Leitfaden für Logistiksysteme und Rohstoffmanagement im Burgenland

Das vorliegende Projekt bezieht sich auf das Gebiet des österreichischen Bundeslandes Burgenland und untersucht Möglichkeiten den künftigen Biomassebedarf im Burgenland mit Ressourcen aus dem Burgenland abdecken zu können.

Kurzbeschreibung

Status

abgeschlossen

Kurzfassung

Die Ausgangslage für das Projekt hat zwei Seiten. Einerseits gibt es im Burgenland auf Grund der kleinstrukturierten Waldflächen ungenutzte Holzmengen, die derzeit nicht mobilisierbar sind, andererseits ist der Biomassebedarf im Burgenland, bedingt durch das Ökostromgesetz und die Errichtung einiger großer Biomassewerke, in den letzten Jahren aber stark gestiegen. Mit diesem enorm angestiegenen Rohstoffbedarf konnten die bestehenden Logistikstrukturen allerdings nicht mithalten.

Ziel dieses Projektes war es daher, zu untersuchen, ob der Holzberg in den burgenländischen Wäldern auch groß genug für die Versorgung aller Anspruchsgruppen ist und entsprechende Logistikkonzepte zu entwickeln.

Wesentliche Projektinhalte waren daher die Analyse des bestehenden sowie des künftigen Biomassebedarfs im Burgenland und des vorhandenen Ressourcenpotenzials - des theoretischen sowie des tatsächlich bringbaren. Darauf aufbauend wurden dann allgemeine Logistikvarianten in den Bereichen Kleinwald, Kurzumtrieb und Landwirtschaft entwickelt, von denen dann in weiterer Folge konkrete Konzepte in einzelnen Beispielregionen abgeleitet wurden.

Als Ergebnisse des Projektes kann folgendes festgehalten werden: Das theoretische Biomassepotenzial im Burgenland aus dem Wald beträgt im Mittel rund 1.214.333 fm bzw. 3.568.653 MWh pro Jahr. Zur Ermittlung des Potenzials aus der Landwirtschaft wurden die vorhandenen Acker- und Grünlandflächen herangezogen, daraus ergibt sich ein theoretisches Potenzial von ca. 3.377.745 Tonnen bzw. 101.322.345 MWh pro Jahr. Im Bereich Kurzumtrieb beträgt das theoretische Potenzial - unter Heranziehung der Ackerflächen - rund 2.141.905 Tonnen bzw. 64.257.156 MWh pro Jahr, wobei zu berücksichtigen ist, dass sich bei den theoretischen Potenzialen der Bereich Landwirtschaft und Kurzumtrieb überschneiden. Zusätzlich wurde als - im Burgenland ins Auge fallende - Ressource der Schilfgürtel um den Neusiedler See untersucht, daraus ließe sich theoretisch ein Potenzial von ca. 100.000 Tonnen bzw. 400.000 MWh pro Jahr gewinnen.

Hinsichtlich der Bringpotenziale wurden im Bereich Wald, die Waldparzellen in unterschiedliche Größenklassen mit verschieden leichter oder schwerer maschineller Bewirtschaftbarkeit eingeteilt. Die Zuwächse wurden diesen Flächen zugeteilt und den aktuellen Holzeinschlagsmengen gegenüber gestellt. Das bringbare primärenergetische Potenzial aus Waldholz wird demnach zwischen 667.000 und 825.000 MWh jährlich geschätzt. Das bringbare primärenergetische Kurzumtriebspotenzial wurde auf Basis der Kleinproduktionsgebiete im Burgenland und der schattseitig exponierten Ackerlandflächen ermittelt und beträgt rund 160.000 MWh pro Jahr. Als Alternative für die Nutzung holzartiger Biomasse wurde die Nutzung von Grünmasse aus Acker- oder Grünland untersucht. Biogassubstrate aus dem aktuell vorhandenen Grünland sind in der Lage ca. 169.000 MWh pro Jahr an Primärenergie zu liefern. Durch die mittelfristige Nutzung von 25% der Ackerflächen für die Produktion von Biogassubstraten können jährlich ca. 1.200.000 MWh bereitgestellt werden. Das bringbare Potenzial aus dem Schilfgürtel beträgt rund 36.000 Tonnen bzw. 144.000 MWh pro Jahr.

Wie bei der energetischen Nutzung des Grünlandes sind auch die Primärenergiepotenzial aus den Ackerflächen wesentlich einfacher zu bringen als die Primärenergiepotenziale aus dem Wald. Für letztere bestehen noch leichter erreichbare Bringpotenziale in den Wäldern des Nordburgenlandes. In den Bezirken Oberpullendorf, Güssing und Jennersdorf sind diese Potenziale bereits erschwert zugänglich. Für den Bezirk Oberwart erscheint, trotz großer Reserven, das Bringpotenzial für Forstholz bereits ausgeschöpft.

Der gegenwärtige und künftige Biomassebedarf im Burgenland wurde durch eine Erhebung der bestehenden und geplanten Anlagen (auf Basis Holz bzw. Biogas) ermittelt. Der derzeitige Bedarf an Holz beträgt rund 463.526 Srm bzw. 681.099 MWh im Jahr, der künftige 1.001.026 Srm bzw. 1.248.699 MWh. Der gegenwärtige Biomassebedarf aus der Landwirtschaft kann mit 92.941 Tonnen bzw. 93.941 MWh pro Jahr beziffert werden, der künftige Bedarf mit 168.041 Tonnen bzw. 171.254 MWh.

Ebenso wurden Anforderungen an bestehende und künftige Logistikstrukturen erhoben respektive erarbeitet. Im Bereich der Ressource Holz zeigt sich, dass der gegenwärtige Bedarf das Angebot bereits überschritten hat und Reserven nur noch auf derzeitig nicht bringbaren Flächen zu finden sind. Mobilisierung von Holzressourcen ist also eine wesentliche Anforderung an künftige Logistiksysteme. Im Bereich Biomasse aus der Landwirtschaft ist jedoch durchaus noch freies Potenzial für weitere Anlagen vorhanden. Hinsichtlich der Logistikstrukturen wurden im Projekt Varianten für die Bereich Kleinwald, Kurzumtrieb und Biogas respektive Landwirtschaft entwickelt.

Als Lösungsansätze für den Kleinwald wurden temporäre bzw. permanente Bewirtschaftungsgemeinschaften vorgeschlagen. Beide Modelle sehen eine gemeinsame Bewirtschaftung unterschiedlicher Waldgrundstücke vor, die je nach Modell hinsichtlich Bewirtschaftung, Finanzierung/Abrechnung und Organisationsform unterschiedlich aufgebaut ist. Das Modell der permanenten Bewirtschaftungsgemeinschaft wurde an die Beispielregion Leithaberg - St. Georgen - Eisenstadt angepasst und teilweise auch schon umgesetzt.

Auch der Bereich Kurzumtrieb wurde zunächst allgemein untersucht. Die Ergebnisse wurden dann auf eine Beispielregion - das Südburgenland - angewandt. Das Beispielkonzept berücksichtigt im speziellen die Grundwassergebiete entlang der in der Region verlaufenden Flüssen und Bäche, die bis jetzt überwiegend landwirtschaftlich genutzt werden. Auch hier wäre es erforderlich, Gemeinschaftsflächen herzustellen. Durch die Nutzung dieser Flächen könnten sieben Prozent des Biomassebedarfs im Burgenland im Bereich Holz gedeckt werden und zudem eine Renaturierung und Auflockerung der Landschaft entlang der Flüsse und Bäche stattfinden.

Im Bereich der landwirtschaftlichen Ressourcen für die Biogasproduktion wurden, ausgehend von den allgemeinen Untersuchungen zu Anbau und Ernte von Biogassubstraten, Grundstücken und Produktionskosten, je eine Logistikvariante frei Feldweg, frei Silo und frei Fermenter analysiert. Ein Beispielkonzept wurde für die geplante Biogasanlage in Güssing entwickelt.

Die verschiedenen Logistikalternativen wurden mittels Nutzwertanalyse bewertet und miteinander verglichen. Dabei wurden je nach Gewichtung die beiden Bewirtschaftungsgemeinschaften für den Kleinwald sowie die Biogasvarianten "frei Feldweg" und "frei Silo" priorisiert. Die unterschiedlichen Logistikvarianten wurden zudem hinsichtlich ihrer langfristigen Wirkungen simuliert.

Nach Projektende wird versucht werden, die entwickelten Beispielkonzepte umzusetzen, im Bereich Kleinwald wurde damit schon während der Projektlaufzeit begonnen.

Projektbeteiligte

Projektleiter

Mag.a Christiane Brunner
Europäisches Zentrum für erneuerbare Energie Güssing GmbH

Projekt- und Kooperationspartner

  • Bioenergie Burgenland Service GmbH
  • Burgenländischer Waldverband GmbH
  • Renet - Kompetenzknoten Güssing Forschungsinstitut für erneuerbare Energie GmbH
  • BEGAS - Wärme & Service GmbH

Kontaktadresse

Europäisches Zentrum für erneuerbare Energie Güssing GmbH
Mag.a Christiane Brunner
Europastraße 1
7540 Güssing
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Fax: +43 (3322) 9010 850 12
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