutschland und den USA zeigen, lässt sich ein System aufbauen, das hohe Qualitätsstandards und Sicherheit garantiert. Davon profitiert auch die Aufbereitung von Mehrwegsystemen, die derzeit in vielen Gesundheitseinrichtungen noch nicht optimal gestaltet ist. Was für die Aufbereitung von als Einweg deklarierten Produkten in Österreich vor allem fehlt, ist der klare Wille des Gesetzgebers und der vollziehenden Behörden.

Auf europäischer Ebene ist eine einheitliche Regelung vorerst nicht in Sicht. Es gilt, national zu handeln, wenn die ökologischen und ökonomischen Potenziale rasch genutzt werden sollen. Alle dafür notwendigen Systemelemente sind in anderen Kontexten erprobt.

In Österreich kann ein System, das eine Aufbereitung nach qualitätsgesicherten Verfahren und Wiederverwendung aller dafür geeigneten Medizinprodukte auf hohem Niveau ermöglicht, rasch realisiert werden.

Zum Projekt SUPROMED

Ressourcenschonung und Abfallvermeidung haben im Gesundheitswesen bislang nur geringe Priorität. Dies zeigt sich etwa im Bereich der Medizinprodukte, deren Verbrauch nicht nur ständig ansteigt, sondern sich massiv von Mehrweg (wieder verwendbar) zu Einweg-Produkten verlagert. Wird diese Entwicklung nicht gestoppt, werden viele als Einweg deklarierte Produkte die Mehrweg-Produkte und die damit verbundenen Systeme zur Wiederaufbereitung vom Markt bald vollständig verdrängen.

Zwar gibt es genügend wissenschaftlich und praktisch fundierte Erkenntnisse, die allgemein das ökonomische und ökologische Einsparpotenzial von Aufbereitungstechnologien in den verschiedensten Branchen zeigen. Dennoch gelingt es oft nicht, diese in der Praxis durchzusetzen. Ein zentrales Ziel dieses Projektes war es, umfassend zu analysieren, warum derzeit die Aufbereitung und Wiederverwendung von Einweg-Medizinprodukten in Österreich nicht praktiziert wird, sowie geeignete Lösungsansätze aufzuzeigen und Umsetzungsstrategien zu entwickeln, die eine sichere Aufbereitung ermöglichen könnte.

Publikationen

SUPROMED

Aufbereitung und Wiederverwendung von Einweg-Medizinprodukten unter Nachhaltigkeitsaspekten - Einführung in Österreich
Schriftenreihe 09/2007 M. Truppe, Herausgeber: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie
Deutsch, 90 Seiten

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Projektbeteiligte

Projektleiter

Mag. Michaela Truppe

Projekt- und Kooperationspartner

  • ARECon GmbH
    Mag. Monika Himpelmann, DI Stefan Melnitzky
    Obere Donaustrasse 71, 1020 Wien
    E-Mail: office@arecon.at
  • Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Freiburg
    DI (FH) Martin Scherrer
    Hugstetter Straße 55
    D-79106 Freiburg

Kontaktadresse

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Gusshausstrasse 21/19
1040 Wien
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