Workshop: Urban Transition - Rückbesinnung auf urbane Lebensqualität
Veranstalter
- Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
- Stadt Wien
Rückblick & Vortragsunterlagen
Jürgen Bruns-Berentelg betonte, es sei wichtig, Meinungsbildungsprozesse vorzuschalten, um Ideen gemeinsam zu entwickeln. Wichtige Elemente der HafenCity Hamburg seien:
- „Stadt der kurzen Wege“: Nahversorgungsangebote, soziale Infrastrukturen. Barrierefreiheit
- HafenCity als öffentlicher Ort mit hoher Lebensqualität, z.B. Mikrodifferenzierung zur Integration von Sport- und Freizeitangeboten
- Wärmeenergieversorgung: Halbierung der CO2-Benchmarks von der westlichen (1. Phase) zur östlichen HafenCity: Nahwärmenetz östliche HafenCity: 92 % erneuerbare Energien, 89 g CO2/ kWh
Ein wichtiges Instrument der ökonomischen Nachhaltigkeit sei die so genannte „Anhandgabephase“, eine zeitlich befristete, schriftlich fixierte exklusive Optionsphase zur Beplanung eines Grundstücks statt des unmittelbaren Verkaufs. Die Dauer der Option beträgt ca. 1,5 Jahre, der Verkauf des Grundstücks erfolgt erst nach Durchführung eines Architekturwettbewerbs und mit Baugenehmigung. Hier wird mit dem Prozess die Qualität der Bebauung gesteuert.
Michael Cerveny kam zum Schluss, dass ein Wärme-/Kälteversorgungssystem mit 75 % erneuerbaren Standortressourcen technisch verlässlich und wirtschaftlich prüfenswert möglich ist. Die von der Smart City Rahmenstrategie Wien für 2050 angepeilten CO2- und Primärenergieziele (für „Private Haushalte / Wohnen“) können mit sehr hohen Anteilen an Abwärme/ Erneuerbaren schon jetzt fast erreicht werden.
Angesichts der Kostenstruktur brauche es vorrangig neue Geschäfts- und Finanzierungsmodelle und neue Kooperationen zwischen Bauträgern, Energieversorger(n), Stadt und Finanzierern. Außerdem brauche es auch neue/ bessere Rahmenbedingungen um diese (Energieversorgungs- und Geschäfts-)Modelle möglich zu machen.
Helmut Strasser zeigte, dass der Schritt von der Optimierung des Einzelgebäudes zur Planungsdimension Siedlung mehrere Anforderungen mit sich bringt:
- erweiterte Bewertungsmaßstäbe an Stelle von m²-bezogener Effizienz
- Mehrdimensionalität – Gebäude, Energieversorgung, Mobilität etc.
- erforderliche Integration in Stadtplanungsprozesse.
Um diesen Schritt tatsächlich durchführen zu können brauche es eine gemeinsame Sprache der unterschiedlichen Akteure, eine durchgängige Qualitätssicherung, aber auch verbindliche Instrumente zur Umsetzung.
Ernst Rainer spannte den Bogen von Energieraumplanung über Klimawandelanpassung und den städtischen Außenraum hin zu den Menschen, die zentrales Ziel einer nachhaltigen Stadtentwicklung sein sollen. Seine Conclusio lautete, dass an erster Stelle einer intelligenten (smarten) Stadtentwicklung die Erhaltung und Steigerung der urbanen Lebensqualität der Menschen liegen müssen. Das übergeordnete Ziel sollte die zukunftsfähige städtische postfossile Gesellschaft sein. Ein Umdenken in der Energieraumplanung sei notwendig, für das Gelingen urbaner Transformation.Galerie
Vom Gebäude zur Siedlung; Helmut Strasser, SIR (pdf, 712.3 kB)
Inhaltsbeschreibung
Die Welt des 21. Jahrhunderts ist eine urbanisierte Welt. Urbane Regionen beherbergen bei immer noch wachsender Tendenz die Mehrheit der Bevölkerung und generieren den Großteil unseres Wohlstands. Sie stehen in weltweitem Wettbewerb um Lebensqualität, Produktivität und Kommunikation und werben um Investitionen und die „besten Köpfe“.
Die Transformation der heutigen Energiesysteme hin zu einer post-fossilen, CO2-freien Gesellschaft stellt gerade Städte vor enorme Herausforderungen, u.a. auch deswegen, weil die Nutzung erneuerbarer Energieträger in der Stadt naturgemäß schwieriger als im ländlichen Raum ist. Die erfolgreiche Gestaltung urbaner Transformationsprozesse hin zu zukunftsfähigen Städten und die Überwindung von Grenzen in unserem Denken auf dem Weg dorthin sind daher zentrale Leitfragen, mit denen sich dieser Workshop beschäftigt.
Das hochkarätig besetzte Panel geht anhand von praxisnahen Beispielen in unterschiedlichen Städten darauf ein, Erfolgsfaktoren und Treiber der Entwicklung bzw. Umsetzung des „Smart City-“ Konzepts zu beleuchten und dabei gleichzeitig den veränderten sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen Rechnung zu tragen. Herausforderungen dabei sind u.a. die Wohnungsknappheit in stark wachsenden Städten, die Verknüpfung von Energieplanung und Stadtplanung, die Errichtung neuer Stadtteile mit nachhaltigen (Energie-)Infrastrukturen, die Stakeholdereinbindung oder die Entwicklung neuer Finanzierungs- und Geschäftsmodelle:
- Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, berichtet von diesem größten innerstädtischen Entwicklungsprojekt in Europa, das ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit in einer durchmischten urbanen „New Downtown“ verschränkt. Die zukunftsfähige Stadtstruktur zeigt eine feinkörnige horizontale Nutzungsmischung und viele öffentliche Flächen im Erdgeschoß. Bei der Planung der HafenCity ersetzt ein flexibler Prozess einen Masterplan, um nicht einen Stadtentwicklungsprozess, der über mehrere Jahrzehnte läuft, zu einem zu frühen Zeitpunkt festzuschreiben.
- Michael Cerveny vom Energy Center Wien beleuchtet in seinem Vortrag die Wärmewende mit einem Schwerpunkt auf den Neubau, das Thema Energie(raum)planung für neue Stadtentwicklungsgebiete und die Wärmeversorgung im Sinne der Smart City Wien Rahmenstrategie.
- Helmut Strasser vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen SIR arbeitet an der Energieoptimierung von Siedlungen. Er widmet sich der Frage, wie Qualitäten von Siedlungen für Planung und Ausführung verankert und bis in den Betrieb verfolgt werden können.
- Ernst Rainer, Leiter der Smart-Urbanism-Forschungsgruppe am Institut für Städtebau der TU Graz, spricht über die Wiederentdeckung des öffentlichen Raums und des menschlichen Maßstabs und zeigt Trends, die eine Rückbesinnung auf urbane nachhaltige Lebensqualität ermöglichen.
Kontaktadresse
Claudia Dankl, ÖGUT
E-Mail: claudia.dankl@oegut.at
Tel.: + 43 (1) 315 63 93-24
Hannes Warmuth, ÖGUT
E-Mail: hannes.warmuth@oegut.at
Tel.: +43 (1) 315 63 93-18